Social-Media-Arbeit: Social-Media-Arbeit Was brauchen Jugendeinrichtungen?
Miriam Helbig und Lawrence Lawniczak arbeiten als Sozialpädagog:innen im Jugendhaus Südwest in Karlsruhe. Seit den Lockdowns machen sie erfolgreich digitale Jugendarbeit.
Die beiden haben viele Punkte aufgelistet, was eine Jugendeinrichtung an Manpower, Hard- sowie Softwarefür diese Arbeit braucht, und die neue caritas hat daraus eine Checkliste erstellt.
Wer nah an den Jugendlichen dran sein will, kommt an Social Media nicht mehr vorbei. Sie sind ein Teil ihrer Lebenswelt. Das, was früher allein die "Bravo" war, sind heute Tiktok, Instagram und Co.
Grundlage
Der Träger muss zu hundert Prozent hinter Social-Media-Arbeit stehen. Ideen und Umsetzung müssen mit der Einrichtungsleitung abgesprochen werden. Social-Media-Arbeit sollte fester Bestandteil der Team-Besprechung sein.
Zeit und Lust, Dinge auszuprobieren
Etwa zehn bis 15 Prozent der Arbeitszeit müssen für Social-Media-Arbeit zur Verfügung stehen. Am Anfang sollte man etwas mehr Zeit einplanen, bis der digitale Auftritt aufgebaut ist, das Konzept steht, Kontakte hergestellt sind und sich die Abläufe eingespielt haben. In dieser ersten Phase können es schon mal 50 Prozent Arbeitszeit bei dem:der einen oder anderen Mitarbeiter:in sein. Man muss den Mut haben, sich Schritt für Schritt mit der Klientel an diese Arbeit heranzutasten: Keine Angst vor Experimenten, denn ein Ansatz kann für das eine Jugendhaus passen, für das andere aber nicht.
Wer persönlich keinen Zugang zur digitalen Welt oder keine Lust auf Social-Media-Arbeit hat, der sollte es lassen, digitale Jugendarbeit zu machen. Dann reicht als Minimalangebot eine Website.
Es braucht Kreativität dafür, was man anbieten kann und will.
Von Vorteil sind ein Blick für Bilder und ein Gespür für Videoschnitt.
Datenschutz
Datenschutz ist immer ein Thema. Auf der sicheren Seite ist man mit einer Einverständniserklärung der Eltern. Wichtig ist es auch, die Jugendlichen selbst zu fragen, ob es für sie in Ordnung ist, wenn sie in einem Beitrag oder Film vorkommen. Wenn nicht, gibt es Möglichkeiten, Persönlichkeitsrechte zu schützen, indem man die Jugendlichen zum Beispiel von hinten fotografiert oder Gesichter unkenntlich macht.
Was? Wann? Wo?
Der Auftritt braucht eine Grundstruktur und ein Konzept. Hierfür kann man sich im Netz umschauen, wie man es machen kann oder auch nicht. Wichtig ist auch, die Jugendlichen bei der Ausgestaltung einzubeziehen.
Folgende Fragen müssen geklärt werden:
Was will ich als Standard haben? Welchen Content möchte ich? Möchte ich die anstehenden Termine online stellen? Welche Storys, Reels und Beiträge möchte ich machen? Wer ist zuständig? Das Jugendhaus Südwest in Karlsruhe schaltet immer montags einen Livestream. Hierfür muss man eine Idee haben, beispielsweise Spiele, einenChat oder eine Fragestunde anbieten. Man muss Lust haben, den Entertainer zu geben. Ganz wichtig ist es, mit den Jugendlichen, die im Livestream sind, zu interagieren. Was nicht passieren darf, ist der Blick auf die Decke im Jugendhaus - und nichts tut sich. Dann sind die Jugendlichen weg. Beim Livestream-Angebot im Jugendhaus Südwest sind immer 60 bis 100 Zuschauer:innen dabei.
Man muss wissen, was angesagt ist. Für den Anfang eignen sich Storys bei Instagram ganz gut, denn diese sind nach 24 Stunden gelöscht. Da kann man gut ausprobieren, was funktioniert.
Zentrales Thema ist Verlässlichkeit
Kann ich das alles auch regelmäßig bespielen? Nur, wenn ich verlässlich liefern kann, macht ein Angebot Sinn und wird angenommen. Den gesamten Content kann man für einen ganzen Monat im Voraus planen und fertigstellen. Für Facebook und Instagram eignet sich hierfür das Tool "Meta Business Suite".
Wie viele Plattformen will und kann ich regelmäßig bespielen? Macht es Sinn, seine Energie in sehr kurzlebige Formate wie Tiktok zu stecken? Es kommt nicht darauf an, auf möglichst vielen Plattformen zu sein, sondern man kann sich auch für wenige oder nur eine entscheiden, diese aber konstant bedienen. Sinnvoll sind eine Google-Seite, Instagram und Facebook. Wenn man Kapazitäten hat, kann man mehr machen.
Was brauche ich an Ausstattung?
◆ Einen Internetzugang,
◆ ein Diensthandy.
Es ist wichtig, dass Social-Media-Arbeit nicht auf dem privaten Handy der Mitarbeitenden geleistet wird. Zum einen verlangen dies Professionalität und Datenschutz, zum anderen sind Mitarbeitende nicht sieben Tage die Woche 24 Stunden erreichbar.
Man kann die meisten Anwendungen, die man für gute Social-Media-Arbeit braucht, mit einem guten Handy und einer Prepaid-Karte machen. Da ist man mit weniger als 500 Euro dabei. Leichter geht es mit noch etwas mehr Ausstattung, etwa mit
◆ einem PC,
◆ einem Stativ,
◆ einer Kamera,
◆ einer Drohne,
◆ einem Gimpel (bewegliches Stativ).
Welche Software ist nötig?
◆ Ein Fotobearbeitungsprogramm,
◆ ein Videoschnittprogramm.
Hier eignen sich Photoshop oder Canva. Canva ist ein Online-Tool für Grafik-Design. Es gibt eine freie und eine kostenpflichtige Version. Hinterlegt ist eine Datenbank mit freien Fotos.
Rechtlich unbedenklich ist es, Gema-freie Musik zu nehmen. Mittlerweile haben Instagram, Tiktok und Twitch auch Verträge mit der Gema, so dass man Originalmusik verwenden kann.
Wenn man Zeit und Lust hat, kann man auch KI-gestützte Apps verwenden. (Hier kann man zum Beispiel gut mit den Jugendlichen ins Gespräch über Deep Fake kommen, Stichwort Medienpädagogik.)
Wie soll der Internetauftritt aussehen?
Er muss ansprechend sein und eine Struktur haben. Der Auftritt gleicht einer Speisekarte im Restaurant: Wenn Fettflecken drauf sind und sie zerfleddert ist, dann geht da niemand zum Essen hin. Das Gleiche gilt für ein Jugendhaus. Wenn man nur den Terminplan abfotografiert und einstellt, kommt keiner.
Das Jugendhaus Südwest postet täglich sein Programm, eine Story und hat jeden Tag eine Begrüßung.
Antworten auf Anfragen
Wichtig ist eine automatisierte Antwortfunktion. Kein Jugendhaus kann jederzeit online sein. Hier muss man einen Text vorbereiten wie: "Wir sind derzeit nicht erreichbar, wir melden uns." Jede Anfrage wird dann aber persönlich beantwortet, sobald es möglich ist. Das ist sehr wichtig.
Umgang mit ungebetenen Gästen
◆ Bots löschen,
◆ Pornografie blockieren,
◆ Hasskommentare löschen.
Das Löschen geschieht händisch, da muss jeden Tag jemand drüberschauen. Ein guter Trick ist es, jemanden, der mit einer Hassmeldung auftaucht, zum persönlichen Gespräch einzuladen, dann ist schnell Ruhe.
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