Wenn die Seelsorge ein vertrautes Gesicht hat
Die Teams der Klinikseelsorge in Köln bekommen Verstärkung: Begleiterinnen und Begleiter in der Krankenhausseelsorge sollen Menschen im Klinikalltag, vor allem aber in Grenzsituationen und Lebenskrisen seelsorglich unterstützen. Ein Pilotprojekt des Erzbistums Köln bildet hierfür Mitarbeitende von katholischen Kliniken aus.
In einer zwölftägigen berufsbegleitenden Weiterbildung können sich Mitarbeitende katholischer Krankenhäuser für die seelsorgliche Begleitung von Patient:innen sowie ihrer An- und Zugehörigen qualifizieren.
Die Weiterbildung - ein Kooperationsprojekt des Diözesan-Caritasverbandes für das Erzbistum (DiCV) Köln und des Erzbischöflichen Generalvikariats Köln - richtet sich an Menschen, die katholisch sind und zu mindestens 50 Prozent einer Vollzeitstelle in katholischen Krankenhäusern arbeiten: als Fachkräfte in der Pflege, in der Diagnostik oder Therapie, im Sozialdienst, als Ärzt:innen, an der Rezeption oder in der Verwaltung. Die Krankenhausträger ermöglichen ihnen, drei bis zehn Stunden pro Woche neben ihrer eigentlichen Tätigkeit die Aufgabe der Seelsorge wahrzunehmen.
Zuvor erhalten sie eine 120 Stunden umfassende Qualifikation durch verschiedene Referent:innen unter der Kursleitung der beiden Diözesanbeauftragten für Ethik im Gesundheitswesen, Sabine Brüninghaus und Michael Begerow-Fischer. Beide sind selbst in der Krankenhausseelsorge tätig.
Begleitpersonen sind gut vernetzt und kennen die Ansprechpartner
"Die Begleiter werden Teil des Teams der Krankenhausseelsorge", erklärt Brüninghaus. "Es erfolgt ein Rollenwechsel im System und in sich selbst als Person." Der Vorteil sei, dass die Institution Krankenhaus als Einsatzort für die Männer und Frauen nicht neu sei. "Sie sind schon gut vernetzt und kennen die Ansprechpartner", sagt Begerow-Fischer. Durch ihren bisherigen Beruf hätten sie einen ganzheitlichen Blick für die Bedürfnisse der Menschen. "Das stellt eine Bereicherung im Seelsorgeteam dar."
Vor Beginn der Qualifizierung werden mit dem Träger der Weiterbildungsablauf und die Teilnahmebedingungen geklärt, es erfolgt eine Beratung mit Blick auf den Einsatz, und die Rahmenbedingungen werden vereinbart. Der katholische Krankenhausträger ermögliche die Freistellung des Personals, das Erzbistum und der DiCV teilen sich die Kosten der Qualifizierung. Im ersten Jahr ihres Einsatzes als Begleitende in der Krankenhausseelsorge erhalten die Absolvent:innen Supervision und fachliche Begleitung, erklärt Brüninghaus. Darüber hinaus gibt es berufsbegleitend regelmäßige Fortbildungen, Studientage und Exerzitien zur weiteren Vertiefung.
Von der Biografiearbeit bis zu Elementen der Seelsorgepraxis
Der erste Kurs startete im September 2022 mit 13 Teilnehmenden von fünf katholischen Krankenhausträgern. Zunächst beschäftigten sich die Frauen und Männer mit dem Thema "Biografiearbeit & Spiritualität - seelsorgliche Grundhaltungen", es folgten Kursblöcke zum Krankenhaus als "Institution und Ort von existenzieller Erfahrung", zur Kommunikation in der Seelsorge und zu Elementen der Seelsorgepraxis. Mit der sodann erfolgten bischöflichen Beauftragung können die Absolvent:innen für fünf Jahre in der Krankenhausseelsorge tätig sein. Aufgrund des hohen Interesses startete im Juni 2023 ein weiterer Kurs, ein dritter Durchgang ist für 2024 geplant.
Erprobtes Modell aus anderen Bereichen
In den vergangenen 15 Jahren haben sich bereits rund 140 Mitarbeitende in stationären Einrichtungen der Alten- und Behindertenhilfe sowie in Hospizen für die seelsorgliche Begleitung qualifiziert, berichtet Bruno Schrage, Referent für Caritaspastoral und Grundsatzfragen beim DiCV Köln. "Die Kolleginnen und Kollegen sind als Bezugspersonen in Einrichtungen tätig und bringen bereits aus ihrem beruflichen Kontext vielfältige Kompetenzen mit. Sie sind kommunikativ geschult, sehr erfahren mit existenziellen Lebenslagen, viele bringen eine vertiefte Spiritualität und christliche Deutung aus einer langjährigen Berufserfahrung mit." So fühlten Menschen sich gut abgeholt und könnten gleichzeitig Kraft, Mut und Zuspruch sowie Solidarität schöpfen.
"Bewohnerinnen und Bewohner sowie An- und Zugehörige nehmen die seelsorglichen Angebote und die Begleitung gerne in Anspruch. Aus diesen Erfahrungen kam der Anstoß, das Modell auf den Bereich der Krankenhäuser zu übertragen", so Schrage. Das Modell habe klare Vorteile: "Die Begleiterinnen und Begleiter sind bereits in Beziehung mit Patienten, einer Bewohnerin, einem Bewohner, einem Gast, aber auch mit Zu- und Angehörigen und kennen deren Situation." Sie könnten konkret auf die Situation eingehen und den Menschen zur Seite stehen. "Die Seelsorge hat ein vertrautes Gesicht", sagt Schrage. Die großen katholischen Krankenhausträger seien in der Diözesanen Arbeitsgemeinschaft Krankenhäuser auf den Diözesan-Caritasverband zugekommen und hätten nach neuen Modellen, Ideen und Projekten gesucht, um die Seelsorge in den Häusern weiterhin sicherzustellen. Sie reagierten damit auf einen zunehmenden Personalmangel auch in der Krankenhausseelsorge, so Schrage. "Es ist etwas Besonderes, dass hier der DiCV, die Caritasträger und das Erzbistum Köln gemeinsam Seelsorge konzeptionell organisieren und qualifizieren. Das gibt es bisher so nur in diesem Modell der Begleitenden in der Seelsorge."
Einsatzmöglichkeiten sind individuell und vielfältig
Mit den Begleiter:innen erfahre die professionelle Krankenhausseelsorge eine wichtige Ergänzung. Entsprechend ihren jeweiligen Fähigkeiten würden die einen beispielsweise ein individuelles Seelsorgegespräch, einen geistlichen Impuls oder eine Segensfeier anbieten. Andere wiederum machten ein Gruppenangebot für Menschen, die sich in ähnlichen Problemlagen befänden, erklärt Schrage. Es könne aber auch ein Gesprächsangebot für An- und Zugehörige sein oder eine Hilfestellung für die Mitarbeitenden. Durch ihre Tätigkeit sorgten die Begleitenden für eine Vielfalt religiöser Angebote und stärkten die christliche Einrichtungskultur des jeweiligen Krankenhauses.
Welche Bedeutung bekommt die Seelsorge, wenn in Zeiten von Pflegenotstand und Fachkräftemangel Mitarbeitende einige Stunden in der Woche für seelsorgliche Aufgaben freigestellt werden?
Darauf hat Bruno Schrage zwei Antworten: Erstens sei den Krankenhausträgern die Seelsorge so wichtig, dass sie selbst in der Situation des Personalmangels stundenweise Mitarbeitende dafür freistellten. Und zweitens stellten sie fest, dass diejenigen, die einen seelsorglichen Anteil bei ihrer Arbeit haben, im Beruf blieben. "Drei oder vier Stunden pro Woche können sie das ausüben, was sie auch mit Pflege, mit medizinischem Dienst verbinden: nämlich intensiver auf Menschen und ihre besondere Lebenslage eingehen", so der Caritas-Referent. "Und Kolleginnen und Kollegen fühlen sich entlastet, wenn sie wissen, dass Patienten in einer schwierigen Krankheitssituation eine spirituell christliche Zuwendung erfahren."
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