„Hier darfst du sein“
Wie und warum ist die Katholische Kindertageseinrichtungen Ingolstadt gemeinnützige GmbH entstanden?
Schweizer: Sie wurde im September 2012 gegründet und ging im Januar 2013 in Betrieb. Vorausgegangen war ein Verbundprojekt von vier Ingolstädter Pfarreien, die Träger von mehreren Kitas sind, mit dem Fachreferat Kindertageseinrichtungen des Caritasverbandes Eichstätt und der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Dieses wollten die Pfarreien langfristig gesichert sehen. Ihnen lag vor allem daran, administrativ entlastet zu werden.
Wie hat sich die Kita gGmbH quantitativ entwickelt?
Schweizer: Wir starteten 2013 mit 17 Kitas. Seit Januar dieses Jahres gehören uns 40 Kindergärten und Kinderkrippen in Ingolstadt, im Landkreis Eichstätt und in der Stadt Greding an. Über 2.600 Kinder werden von gut 550 engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern liebevoll betreut, einfühlsam erzogen und entwicklungsgerecht gebildet.
Welche Dienste leistet die Kita gGmbH für die Einrichtungen?
Schweizer: Wir helfen ihnen in den Bereichen Gebäude, Personal, Finanzen, Pädagogik, Fortbildung in Zusammenarbeit mit dem Caritas-Fachreferat und dem Qualitätsmanagement. Stolz sind wir darauf, dass wir für Letzteres vor kurzem als zweiter Träger in Bayern das Gütesiegel des Verbandes Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder (KTK) erhalten haben.
Wo erleben Sie Ihre Unterstützung als besonders wichtig?
Dick: Das ist zum einen bei der Abrechnung von Fördermitteln der Fall, zum anderen bei der pädagogischen Begleitung. Ich hospitiere regelmäßig zwei bis drei Stunden in den Einrichtungen und nehme an Quartalsgesprächen teil. Ich gebe zum Beispiel bei Konflikten mit Eltern Impulse und Hilfestellungen. Wichtig sind auch unsere verschiedenen Arbeitskreise mit den Kitas: zum Beispiel für Sprache, Inklusion, Digitales und Social Media. In Letzterem haben wir zum Beispiel eine Umfrage unter Eltern durchgeführt, warum sie ihre Kinder in einer katholischen Kita angemeldet haben, die gerade ausgewertet wird.
Schweizer: Wir haben in unserem Team von insgesamt zehn Fachkräften - fast alle in Teilzeit - auch zwei Heilpädagogen und eine Hygienebeauftragte. Die sind gesetzlich nicht vorgeschrieben, aber für die Einrichtungen sehr bedeutend. Die Heilpädagogen unterstützen Kinder mit erhöhtem Förderbedarf, die Hygienebeauftragte war vor allem in der Coronazeit bei zum Beispiel Fragen zur Desinfektion sehr wichtig.
Kann denn jede Einrichtung in der Kita gGmbH ihre Identität wahren?
Dick: Bei der Übernahme haben manche Ängste, in ein enges Korsett gesteckt zu werden, aber diese sind ihnen bisher immer schnell genommen worden. Wir haben eine pädagogische Rahmenkonzeption, innerhalb der sich jede Kita individuell entwickeln kann. Es ist ja ganz natürlich, dass sich eine Integrationseinrichtung und eine mit einem hohen Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund von einer Kita in einem alteingesessenen Dorf unterscheidet. Manche arbeiten mit einem geschlossenen Konzept mit festen Gruppen, während andere geöffnete Gruppen haben. Manche Einrichtungen haben nach der Übernahme ihr eigenes Logo behalten und unseres wurde ergänzt. Unser eigenes Logo heißt "Hier darfst du sein. Glauben. Lieben. Achten." Wir wollen damit zum Ausdruck bringen, dass jedes Kind bei uns ein wertvoller Teil der Gemeinschaft sein darf.
Wie findet Glaubensvermittlung statt?
Schweizer: In den Einrichtungen geschieht dies durch unser religionspädagogisch geschultes Personal und in engem Kontakt mit den Pfarreien. Die Kita gGmbH bietet für die Leitungskräfte zudem Gottesdienste an und für alle Mitarbeitenden Wallfahrten.
Spielt Kinderarmut in den Einrichtungen eine Rolle?
Schweizer: Bei immerhin rund 40 Prozent der Familien wird der Elternbeitrag vom Jugendamt übernommen. Damit es zu keinen Ungleichbehandlungen kommt, umfasst der Betrag bei uns alle Aktivitäten. Es müssen also nicht nochmals extra einige Euro jeweils für einen Ausflug oder ein Kindertheater entrichtet werden - was zur Folge haben könnte, dass manche Kinder nicht teilnehmen können. Das Thema Armut ist den Kindern durchaus präsent. In manchen Einrichtungen leisten sie zum Beispiel anlässlich von St. Martin Sachspenden für Tafeln, die sie mit ihren Eltern eingekauft haben.
Welche Bilanz ziehen Sie nach gut zehn Jahren Kita gGmH?
Schweizer: Ich denke, das Anwachsen an Einrichtungen bei uns spricht grundsätzlich für eine positive Entwicklung. Auf Bistumsebene gehören inzwischen die meisten einer von vier Kita gGmbHs an. Doch natürlich bleiben Herausforderungen. Ein verstärkter Elternwunsch ist zum Beispiel eine Erweiterung der Öffnungszeiten in den Einrichtungen. Damit müssen wir uns beschäftigen.
Dick: Und der Fachkräftemangel wird zunehmend zum Problem. In manchen Kitas können nicht alle Plätze von Kindern belegt werden, weil nicht genügend Mitarbeitende da sind. Und unser Team der Kita gGmbH findet derzeit keine weitere geeignete Person für die pädagogische Begleitung in den Einrichtungen. Uns liegt daran, auch diese noch zu verstärken.
Weitere Infos unter www.kitas-ingolstadt.de