Aus Skepsis wird Begeisterung
Was bedeutet christliche Organisationskultur konkret - zum Beispiel in der Eingliederungshilfe? Nicht erst die neue Grundordnung der katholischen Kirche fordert die Dienstgeber dazu auf, sich mit dem christlichen Profil intensiv zu beschäftigen.1 Vielmehr ist es die Vision unseres kirchlich-caritativen Handelns, die Idee Jesu in unseren Diensten zu verwirklichen.
Antworten auf die Eingangsfrage hilft das Institut für christliche Organisationskultur (ICO) zu finden (https://i-c-o.org). Es begleitet Träger bei der Analyse und der Umsetzung in der christlichen Organisationsentwicklung. Die Organisationsdiagnostik mit dem in Deutschland seit 2012 bewährten Analyse-Instrument "German-CIM"2 konnte nach guten Erfahrungen in Krankenhaus, Alten- und Jugendhilfe jetzt erstmals auch als Pilotprojekt in der Eingliederungshilfe eingesetzt werden, unter Beteiligung von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung. Der Caritasverband (CV) Arnsberg-Sundern hatte das so in Auftrag gegeben. Denn zusammen mit den Mitarbeitenden sind die Bewohner:innen gemeinsamer Ausgangs- und Zielpunkt einer christlichen Kultur im täglichen Zusammenleben.
Das Besondere an "German-CIM": Bereichs- und funktionsübergreifend kommen haupt- und ehrenamtlich Tätige der Einrichtungen in vertrauensvollem Rahmen zu einem moderierten Austausch, um ihre je persönliche Sicht auf die Organisation zu benennen. In Krankenhaus, Schule und Kita liegt der Fokus dabei naturgemäß stärker auf der Ebene der Mitarbeitenden; bei der Altenpflege, der Eingliederungs- sowie der Kinder- und Jugendhilfe spielt darüber hinaus das Leben in der Einrichtung eine gewichtigere Rolle, so dass der direkte Einbezug der Bewohner:innen an Bedeutung gewinnt.
Moderierte Selbstbewertung
Nach vorbereitenden Workshops arbeiten die Gruppen am Tag des Assessments (Selbstbewertung) parallel an einem von insgesamt sechs christlichen Grundprinzipien: Solidarität mit Menschen in Not und Bedürftigkeit; ganzheitlicher Blick auf den Menschen; Respekt vor der Würde des menschlichen Lebens; wechselseitiger Respekt in der Dienstgemeinschaft; nachhaltiges Arbeiten; Handeln als Kirche. Am Ende des Assessments steht nicht nur eine durch die Selbstbewertung der Mitarbeitenden sichtbar gewordene Ergebnismatrix, die die Grundprinzipien mit Gesichtspunkten der Organisation wie zum Beispiel Führung, Qualifikation oder Wirkung verbindet. Dank der Perspektivenvielfalt werden auch eine Vielzahl erarbeiteter Verbesserungsvorschläge gebündelt und können auf Umsetzbarkeit überprüft werden.
Das Verfahren ist weder ein Audit mittels externer Kriterien, noch handelt es sich um eine zu bestehende Prüfung. "German-CIM" dient einer aufrichtigen Selbstvergewisserung. Weil dies so ist, werden mehr und mehr die anfangs besonders skeptischen Teilnehmer:innen überzeugt, bis hin zu viel Freude am gemeinsamen Prozess. Letztlich ließ sich der Ansatz erfolgreich auf die Eingliederungshilfe übertragen: Die Workshops konnten die Bewohner:innen nach anfänglicher Aufregung schnell begeistern und für ihre Selbstbewertung hoch motivieren. Die einfühlsame Moderation übersetzte die Fragen in einfache Sprache. Dass nicht jede:r zu allen Fragen etwas beitragen konnte, entspricht der Natur der Vorgehensweise und ist auch bei Teilnehmenden ohne Beeinträchtigung so. Nun beginnt die Phase der Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse, wahlweise mit "Bordmitteln" vor Ort oder durch das ICO.
1. Vgl. Themenschwerpunkt neue caritas Heft 19/2023.
2. Vgl. Evermann, f.; Klother, K.: Christliche Werte in Einrichtungen der Erziehungshilfe. In: neue caritas Heft 19/2018, S. 16 f.
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