"Alkohol? Weniger ist besser!"
Nein, es ist keine Einladung, auf ein Gläschen an den Stand zu kommen und die neusten Angebote der Getränkeindustrie zu verkosten. Mit einem Info-Stand, der am 22. Mai auf dem Platz am Stadtbrunnen steht, machen die Mitglieder des Netzwerkes Suchtberatung Spree-Neiße und Cottbus auf ein Thema aufmerksam, dass in unserer Gesellschaft oft kleingeredet und bagatellisiert wird. Dabei sprechen die Zahlen eine ganz andere Sprache: Über 90 Prozent der Erwachsenen in Deutschland trinken regelmäßig Alkohol. Statistisch trinkt jeder Deutsche jährlich eine Badewanne voll mit alkoholischen Getränken. Unfälle, Krankheiten, früher Tod, Arbeitsplatz- und Führerscheinverlust und Straftaten haben ihre Ursache oft im Konsum von Alkohol.
Niedrige Schwelle, Alkohol zu konsumieren
Etwa 1,61 Millionen Männer und Frauen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren trinken missbräuchlich Alkohol. Sie nehmen körperliche, psychische und soziale Folgen in Kauf. Die Zahl der alkoholabhängigen Frauen und Männer in Deutschland beläuft sich auf 1,77 Millionen. Die Getränkeindustrie lässt es sich jährlich 557 Millionen Euro kosten, Bier, Wein und Spirituosen an die Frau und den Mann zu bringen. Nach aktuellen Analysen sind innerhalb der letzten 40 Jahre in Deutschland alkoholische Getränke im Vergleich zur sonstigen Lebenshaltung um 30 Prozent billiger geworden. Dabei sanken die Verbraucherpreise für Wein um 38 Prozent, für Spirituosen um 33 Prozent und für Bier um 26 Prozent. Die Schwelle, Alkohol zu konsumieren, ist dadurch sehr niedrig. Staatlichen Einnahmen aus Bier-, Schaumwein- und Spirituosensteuer in Höhe von 3,165 Milliarden Euro (2016) stehen jährlich direkte und indirekte Kosten alkoholbedingter Krankheiten in Höhe von 40 Milliarden Euro gegenüber.
Freiwilligkeit, Bürgerengagement und Selbsthilfe
Bereits zum siebten Mal findet 2019 die Präventionskampagne "Aktionswoche Alkohol" statt. Alle zwei Jahre initiiert die Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) e.V. diese Woche der Aufklärung. Nach wie vor ist sie eine einzigartige Präventionskampagne, denn sie baut in erster Linie auf Freiwilligkeit, Bürgerengagement und Selbsthilfe. Tausende Engagierte sind neun Tage lang dabei: Mitglieder von Selbsthilfegruppen, Fachleute von Beratungsstellen, Fachkliniken und aus der Suchtprävention, Ärzte, Apotheker und Menschen, die in Vereinen und in Kirchen aktiv sind. Die Veranstalter wenden sich an alle, die Alkohol trinken. Sie informieren über Alkohol und regen in Gesprächen an, über den eigenen Alkoholkonsum nachzudenken: Wie viel Alkohol trinke ich? Und was ist zu viel?
Wege aus der Sucht-Falle aufzeigen
Auch die Caritas engagiert sich. Suchttherapeut Alexander Lattig erklärt dazu: "Für uns als Caritas ist es wichtig, für die Menschen da zu sein, hier auf der Straße genauso wie in unserer Beratungsstelle. Wir zeigen Wege auf, wie Betroffene aus der Sucht-Falle gelangen können. Dazu gehören zum Beispiel Gespräche in Selbsthilfegruppen und Einzeltherapien. Aber auch Familienangehörigen oder Arbeitskollegen bieten wir Unterstützung an, wenn sie Betroffenen helfen wollen." Die meisten Menschen wissen es nicht: Bereits das erste Glas senkt die Aufmerksamkeit beim Autofahren oder während der Arbeit. Und das tägliche zweite Glas Bier oder Wein erhöht das Risiko für die Gesundheit. Die Botschaft der Aktionswoche Alkohol ist daher: "Alkohol? Weniger ist besser!" - und bei der Arbeit und auf der Straße 0 Promille.