Forum des fairen Diskurses
Ziemlich exakt 500 Ausgaben der neuen caritas werde ich geplant haben, wenn ich Ende März in den Ruhestand gehe - erst als Chefin vom Dienst, später als Chefredakteurin. Im ganzen Bereich der Caritas, im Inland wie im Ausland, gibt es gute und überzeugende Geschichten zu erzählen: Was ist unser Profil als Caritas? Was machen wir und für wen? Erreichen wir das, was wir wollen, oder wo können und müssen wir noch nachlegen?
Ganz im Sinne von Lorenz Werthmann, der die Ursprungszeitschrift "Charitas" im Jahre 1896 gründete, haben wir mit der Zeitschrift neue caritas seit 1999 versucht, den Motor der verbandlichen Caritas immer wieder neu zu ölen: Studieren, Publizieren und Organisieren war Werthmanns und ist bis heute das gültige Erfolgsrezept, um den drängenden sozialen Problemen auf den Grund zu gehen und Antworten und Lösungen zu finden. Wir - das sind zuallererst Sie, verehrte Leserinnen und Leser - sowie die Redaktion. Sie haben uns verbandsweit auf die teilweise komplexen sozialen Notlagen hingewiesen. Sie haben als Ideengebende und Autor:innen unzähliger Beiträge und als kritisch Lesende den Motor am Laufen gehalten und neue Impulse für die Caritasarbeit eingebracht. Und mit Ihnen konnten und können wir den Diskurs zu unseren großen Themen führen: Über Politik, Forschung und Praxis im Sozialen will die neue caritas berichten und die Auseinandersetzung suchen. Dabei wollen wir uns auch über die Grundlagen verständigen, was uns als Caritas ausmacht und hoffentlich zusammenhält. Denn immer wieder werden wir hinterfragt und gibt es an allen Ecken und Enden heftige Zerreißproben, wenn miteinander um das "Richtige" gerungen wird. Diesen Zerreißproben war und ist auch die neue caritas ausgesetzt: Berichten wir beispielsweise zu einseitig dienstgeber- oder dienstnehmerlastig? Schaffen wir bei den sozialpolitischen Themen den Spagat zwischen anwaltschaftlicher und unternehmerischer Caritas mit der klaren Option für die Armen?
Ich hoffe, dass ich als Chefredakteurin nicht zu mutlos war, die heißen Eisen furchtlos anzufassen und über das zu berichten, was Sie an Ihrem Platz wirklich umtreibt. Es war nicht immer eine leichte Aufgabe, aber stets war es eine erfüllende, besonders wenn der Diskurs langfristig zu Fortschritt geführt hat. Mit dem Gefühl der Dankbarkeit möchte ich mich von Ihnen verabschieden und wünsche der neuen caritas, dass sie auch weiterhin unter der künftigen Chefredaktion von Marc Boos die Plattform des offenen und fair geführten Diskurses ist. Danke schön,
Ihre
Gertrud Rogg