"Das machen wir gemeinsam"
"#DasMachenWirGemeinsam!" - so lauten der Claim und die Botschaft der Caritas-Dachkampagne für die kommenden zwei Jahre. Zum ersten Mal wird eine Kampagne über diesen Zeitraum laufen. Damit verbunden ist der Auftrag an uns alle, gemeinsam an einer sozialeren und gerechteren Gesellschaft zu arbeiten, die möglichst vielen Menschen gute Chancen für ein gelingendes Leben bietet. Es geht dabei um gesellschaftliche Solidarität unter schwierigen Bedingungen.
Corona hat gezeigt, dass eine solche Pandemie in alle Lebensbereiche der Menschen hineinwirkt und das Potential hat, den gesellschaftlichen Zusammenhalt nachhaltig zu untergraben. Eine solche Belastung über eine längere Zeit führt zur Polarisierung der Gesellschaft.
In Anbetracht der enormen finanziellen Ausgaben, die Bund, Länder und Kommunen stemmen müssen, um die Folgen von Corona in den Griff zu bekommen, werden auch die Leistungen des Sozialstaats auf dem Prüfstand stehen. Die Gefahr besteht, dass Kürzungen in diesem Bereich die bestehende soziale Ungleichheit zementieren oder verstärken - mit der Folge, dass die Gesellschaft als Ganzes instabiler wird. Entscheidend wird also sein: Welche langfristige Unterstützung sichert der Staat Menschen in schwierigen Lebenslagen zu? Wie bekommen wir zivilgesellschaftliche Netzwerke wieder an den Start, die sich aufgrund des Lockdowns ins Virtuelle zurückziehen mussten, und deren Engagierte nun zur Risikogruppe gehören und Angst haben, sich einzubringen?
Kreativität trotzt Corona
Aber es gibt auch Zeichen der Hoffnung: Mit viel Kreativität haben unsere haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter Wege gefunden, unter veränderten Bedingungen für unsere Kunden da zu sein. So hat das Caritas-Zentrum Ludwigshafen im November und Dezember vergangenen Jahres symbolisch, aber auch ganz praktisch an den Geburtstag der Heiligen Elisabeth erinnert - und zwar mit 500 leuchtenden Kerzen und 400 Lebensmittel-Tüten. Die Lebensmittel-Tüten für bedürftige Menschen sind Teil der Aktion "Orte des Teilens", die am 11. November mit "Wärme teilen" begonnen und am Nikolaustag mit "Freude teilen" geendet hatte.
500 leuchtende Teelichter
Über 500 bunt beklebte Gläser stehen am frühen Abend des 19. Novembers auf den Stufen der Kirche St. Ludwig in Ludwigshafen. In jedem Glas leuchtet ein Teelicht. Es dauert, bis die ehrenamtlichen Helfer alle Kerzen angezündet haben. Doch schon bald bleiben Passanten stehen, zücken ihre Handys für Aufnahmen oder freuen sich einfach an den vielen Lichtern. "Oh, ist das schön", ist immer wieder zu hören. Und sogar die vorbeifahrenden Autos werden langsamer.
Beate Czodrowski, die Leiterin des Caritas-Zentrums Ludwigshafen, baut derweil die beiden Fahnen mit dem Aufdruck "100 Jahre Caritasverband Speyer" auf. "Eigentlich wollte unser Verband diesen 100. Geburtstag groß feiern und dazu die Kundinnen und Kunden unseres Caritas-Zentrums zu einem Festessen einladen", sagt die Leiterin. Denn am 19. November begeht die katholische Kirche den Elisabethen-Tag. Die Heilige Elisabeth ist die Patronin der Caritas. "Mit lokalen Prominenten aus Kirche und Politik wollten wir an diesem Tag unsere Kundinnen und Kunden bewirten, ganz im Geiste der Heiligen Elisabeth." Aber dann kam die Pandemie und machte dem Caritas-Zentrum einen Strich durch die Rechnung.
"Trotzdem wollen wir gemeinsam feiern und haben uns eine Corona-konforme Aktion überlegt", berichtet Beate Czodrowski. Das Ergebnis sind die "Orte des Teilens". Los ging es am 11. November, dem St. Martinstag. Die katholischen Kindertagesstätten der Stadt sammelten mit verschiedenen Aktionen unter dem Motto "Wärme teilen" Geld, um dafür Schlafsäcke für Obdachlose zu kaufen. Bis zum 16. November waren 1220 Euro zusammengekommen.
"Brot teilen" am Elisabethentag
Am Elisabethentag folgte dann "Brot teilen". "Bereits während des ersten Lockdowns im Frühjahr hatten wir zu einer Tütenaktion aufgerufen", berichtet Beate Czodrowski. Damals spendeten Bürgerinnen und Bürger Lebensmittel, die von Ehrenamtlichen gepackt und in St. Ludwig an Bedürftige ausgegeben wurden. "Da uns Gelder der ,Aktion Mensch' unter dem Titel ‚Aktion Corona-Soforthilfe‘ für Lebensmittel und Hygieneartikel zur Verfügung standen, war schnell klar, dass wir die Tütenaktion nochmal wiederholen", sagt Czodrowski. Anders als im Frühjahr wurden dieses Mal die Lebensmittel zentral eingekauft und in Tüten verpackt.
Ehrenamtliche Helfer aus den Ludwigshafener Pfarreien, Pfadfinder und Caritas-Mitarbeiter verstauten dann am 13. und 14. November Paletten voller Konserven, Obst, Süßigkeiten, Duschgel und Shampoo in Leinentaschen. "Wir haben zwei verschiedene Tüten gepackt - 197 für Singles, 223 für Familien", erläutert die Leiterin des Caritas-Zentrums. Masken kamen in beide Varianten, und die Familien konnten sich zusätzlich noch über Feuchttücher für Babys und Nutella freuen.
In der Woche vom 16. bis 20. November wurden die über 400 Tüten dann verteilt. Allein 117 Tüten gingen an Familien, deren Kinder die Kindertagesstätte besuchen. Auch die Kunden des Caritas-Zentrums bekamen sie überreicht. Die Familienbildung im Heinrich Pesch Haus, die Ökumenische Sozialstation, die Gemeinden und viele andere katholische Einrichtungen verteilten sie gezielt an bedürftige Menschen. "Die Tüten sind mit großer Dankbarkeit angenommen worden", berichtet Beate Czodrowski.
Zeichen der Hoffnung
Die Tütenaktion ist gleichzeitig mit der Aktion "Eine Million Sterne" des Deutschen Caritasverbandes verbunden, die ein Zeichen der Hoffnung für Menschen in Not in Deutschland und weltweit sein möchte. "Auch diese Aktion konnten wir leider nicht wie sonst groß feiern", bedauert Czodrowski. Schließlich seien momentan Treffen im öffentlichen Raum nicht möglich. So wurden als Symbol und Zeichen der Hoffnung daher nur die unzähligen Kerzen auf den Stufen vor der Kirche St. Ludwig angezündet.
Die Aktion "Orte des Teilens" endete am St. Nikolaustag mit "Freude teilen". Dafür füllten 13 Ehrenamtliche 250 Baumwolltaschen des Ludwigshafener Caritas-Zentrums mit kleinen Geschenken für Kinder. "In Anlehnung an‚ ‚Apfel, Nuss und Mandelkern‘ haben wir in die Nikolaus- Tüte einen Bischof Nikolaus aus Schokolade, Mandarinen, Äpfel, Studentenfutter, Lebkuchen und - passend zur kalten Jahreszeit - Taschentücher gepackt. In der aktuellen Situation dürfen natürlich Hand-Desinfektionsmittel und eine Maske nicht fehlen", zählt Beate Czodrowski den Inhalt der "Corona-konformen Nikolaustüte" auf.
Familien mit Tüten beschenkt
Die Tüten wurden dann über die katholischen Kindertagesstätten, das Caritas- Zentrum und die Pfarreien sowie den Kinderschutzbund und eine Grundschule gezielt an die Familien verteilt, die diese Freude am Nötigsten haben. "Denn in manchen Familien findet der schöne Brauch von Nikolaus nicht mehr statt, weil die Familien dazu nicht in der Lage sind", weiß die Leiterin des Caritas-Zentrums.
Text: Melanie Müller von Klingspor / Dr. Anette Konrad
Fotos: Dr. Anette Konrad