Caritas-Tarifrunde 2018: Wettbewerbsfähig bleiben und Fachkräfte gewinnen
Wie übertragbar ist die Tarifrunde im öffentlichen Dienst auf die Caritas?
Rolf Cleophas: Starke Flächentarife sind gerecht, sozial und schaffen einen fairen Wettbewerb. Die Caritas braucht also ohne Zeitverzögerung eine Übernahme des Abschlusses im öffentlichen Dienst, damit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der wirtschaftlichen Entwicklung der Gesellschaft teilhaben können. Zudem zwingt uns die dramatische Personalsituation, vor allem in der Pflege, dazu, die Arbeitsbedingungen spürbar zu verbessern. Dadurch bleiben die Arbeitsvertragsrichtlinien des Deutschen Caritasverbandes (AVR) wettbewerbsfähig und werden für Berufsanfänger attraktiver. Das ist bei dem zunehmenden Fachkräftemangel absolut erforderlich!
Norbert Altmann: Wir haben die linearen Erhöhungsstufen zur Kenntnis genommen und prüfen, inwieweit diese finanzierbar sind. Viel differenzierter muss die Antwort jedoch ausfallen, wenn wir in die Details blicken - und dabei berücksichtigen, dass die Caritas eine völlig andere Beschäftigungsstruktur hat als der öffentliche Dienst: Beispielsweise arbeiten bei der Caritas 147.000 Pflegekräfte, darunter 50.000 Pflegehilfskräfte in der Altenhilfe. Das sind dreimal so viele wie im öffentlichen Dienst. Überproportionale Entgelterhöhungen für die Pflegehilfskräfte beispielsweise bedeuten für uns auch überproportionale Kostensteigerungen, die beim öffentlichen Dienst so gar nicht anfallen. Im Übrigen tragen letztlich die Pflegebedürftigen diese Kostensteigerungen. Wir wollen Arbeitsplätze sichern und die starke Position der Caritas in der Pflege auch gegenüber der zunehmenden privaten Konkurrenz behaupten. Dazu gehört, in Fachkräfte, Aus- und Weiterbildung zu investieren und unsere Beschäftigten auch durch angemessene Lohnabstände zur beruflichen Weiterentwicklung zu motivieren. Wir stehen vor gewaltigen Herausforderungen. Wer meint, den TVöD einfach übernehmen zu können, macht es sich zu leicht.
Welche drängenden Herausforderungen der Caritas sehen Sie, die die AK in der aktuellen Tarifrunde angehen kann?
Rolf Cleophas: Vor allem die unteren Lohngruppen müssen jetzt aufholen! In Zeiten, in denen die Politik einen für allgemeinverbindlich erklärten Tarif anstrebt, kann es nicht sein, dass ausgerechnet die Caritas Pflegehilfskräfte schlechter als im öffentlichen Dienst bezahlt. Wir wollen daher die Vergütungen der ungelernten Pflegehilfskräfte auf das Niveau des TVöD anheben. Menschen brauchen für ihr Leben Planungssicherheit und Zuversicht. Damit die Arbeit bei der Caritas gerade für junge Menschen, für Berufseinsteiger, attraktiver wird, benötigen wir einen Verzicht auf sachgrundlose Befristungen. Wir sollten nicht auf Signale aus der Politik warten, sondern unsere soziale Verantwortung erkennen.
Norbert Altmann: Dienste und Einrichtungen sollen mit den AVR moderne und nachhaltige Personalpolitik gestalten können. Das Tarifwerk muss sie beispielsweise dabei unterstützen, Fachkräfte zu finden und zu binden - auch in neuen Berufsfeldern, die im Zuge der digitalen Transformation eine Rolle spielen. Das sind mittel- und langfristige Ziele, aber wir können in dieser Tarifrunde bereits erste Schritte gehen, indem wir die AVR klarer, rechtssicherer und für die Praxis handhabbarer machen.
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