Qualität mit Brief und Siegel
Qualität mit Brief und Siegel": So lässt sich das Ziel beschreiben, das sich die rund 240 katholischen Kindertagesstätten im Bistum Speyer gesetzt hatten. Im Jahr 2012 hatte das Bistum damit begonnen, in allen katholischen Kindertageseinrichtungen das Speyerer Qualitätsmanagement, kurz SpeQM, zu implementieren. Die Basis für das Qualitätsmanagement (QM) ist das Gütesiegel des Bundesverbandes Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder (KTK), das "KTK-Gütesiegel Bundesrahmenhandbuch".
Dieses Gütesiegel ist ein bundesweit anerkanntes Instrument zur Qualitätsentwicklung, das Kindertagesstätten dabei unterstützt, die Qualität ihrer Arbeit zu reflektieren, weiterzuentwickeln und zu dokumentieren. Dazu werden neun Qualitätsbereiche - von "Kin[1]der" und "Eltern" über "Ressourcen" und "Personal" bis hin zu "Pastoraler Raum" und "Glaube" - genau unter die Lupe genommen. Träger der rund 240 Kindertageseinrichtungen im Bistum Speyer sind, bis auf wenige Ausnahmen, die Kirchengemeinden.
Vorausgegangen war ein Leitbildprozess, der im Jahr 2011 begonnen hat. Auf Basis der "Leitlinien zur Profilentwicklung Katholischer Kindertageseinrichtungen im Bistum Speyer" sollte sich jede Kita ein Leitbild erarbeiten. In den Leitlinien heißt es: "Die Kindertageseinrichtungen stehen allen offen, die sich für das katholische Profil mit ihrem pädagogischen Konzept entscheiden, unabhängig von der Konfession oder einer Religionszugehörigkeit". Davon ausgehend sind katholische Kindertageseinrichtungen im Bistum Orte pastoralen Handelns. Der Leitbildprozess war ein erster Schritt, die Kindertageseinrichtungen stärker als bisher mit ihren Pfarreien zu verzahnen. Dies war wichtig, da im Zuge des Reformprozesses "Gemeindepastoral 2015" die bis dahin 346 Pfarreien zu 70 Pfarreien zusammengefasst wurden. Die Kitas sollten im pastoralen Konzept der künftigen Pfarreien mitverankert sein.
KTK-Bundesrahmenhandbuch dient als Vorlage
Das Qualitätsmanagement trägt dazu bei, die katholischen Kindertageseinrichtungen auf der Grundlage des Leitbildes weiter zu profilieren. "Die Kindertageseinrichtungen sollen Lernorte des Glaubens und des Lebens sein, in denen authentisch die Botschaft Jesu gelebt und selbstbewusst in die Gesellschaft getragen wird, Glaube und Liebe in alltäglichen Dingen lebendig werden und die Sensibilität für die Kleinsten spürbar wird", erklärte der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann bei der Vorstellung der Leitlinien am 25. Januar 2012 in Kaiserslautern.
Der Prozess der Implementierung umfasste mehrere Schulungsphasen, im Herbst 2021 endet nun die letzte. Kita-Mitarbeiter(innen) wurden zuerst von Referent(inn)en des KTK-Bundesverbandes fortgebildet. Als Vorbild für Praxismaterialien diente das KTK-Bundesrahmenhandbuch, auf dessen Grundlage zunächst ein Einrichtungshandbuch und dann in den Kindertagesstätten selbst Praxishandbücher erarbeitet wurden. Schulungen von Mitarbeitenden des Bistums und des Caritasverbandes für die Diözese Speyer zu Qualitätsbeauftragten, dann zu KTK-Projektmoderator(inn)en folgten, um die Kindertagesstätten bei der Einführung eines Qualitätsmanagements zu begleiten und sie in SpeQM zu schulen. Den Kitas bleibt nach der Schulungsphase ein Jahr Zeit, das von ihnen entwickelte Praxishandbuch zu vervollständigen und sich auf den Erwerb des KTK-Qualitätsbriefes vorzubereiten.
Jeder Träger muss seine Kita zur Prüfung anmelden
Der KTK-Bundesverband hat erstmals aktiv an einem QM-Prozess für ein ganzes Bistum mitgearbeitet. Dabei konnten wichtige Erkenntnisse herauskristallisiert werden, die mit der Implementierung des "KTK-Gütesiegel Bundesrahmenhandbuchs" in die Praxis korrespondierten. Jährlich versetzt haben jeweils circa 50 Einrichtungen an Schulungen teilgenommen.
Ursprünglich war vorgesehen, die Kitas durch die Schulungen und das Erstellen des eigenen Praxishandbuchs zur Zertifizierungsreife zu führen. Es hätte jeder Einrichtung freigestanden, sich nach DIN ISO 9001 entsprechend auditieren zu lassen. Durch die Einführung des KTK-Qualitätsbriefs wurde jedoch ein Prüfinstrument gefunden, das die Nachhaltigkeit der bisherigen Bemühungen dokumentiert: Jeder Träger muss seine Kitas nach der Schulungs- und Implementierungsphase zur Evaluierung nach dem KTK-Qualitätsbrief anmelden.
Mitarbeitende des Caritasverbandes für die Diözese Speyer wurden zu KTK- Evaluator(inn)en ausgebildet und begutachten nun die Tagesstätten. Die im Praxishandbuch festgeschriebenen Abläufe werden angeschaut und nach den Vorgaben des "KTK-Gütesiegel Bundesrahmenhandbuchs" bewertet. Großen Wert legt das Bistum darauf, dass Kernprozesse, wie zum Beispiel die Eingewöhnung von Kindern oder die Entwicklungsdokumentation, einheitlich umgesetzt werden. Ganz wichtig ist bei sämtlichen Schritten, dass die Beteiligung aller und die Begegnung auf Augenhöhe möglich sind.
Nach fünf Jahren ist eine Re-Evaluation vorgesehen. Damit wird die Arbeit mit dem Speyerer Qualitätsmanagement für die Einrichtungen verstetigt und nachhaltig gesichert. Mehr und mehr wird SpeQM auf die[1]se Weise Grundlage und der rote Faden, der die Arbeit der Kitas bestimmt. Die Kita-Mitarbeitenden und die Vertretungen der Träger werden so immer wieder dazu aufgefordert, ihre Haltung zu überprüfen und dafür zu sorgen, dass die anvertrauten Kinder beschützt und liebevoll begleitet sind. Aus dem im KTK-Gütesiegel beschriebenen Gottes- und Menschenbild heraus sind alle Prozesse so abzuleiten, dass gegenseitige Wertschätzung, Augenhöhe und Nächstenliebe in der Einrichtung für jeden spürbar gelebt werden. Die Auseinandersetzung darüber, sowohl in den Kitas als auch in den Kita-Teams, ist eine Herausforderung bei der Installierung des Qualitätsmanagements. Eine zweite Herausforderung ist die Nachhaltigkeit. Sie führt zu der Erkenntnis: Es reicht nicht, ein QM-System einzuführen, sondern es geht um stetige Reflexion und Verbesserung und immer wieder um die Auseinandersetzung mit den Grundlagen und miteinander.
Die wesentlichen Fragen werden stärker fokussiert
Die Erfahrungen der Kindertagesstätten, die sich den Qualitätsbrief erarbeiten oder ihn bereits erhalten haben, zeigen die positiven Effekte des Qualitätsmanagements: Das einzelne Kind kommt besser in den Blick, die wesentlichen Fragen rücken stärker in den Vordergrund.
Geschätzt wird vor allem der Zugewinn an Klarheit. Es ist jetzt für alle nachvollziehbar geregelt, wer wofür verantwortlich ist. Außerdem kann nach außen eindeutig kommuniziert werden, nach welchen Regeln in der Kita gearbeitet wird. Ein weiterer Vorteil ist, dass sich durch die Einführung des Qualitätsmanagements das Bewusstsein für die Zusammengehörigkeit von Kindertagesstätte und Pfarrgemeinde verbessert hat.
Zurzeit sind rund 60 Einrichtungen mit dem KTK-Qualitätsbrief evaluiert, sechs Einrichtungen führen das KTK-Gütesiegel.
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