Unter schwierigsten Bedingungen
Der Tischlergeselle Igor Rauh hat Trotz einer Fluchtgeschichte und einer überstandenen Erkrankung an einem Gehirntumor geschafft, als Tischlergeselle den dritten Platz unter allen IHK-Prüflingen abzulegen.
Für seine hervorragende Prüfungsleistung erhielt der Familienvater aus dem sauerländischen Giershagen eine ganz besondere Einladung nach Köln: Dort wurde ihm der Heinrich-Sommer-Preis der katholischen Josefs-Gesellschaft überreicht. Der 32-Jährige hatte am Berufsbildungswerk Bigge (BBW) des Josefsheims seine Ausbildung zum Tischlergesellen absolviert und mit Bestnoten abgeschnitten.
"Solche Jungs wie Igor Rauh, von denen könnten wir mehr gebrauchen!", lobte Ausbilder Thomas Köhler vom Berufsbildungswerk Bigge seinen Azubi in der Kölner Zentrale der Josefs-Gesellschaft. Und er betonte gleich zu Beginn seiner Laudatio: "Zielstrebig, ruhig weg und hoch motiviert - das sind einige seiner Eigenschaften, die mir vom ersten Tag seiner Ausbildung an richtig sympathisch waren!"
Dabei hatte es der verheiratete Vater zweier Kinder, der im Jahr 2016 aus Moldawien nach Deutschland flüchtete, alles andere als leicht. Mit seiner Familie fand er in Marsberg-Giershagen eine neue Heimat. Er lebte sich dank fleißiger Teilnahme an Deutschkursen schnell ein und fand eine Anstellung als Produktionshelfer. Dann aber, nur ein gutes Jahr nach der Flucht, erhielt er die Diagnose Gehirntumor. Im Anschluss an die Therapien begann er 2021 eine verkürzte Ausbildung im BBW der Josefsheim gGmbH zum Tischlergesellen und schloss diese in diesem Sommer mit dem dritten Platz unter allen Prüflingen der Industrie- und Handelskammer (IHK) ab.
Lob und Anerkennung erhielt Igor Rauh auch für sein Gesellenstück. Im Zeichenunterricht "Stützunterricht Technische Kommunikation" erarbeitete er einen Schreibtisch, den er zielstrebig und sauber ausführte. "Der Prüfungsausschuss war bei der Modellabgabe sowie bei der Vorentwurfszeichnung beeindruckt und teilte es mir auch stolz mit. Hinzu kamen seine hervorragenden Noten in der schriftlichen Prüfung. Igor, wir alle sind sehr stolz auf Deine Leistungen!", betonte Ausbilder Thomas Köhler. Er wünschte ihm alles Gute für das weitere Berufsleben, wo er hoffentlich auch dem Tischlern treu bleibe: "Verfolge Deine Ziele, zum Beispiel den Meister zu machen", motivierte ihn sein Mentor. Denn: "Leute wie Dich brauchen wir in den Betrieben. Und denk daran: Handwerk hat den Goldenen Boden!"
Info
Das Berufsbildungswerk Bigge (BBW Bigge) ist ebenso wie das Heinrich-Sommer- Berufskolleg ein Unternehmensbereich der Josefsheim gGmbH und auf dem Campus in Olsberg-Bigge zu Hause. Hier gibt es, vorrangig finanziert durch die Agentur für Arbeit, mehr als 30 Ausbildungsmöglichkeiten für junge Menschen mit Behinderung. Die jungen Menschen leben im Internat auf dem Campus des BBW Bigge oder separat im Stadtgebiet Olsberg in Wohngruppen. Alle Teilnehmer werden individuell auf dem Weg in die Arbeitswelt vorbereitet, gefördert und begleitet. In Kooperation mit Arbeitgebern werden die jungen Menschen auf den allgemeinen Arbeitsmarkt vorbereitet.