Mehr Chancen für Migrant:innen
Die Migrationspolitik hat dramatische Auswirkungen auf den Fachkräftemangel. Das zeigt sich insbesondere in der Altenhilfe. Anstelle einer halbherzigen Flickschusterei bedarf es endlich mutiger, weitreichender Reformen. Die aktuellen Gesetzentwürfe gehen nicht weit genug.
Die Zeichen sind eindeutig: Wir sind auf Zuwanderung aus dem Ausland angewiesen, um den gewohnten Wohlstand und die Pflege in unserer Gesellschaft sicherzustellen. Unsere und andere Branchen rekrutieren Pflegepersonal schon seit Jahren in verschiedenen Ländern. Global gesehen wird die Anzahl an Pflegefachkräften jedoch nicht ausreichen, um den weltweiten Pflegebedarf zu decken. Auch viele Menschen, die schon im Land sind, möchten arbeiten, stoßen jedoch auf bürokratische Hürden. Hinzu kommt: Oft kommen die Menschen mit falschen Erwartungen. Denn das Berufsbild "Pflege" sieht in vielen Herkunftsländern ganz anders aus. Und selbst wenn die Integration und die Anerkennung des Berufsabschlusses gelingen, folgen Probleme: Wohnraum fehlt, für den Familiennachzug gibt es hohe Auflagen zum Beispiel bezüglich Einkommen, und auch die Willkommenskultur muss erst mal mit Leben gefüllt werden.
Aktuell liegt es allein an den Trägern, diese Probleme zu adressieren und für Lösungen zu sorgen. Dennoch wandern viele Pflegefachkräfte nach der Anerkennung ihrer Qualifikation in Kliniken ab, da diese als Arbeitgeber finanziell attraktiver sind und der Arbeitsalltag eher dem ursprünglichen Berufsbild im Herkunftsland entspricht. Langfristig wird das aktive Rekrutieren deshalb die Personalnot in der Altenhilfe nicht lindern.
Die Gewinnung von Fachkräften und Arbeitskräften unter Migrant:innen, die bereits im Land sind, stellt eine wesentlich vielversprechendere Möglichkeit dar. Um dieses Potenzial zu nutzen, bedarf es jedoch einer komplexen und durchdachten Reform. Wir müssen diesen Menschen hier eine Zukunft ermöglichen und ihnen den Weg in Beruf und Ausbildung erleichtern. Dazu gehören verbesserte Zugänge zu Sprachkursen, zu zuverlässigen Betreuungsplätzen für Kinder und zu Wohnraum. Besonders wichtig sind schnellere Verfahren zur Anerkennung von Berufsabschlüssen, Arbeitserlaubnissen und Fiktionsbescheinigungen. Zusätzlich müssen neue Ansätze zur Refinanzierung entwickelt werden. Gerade der Pflegesektor bietet Menschen - auch ohne Berufsausbildung - langfristig ein solides Einkommen, eine gute Chance zum Eintritt in den Arbeitsmarkt und damit zu einer gelungenen Integration.