Zusammen gärtnern und entspannen
Auch und gerade in Corona-Zeiten bietet der Caritas-Gemeinschaftsgarten in Worms einen Raum und Möglichkeiten für soziales Engagement, kirchliche Jugendarbeit und Mitgestaltung des Gartens.
Am Anfang stand 2015 die Idee zweier ehrenamtlicher Kollegen im Caritasverband, man könne doch den Garten - ein 2500 Quadratmeter großes Gelände direkt an der Pfrimm - für mehr nutzen als nur für zwei Feste im Jahr und als Zwischenlager für Materialien. Sie würden auch mitgestalten. Diesen Impuls direkt aufgreifend, setzte sich eine Gruppe Ehrenamtlicher gemeinsam mit Caritasverband, Dekanat und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in Worms zusammen und entwickelte ein Konzept für den Gemeinschaftsgarten. Das Ziel lautete folgendermaßen: "Wir möchten, dass Menschen ihre eigenen Fähigkeiten und Ideen an einem Ort gemeinsam umsetzen können. Dass sich darüber hinaus Menschen verschiedener Generationen und Kulturen im Gemeinschaftsgarten begegnen und miteinander organisieren sowie von- und miteinander lernen. Und dass wir miteinander Verantwortung übernehmen für Natur, Nachhaltigkeit und Gemeinschaft".
Und so hat sich der Garten mittlerweile als etablierter Ort in Worms für vielfältiges soziales Engagement und Teilhabe entwickelt. Es gibt wenige Regeln im Garten. Gegenseitiger Respekt, Verantwortung für den Garten und die grundsätzliche Offenheit der Angebote für andere Gruppen und Interessierte sind aber Voraussetzung. Jeder, der sich engagieren möchte, der Ideen hat und ein gesellschaftliches Miteinander gestalten möchte, ist herzlich willkommen", so Thomas Jäger vom Caritasverband.
Mittlerweile engagieren sich aktuell über 40 Gruppen und Initiativen sowie viele Privatpersonen im Garten - generationenübergreifend, interkulturell und ehrenamtlich. Die "Nutzgartengruppe" rund um eine kurdische Familie organisiert alle notwendigen Arbeiten von Aussaat bis Ernte übers Jahr selbst. Erträge werden geteilt, Überschüsse verteilt. Verteilt wird auch der leckere Gemeinschaftsgarten- Honig der Gemeinschaftsimkerei, die ehrenamtlich betrieben wird.
Der BDKJ organisiert seit Jahren Ferienspiele im Garten. Dekanatsgottesdienste werden dort gefeiert und Gruppenstunden finden regelmäßig statt. Es gibt offene Begegnungsangebote wie die Mitbringpicknicks, das Erntefest oder das Zuckerfest des Islamischen Kulturvereins. Inhaltliche Veranstaltungen wie Baumschnitt- und Pflanzseminare, erlebnispädagogische und Familienangebote werden angeboten.
Und es wird auch immer gemeinsam angepackt: sei es beim Baumschnitt, dem Anlegen einer Blühwiese, der Renovierung des Gartenhauses oder dem Errichten und Eindecken der 22 Quadratmeter- Pergola. Hier unterstützten auch Jugendliche der Jugendarrestanstalt Worms im Rahmen der 72h-Aktion 2019, während zahlreiche Nachbarn und Freunde des Gartens sich um Verpflegung und Material kümmerten.
Ein wichtiger Ort - gerade in Zeiten von Corona
2020 jedoch hat auch das ehrenamtliche Engagement im Gemeinschaftsgarten hart getroffen. Umso wichtiger war es, den Ehrenamtlichen und deren Angeboten einen sicheren Ort in Zeiten großer Unsicherheit zur Verfügung zu stellen. Einen Ort, wo soziales Handeln doch noch möglich wird. Von Gruppenstunden, Alternativangeboten für ausgefallene Ferienspiele oder Zeltlager bis hin zum "Konferenzraum" der etwas anderen Art für Treffen von Verbänden, Institutionen oder Vereinen - all das ermöglichte der Garten. "Wir sind stolz darauf, als einer der ersten Orte in Worms den Gruppen wieder die Möglichkeit eröffnet zu haben, ihre wertvolle Arbeit im Rahmen unseres Corona-Sicherheitskonzeptes umzusetzen," so Jäger.
Das strenge Corona-Sicherheitskonzept wurde von allen Nutzern höchstverantwortlich umgesetzt und eingehalten. Diese Verlässlichkeit eröffnete dann noch einmal mehr Freiraum. Der Garten konnte so z. B. zu gewissen Zeiten auch u. a. der Familie H. angeboten werden, damit die drei Kinder mal aus der 2,5-Zimmer- Wohnung rauskamen und toben konnten.
Im Garten gibt es keine Unterschiede
Hier im Gemeinschaftsgarten begegnen sich Menschen verschiedener Generationen und Kulturen beim gemeinsamen Tun oder Nichtstun. Er bringt Menschen zusammen, die sich sonst vielleicht nicht treffen würden. "So wohl habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt", so eine Klientin der Caritas-Tagesstätte für psychisch kranke Menschen. "Hier im Garten gibt es keine Unterschiede." Besser kann man es nicht zusammenfassen: Im Garten gibt es kein Hauptamt oder Ehrenamt, keine exklusive Anspruchshaltung. Es gibt gemeinschaftlich getragene Verantwortung für extrem vielfältiges, soziales Engagement an einem wunderbaren Ort.
Text - Thomas Jäger