Wo der Tod zum Konzept gehört: Hospizdienst im Altenheim
In drei modernen Altenzentren bietet die Caritas Wuppertal/Solingen 330 alten Menschen ein meist letztes Zuhause. 60 bis 70 Prozent der Bewohner(innen) haben eine demenzielle Erkrankung, 60 Prozent kommen unmittelbar nach einem Krankenhausaufenthalt ins Heim, 40 Prozent wurden zuvor zu Hause versorgt und gepflegt, bis das dort nicht mehr leistbar war. "Für die meisten Menschen, die heute ins Heim kommen, gibt es keine Alternative", sagt Rainer Keßler, Referatsleiter Pflege beim Caritasverband Wuppertal/Solingen. Dass alte Menschen einen langen Lebensabend hier verbringen, wird immer seltener. "Die durchschnittliche Verweildauer liegt bei 30 Monaten", so Keßler, der selber eines der drei Wuppertaler Häuser leitet. Auf seine 77 Bewohner(innen) kommen circa 26 Todesfälle pro Jahr.
Das Sterben gehört in einem Altenheim zum alltäglichen Leben.
"Deshalb widmen wir der hospizlichen Begleitung in den stationären Einrichtungen unser besonderes Augenmerk", sagt Heike Breitrück, Leiterin der ambulanten Hospizdienste der Caritas für Wuppertal und Solingen. 35 ehrenamtliche Hospizhelfer(innen) stehen für diesen Bereich zur Verfügung. Sie haben sich zuvor in ihrer Hospizbegleiter-Schulung auch auf den Umgang mit demenziell veränderten Menschen vorbereitet und unter anderem Anwendungen wie die Aromatherapie und weitere Möglichkeiten der basalen Stimulation mit dem speziellen Blick auf die Bedürfnisse alter Menschen kennengelernt. Sie können in Trauergesprächen auch auf die persönliche Betroffenheit, einen alten Menschen in Obhut abgegeben zu haben, eingehen, die Angehörige von Heimbewohner(inne)n häufig begleitet. Und sie sind auch dafür gewappnet, dass für viele alte Menschen der Einzug in eine stationäre Einrichtung eine besondere Verlusterfahrung bedeutet, und stehen gerne bereits hier für Gespräche zur Verfügung.
Dass die Hospizbegleiter(innen) in den Altenheimen gut bekannte Gesichter sind, hat nicht nur mit ihren Einsätzen am Sterbebett zu tun. Heike Breitrück: "Wir haben in jedem unserer Häuser ein festes Team etabliert. Die Ehrenamtlichen nehmen an vielen Veranstaltungen und Festen teil. Das fördert den Austausch mit den Pflegekräften und - ganz wichtig - hilft, zu den Bewohnern und ihren Angehörigen ein Vertrauensverhältnis aufzubauen."
Träger brauchen auch Unterstützung bei ihren Palliativkonzepten
Neben den drei verbandseigenen Altenzentren versorgt der ambulante Caritas-Hospizdienst in Wuppertal acht weitere Einrichtungen anderer Träger, die mit Hilfe der Caritas ihrer Verpflichtung zu hospizlicher Begleitung nachkommen, darunter auch eine Einrichtung für beatmete Patient(inn)en. "Was eine besondere Herausforderung für Ehrenamtliche ist, denn nicht jeder kann die Maschinen ertragen", erklärt Heike Breitrück. Mitunter fragen die Einrichtungsträger nicht nur die Betreuung der Patient(inn)en und Bewohner(innen) an. Oft benötigen sie auch professionelle Unterstützung bei der Entwicklung ihrer Palliativkonzepte. Dazu kann zum Beispiel gehören, bei der Implementierung von Abschiedsritualen und Gedenkveranstaltungen zu helfen. Angeboten werden den Einrichtungen zudem Fortbildungen für ihr Pflegepersonal zu einer wertezentrierten Palliativ-Care-Arbeit und zu ethischen Fallbesprechungen.
Gefördert wird die Arbeit in den stationären Einrichtungen über die Krankenkassen. "Wie hoch diese Förderung ist, richtet sich nach der Zahl der tatsächlich begleiteten Personen und nach der Anzahl der Ehrenamtlichen, die wir in diesem Bereich einsetzen", erläutert Heike Breitrück und steckt auch deshalb viel Energie in die Akquise neuer Kooperationspartner. 95 Prozent der Personal- und Sachkosten sind förderungswürdig. Den Rest müssen Spenden decken. In der Schwebebahnstadt sammeln vier ambulante Hospizdienste und ein stationäres Erwachsenenhospiz Spenden unter dem Dach der Christlichen Hospiz-Stiftung Wuppertal. Die Stiftungserlöse und die pauschal für die Stiftung eingehenden Spenden werden nach einem festgelegten Verteilerschlüssel aufgeteilt. Trägergebundene Spenden werden von der Stiftung an die jeweils bedachten Organisationen weitergeleitet. Insgesamt sind es jährlich zwischen 250.000 und 400.000 Euro aus Spenden, die zur Deckung nicht finanzierter Kosten ausgeschüttet werden können.
Hospizarbeit ist in der Pflegeausbildung ein Stiefkind
Die ehrenamtlichen Hospizbegleiter sind für unsere Altenheime eine wirkliche Bereicherung", sagt Rainer Keßler. Seine Hoffnung, dass mit dem neuen Pflegeausbildungsgesetz durch neue, zusätzliche Ausbildungsinhalte auch die Sterbebegleitung einen veränderten Stellenwert bekommt, hat sich nicht gänzlich erfüllt. "Die hospizliche Arbeit ist nach wie vor ein untergeordnetes Thema in der Ausbildung der Pflegefachkräfte", bedauert Keßler. Und ob die generalistische Pflegeausbildung geeignet ist, den Fachkräftemangel in der Altenpflege zu entschärfen oder ob gar das Gegenteil eintritt, mag er nicht einzuschätzen. Er hofft jedoch, weiterhin ausreichend Nachwuchskräfte aufgrund der guten Begleitung der Auszubildenden für den Caritasverband zu gewinnen. Für Heike Breitrück hat das Stichwort Generalistik ohnehin noch eine weitere Bedeutung: "Wir haben angefangen, unsere Hospizschulungen generalistisch aufzubauen." Konkret heißt das: Zukünftig werden angehende Hospizbegleiter(innen) für den Erwachsenen- und für den Kinder-/Jugendbereich nicht mehr getrennte Kurse besuchen. Nach 120 gemeinsam absolvierten Unterrichtsstunden können sie sieben Module mit weiteren 25 Unterrichtsstunden aufsatteln, wenn sie im Kinder- und Jugendhospizbereich tätig werden möchten.
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