Cannabiskonsum verantwortlich regulieren
Cannabis ist die am häufigsten konsumierte illegale Droge. Neben dem Risiko einer Abhängigkeit bestehen insbesondere für Jugendliche und junge Erwachsene gesundheitliche Gefahren beim Cannabiskonsum. Denn: Die psychosoziale und biologische Entwicklung verläuft individuell unterschiedlich. Meist ist sie mit Erreichen der juristischen Volljährigkeit noch nicht abgeschlossen. Vor allem häufiger und intensiver Cannabiskonsum kann sich negativ auswirken. Auch für Menschen mit gesundheitlichen Vorbelastungen, wie zum Beispiel einer veranlagten psychischen Erkrankung oder bestehenden Lungenschäden, hat der Konsum möglicherweise weitere Gesundheitsfolgen.
Aktuell bestehen unter den Bedingungen des Betäubungsmittelrechts für Konsumierende zusätzliche Risiken: Der Schwarzmarkt schafft extreme Unsicherheit hinsichtlich der Qualität und Reinheit des verkauften Cannabis. Zudem existiert dort kein Jugendschutz. Konsumierende sind für Prävention und (Früh-)Intervention schwerer zu erreichen. Teilhabebeschränkungen entstehen oder werden erhöht, wie etwa der Verlust des Ausbildungs- beziehungsweise Arbeitsplatzes.
Grundsätzlich halte ich eine Änderung der geltenden Bestimmungen und die regulierte Abgabe von Cannabis für den richtigen Weg in der Suchtpolitik. Wir sollten uns jedoch bewusstmachen, dass mit dem Konsum von Suchtmitteln gesundheitliche und soziale Probleme weiterbestehen. Im Kern muss es um die Frage gehen, wie die von der Regierungskoalition geplante Regulierung des Cannabiskonsums Folgeschäden vermindert.
Wenn wir als Gesellschaft verstehen, dass viele Menschen Cannabis konsumieren wollen und dies auch tun, und wir nicht dem Irrtum erliegen, die beste Vorbeugung von Konsum und Schäden sei ein strafrechtliches Verbot, dann stehen wir in der Verantwortung, einen legalen Cannabis-Markt so zu regulieren, dass alle Folgeschäden durch geeignete Schritte bestmöglich verringert werden. Regulierung bedeutet beispielsweise das Verbot von Werbung und klare Bestimmungen in der Zulassung von Verkaufsstellen. Diese Maßnahmen zur regulierten Abgabe sollten einer Überprüfung standhalten, ob sie an gesundheitspolitischen Zielen ausgerichtet sind. Privatwirtschaftliche Interessen bei Herstellung und Handel müssen dahinter zurücktreten.
Zudem ist es an der Zeit, den gesellschaftlichen Umgang mit Alkohol und Tabak kritisch zu reflektieren. Hier gilt es Fehler zu hinterfragen, die zu einer viel größeren Krankheitslast führen, als es bei Cannabis vermutlich jemals der Fall sein wird.