Alpaka lässt Herzen höher schlagen
"Einen Alpaka-Besuch für unsere Bewohnerinnen und Bewohner zu organisieren, das ist Arbeit, die mich wirklich erfüllt. Da werde ich ganz emotional", erklärt Martina Wenzlaff mit einem Schmunzeln. "Vielen älteren Menschen bleibt nicht mehr viel. Außer, dass sie jemand besucht und ihnen Zuneigung schenkt." Die Betreuerin und Koordinatorin ist seit vier Monaten Teil der Caritas-Altenhilfe hier im Seniorenzentrum St. Elisabeth in Velten. Vorher hat sie 13 Jahre bei der Caritas in Dallgow-Döberitz gearbeitet. Sie kennt die Sorgen und Nöte, wenn Menschen ihr Zuhause verlassen und ins Seniorenheim umziehen müssen. Um die 120 Bewohner:innen leben hier in St. Elisabeth.
Ende November wurde Martina Wenzlaff auf die #AktionHerzenswunsch im Caritas-Netzwerk aufmerksam. Bei der Spendenaktion des Caritasverbandes für das Erzbistum Berlin ging es darum, vor Weihnachten Wünsche von älteren Menschen, armen Familien mit Kindern und Obdachlosen einzusammeln - und zu erfüllen. "Da kam mir die Idee, einen Alpaka-Besuch hier bei uns als Wunsch einzureichen", erzählt Martina Wenzlaff. Die Idee ging auf: Bereits Mitte Dezember waren so viele Spenden eingegangen, dass kurz vor dem dritten Advent ein ganz besonderer Tag möglich wurde: Joachim Kuntzagk führte sein Alpaka mit dem südamerikanisch-herrschaftlichen Namen "Atahualpa" über die Flure, in die Gemeinschaftsräume und Zimmer der Bewohner:innen.
Auftritt Atahualpa
"Das sind tolle Momente, wenn man Bewohner:innen sieht, die am Anfang sehr zurückhaltend und ängstlich sind, dann plötzlich auftauen und anfangen mit den Tieren zu kuscheln. Das bringt den Menschen einfach Freude", erzählt Kuntzagk, der mit seiner Frau seit 1998 eine Alpaka-Farm im Havelland betreibt und Besuche mit den Tieren anbietet. Auch zu Therapie-Zwecken. "In der Mensch-Tier-Therapie wirkt ein Alpaka als Gefährte des Menschen", erklärt der Experte. "Ziel ist es, den Gesundheitszustand des Menschen positiv zu beeinflussen. Ein Tier kann dabei den Therapeuten nicht ersetzen. Innerhalb der Therapie kann ein Tier aber vermitteln, helfen und unterstützend wirken."
Entspannungskur mal anders
Das Ehepaar Liersch lebt seit zwei Jahren hier im Haus, seit 42 Jahren sind die beiden verheiratet. Johanna Liersch entwickelte eine Demenz und Paul Liersch ist ihr aus Liebe gefolgt und auch hier eingezogen, weil es zu Hause nicht mehr weiterging. Das Ehepaar reagiert sofort sehr offen, als Joachim Kuntzagk ihr Zimmer mit dem Alpaka-Besuch betritt. Das Tier nähert sich langsam und ruhig. Es hat dunkle, freundliche Augen. Die ausgleichende und entspannende Wirkung auf Menschen merkt man auch Johanna Liersch unmittelbar an. Die 87-Jährige streichelt es und freut sich über die weiche Wolle des Alpakas.
Für Paul Liersch ist das Wohnen im Seniorenzentrum eine Medaille mit zwei Seiten. Einerseits schätze er die Freundlichkeit des Personals und die Angebote im Haus, sagt er. Auf der anderen Seite fehle ihm aber seine Selbstständigkeit. Früher ist das Ehepaar zwei Mal im Jahr verreist, hat gemeinsam die Welt entdeckt. In dem gemeinsamen Haus kümmerte sich Paul Liersch um die Gartenarbeit, sogar Schweine und Enten hat er gehalten. Der 82-Jährige geht mit dem Rollator noch immer eine tägliche Runde zu den Vorgärten in der Nachbarschaft, um sich seine Selbstständigkeit zu erhalten.
Andere hier im Seniorenzentrum sind nicht mehr mobil. An die 15 Bewohner:innen können das Bett nicht mehr verlassen. "Wir haben einige, die nicht einmal mehr an Feiern oder Angeboten im Haus teilnehmen können", erklärt Martina Wenzlaff. "Ich finde es wichtig, diesen Menschen etwas Gutes zu tun, etwas Lebensfreude zu schenken. Das ist uns mit dem Alpaka-Besuch bestens gelungen." Für die Zukunft wünscht sich die Koordinatorin einen weiteren Alpaka-Besuch - im Idealfall sogar regelmäßige Besuche. Ein Alpaka lässt die Herzen einfach höher schlagen.
Text: Christina Kölpin, Jana Weßling
TikTok Video zum Besuch von Alpaka "Atahualpa" im Seniorenzentrum St. Elisabeth in Velten