Endlich handeln!
"Diese Wirtschaft tötet." Papst Franziskus klagt im Apostolischen Schreiben "Evangelii gaudium" ein Produktionssystem an, das Menschen wie Abfall behandelt. Der Corona-Ausbruch bei der Großschlachterei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück führt uns vor Augen, wie treffend das mutige Wort Franziskus’ ist. Das von der Fleischindustrie installierte und perfektionierte System der Werkvertragsarbeit trug zum rasanten Ausbruch des Virus bei. Sehenden Auges hat man die Menschen ins Desaster geschickt. Subunternehmen nötigten kranke Beschäftigte zur Arbeit. Dicht an dicht mussten sie ihr Werk verrichten. Auch in überfüllten Sammelunterkünften hatte das Virus leichtes Spiel. Die Folge: Menschen erkrankten schwer, werden irreparable gesundheitliche Schäden davontragen.
Betroffen sind aber nicht nur die Werkvertragsarbeiter und ihre Familien, sondern auch viele andere im Kreis. Selbstständige werden ihre Existenz verlieren. Familien kommen nach Monaten der Kinderbetreuung daheim an ihre Grenzen. Und nun der Tiefschlag des neuerlichen "Lockdowns" im Kreis Gütersloh. Viele Betroffene sind wütend. Einige sogar total am Ende, weil jetzt auch noch der wohlverdiente Urlaub ausfällt.
Der Fleischriese Tönnies behauptet nach wie vor, man habe keine Fehler gemacht. Dennoch werde er sich der Situation stellen, erklärt Clemens Tönnies vor laufenden Kameras. Wer genau hinhört, erkennt, dass selbstkritische Reflexion zur eigenen Verantwortung fehlt. Dabei war es die Fleischindustrie, die das Werkvertragsarbeiter-System brutalstmöglich ausgereizt und Menschen in die totale Abhängigkeit gestürzt hat. Das Arbeiten wurde mit dem Wohnen verknüpft: Wer sich gegen die Arbeitsbedingungen wehrte, flog sofort aus der Wohnung.
Viele von uns wollten billiges Grillfleisch
Doch nicht nur Tönnies ist schuld. Viele von uns haben die billige Grillwurst gekauft und genossen. Dadurch, dass wir so lange weggeschaut haben, sind auch wir infiziert worden. Nicht von Corona, sondern von einem mentalen Virus. Dieses Virus hat unsere Werte befallen: Der Wunsch nach billigem Fleisch war wichtiger als die Menschenwürde. Daraus sollten wir nun alle unsere Lehren ziehen. Die Politik, die zeigen muss, dass sie es ernst meint mit der Abschaffung des Werkvertragsarbeiter-Systems in der Fleischindustrie. Damit es am Ende vielleicht heißen kann: "Diese Wirtschaft lebt und lernt!" Besser werden und lernen kann aber auch unsere Caritas: Wenn wir mutiger und klarer unsere Stimme erheben wie Papst Franziskus, wo immer wir Unrecht erleben. Und dann unser Leitwort entschlossen umsetzen: Not sehen und handeln!
Endlich handeln!
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