Mit gelebter Stiftungskooperation mehr Wirkung erzielen
"Kein Problem", sagte die Kollegin, "du kannst den Text unseres Testamentsratgebers gerne übernehmen. Ist juristisch geprüft und auf dem aktuellen Stand." Bei der CaritasStiftung im Erzbistum Köln wurde schon seit einiger Zeit überlegt, einen Ratgeber zum Thema Testament für potenzielle Stifterinnen und Stifter herauszugeben. Einzelne aus dem Netzwerk der Caritas-Stiftungen waren in diesem Punkt schon weiter. Und so konnte einfach übernommen werden, was schon da war. Nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit, auch nicht unter Caritas-Mitarbeitenden. Ich bedankte mich, denn das sparte uns viel Arbeit, und versprach: "Wir revanchieren uns bei Gelegenheit!"
Es ist ein stetes Geben und Nehmen im Arbeitskreis der Caritas-Stiftungen. Vor gut zwanzig Jahren begann sie, die Welle der Stiftungsgründungen in Deutschland. Und auch die Caritas war von Anfang an dabei. Sie sah die Chance, durch die Gründung von Stiftungen Privatmenschen eine Möglichkeit zu geben, sich unter ihrem Dach zugunsten von Hilfebedürftigen einzusetzen - mit Erfolg! Neben der Vereinsstruktur wuchs so ein bundesweites Netzwerk von Caritas-Stiftungen heran, die fördernd tätig sind. Mittlerweile gibt es 60 solcher selbstständiger Caritas-Stiftungen mit über 300 Treuhandstiftungen, die sie verwalten. Fast in jedem Bistum existiert eine diözesane Caritas-Stiftung, gegründet vom jeweiligen Diözesan-Caritasverband. Darüber hinaus gibt es einige Stiftungen auf Bundesebene wie die Caritas-Stiftung Deutschland, die Agnes-Neuhaus-Stiftung des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) oder das Malteser Stiftungszentrum und natürlich auch Caritas-Stiftungen in Städten oder Kreisen. Den Stiftungen wurde von den Stifterinnen und Stiftern mittlerweile ein Vermögen von rund 350 Millionen Euro anvertraut. Vieles davon zu Lebzeiten, manches per Testament. Damit sind die Caritas-Stiftungen bundesweit vom Stiftungskapital her nicht weit von den Bürgerstiftungen entfernt. Mit den Kapitalerträgen sowie weiteren Einnahmen wie Spenden konnten bereits viele Projekte unterstützt werden, die es sonst so nicht gäbe. Im Jahr 2019 stellten die Caritas-Stiftungen knapp acht Millionen Euro an Fördermitteln zur Verfügung. Näheres zur Arbeit und zu den Standorten der Caritas-Stiftungen findet sich unter: www.caritas.de/spendeundengagement/stiften/caritas-stiftungen
Erfahrungen mit neuen Stiftungsformen
Der große Erfolg der Caritas-Stiftungen hat viel zu tun mit der aktiv gelebten Kooperation und Vernetzung. Die Stiftungen lernen voneinander und unterstützen sich gegenseitig. Egal ob neue Broschüren, rechtlich geprüfte Vertragsmuster oder die Frage, wie mit bestimmten Wünschen von Stifterinnen und Stiftern umgegangen werden sollte - stets ist jemand da, mit dem man sich dazu beraten kann. Jüngstes Beispiel: Verbrauchsstiftungen und Hybridstiftungen, zwei noch recht junge Formen stifterischen Engagements. "Habt ihr dazu schon Erfahrungen?" wurde in die Runde gefragt. "Ja", hieß es seitens einiger Stiftungen, "gerne kann ich dir unsere Vertragsmuster zukommen lassen!" So bieten nunmehr bereits einige Caritas-Stiftungen an, neben der "Ewigkeitsstiftung" auch Verbrauchsstiftungen oder Hybridstiftungen zu verwalten. Letztlich zählt der Wille der Stifterin beziehungsweise des Stifters, welche Form des Stiftens am besten zu ihr beziehungsweise ihm passt. Aber nicht nur zwischen den rechtlich selbstständigen Caritas-Stiftungen gibt es Kooperation und Austausch, auch unter den von ihnen verwalteten Treuhandstiftungen nähert man sich an und arbeitet verstärkt zusammen, zum Beispiel in der Projektförderung. Über den Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) Köln gab es Kontakt zu einem musikalisch hochbegabten jungen Mann. Sein Traum: ein Musikstudium! Von zu Hause war allerdings nur eine eingeschränkte Unterstützung möglich. Daher fragte der SKM an, ob es seitens der CaritasStiftung Fördermöglichkeiten gäbe. Dank einer Stiftung, die treuhänderisch von der CaritasStiftung im Erzbistum Köln verwaltet wurde, kam eine mögliche Förderung in Sicht. Die Treuhandstiftung entschied, den jungen Mann mit einem Stipendium zu unterstützen. Eine weitere Treuhandstiftung tat es ihr nach und schloss sich an. So unterstützten nun beide Stiftungen gemeinsam das Studium des jungen Mannes - mit beachtlichem Erfolg.
Modellprojekt fördet Inklusion und Teilhabe
Es ist wichtig, die Akteure in der Stiftungslandschaft zusammenzubringen. Kooperationen von Stiftungen auf den unterschiedlichen Ebenen sind sinnvoll, oft sogar zwingend notwendig. Es gilt, Kräfte zu bündeln, gerade in Zeiten des Niedrigzinses, um weiterhin als Stiftungen wirksam sein zu können. Dazu gehören auch Kooperationen mit anderen Stiftungen, die oftmals ähnliche Zwecke verfolgen - wie zum Beispiel beim Projekt "Fit für Medien".
Was Elena Goldbach (Name geändert) einmal werden möchte, weiß sie ganz genau: "Journalistin", schwärmt die Zwanzigjährige. Gemeinsam mit zwölf weiteren Teilnehmenden arbeitet sie stundenweise in der Schreibwerkstatt "Blatt-Gold" der Gold-Kraemer-Stiftung. Hier erhalten Menschen mit Lernschwierigkeiten eine Chance, sich im Journalismus auszuprobieren. Sie gestalten Artikel, führen Interviews, lernen mit Facebook, Instagram & Co. umzugehen, um so einmal in der Medienlandschaft Fuß zu fassen. Ein großes Ziel, denn Inklusion und gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen sieht in diesem Berufsfeld bislang anders aus. Das soll durch das Projekt "Fit für Medien" anders werden. Dazu braucht es starke Partner. Die Gold-Kraemer-Stiftung wandte sich mit ihrer Projektidee an die CaritasStiftung im Erzbistum Köln und die Kämpgen-Stiftung. Alle drei Stiftungen sind schon seit Jahren im Netzwerk des Kölner Stiftungen aktiv und fördern Projekte für Menschen mit Behinderungen. So nahm die Idee eines gemeinsamen Modellprojektes Gestalt an. Sobald die Corona-Lage es zulässt, erhalten die Projektteilnehmenden die Möglichkeit, eine Ausbildung zur Nachwuchsredakteurin/zum Nachwuchsredakteur zu machen. Zwei Jahre werden sie sowohl bei der Gold-Kraemer-Stiftung als auch beim Diözesan-Caritasverband Köln journalistisches Wissen und Erfahrungen sammeln. Ein wegweisendes Kooperationsprojekt für alle drei Stiftungen - für mehr Teilhabe und Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigungen, das Elena ihrem Traum ein bisschen näherbringt.
Über den Tellerrand schauen, Stiftungen zusammenbringen - so wird man gemeinsam stärker. Im Netzwerk lässt sich mehr erreichen für die, um die es geht: Menschen, die unserer Hilfe bedürfen.
Reformwerkstatt Pflege
Flüchtlingsdienste in Zahlen
Stiftungen im Wandel der Zeit
Stiftungsrechtsreform in greifbarer Nähe
Stifter(innen) finden und binden
Dringend: Computer für Schüler
Qualität mit Brief und Siegel
Qualität entwickeln, Qualität anerkennen
Die Geduld ist zu Ende
Kostendeckend arbeiten in der ambulanten Pflege
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