Sozial und ökologisch gerechte Lieferketten
Deutschlands Wirtschaft ist global vernetzt. Sie bezieht Rohstoffe und Produkte aus der ganzen Welt. Es gibt kaum Waren im Handel, bei denen nicht zumindest ein Teil der Wertschöpfung in Ländern des globalen Südens, also in Entwicklungs- und Schwellenländern, stattgefunden hat.
Damit sind nahezu alle Lieferketten von Herausforderungen bei Sozialstandards und Umweltschutz betroffen. Gründe sind häufig schwache staatliche Strukturen, teilweise weniger strenge Gesetze sowie die geringere sozioökonomische Entwicklung in Schwellen- und Entwicklungsländern. Die globale Konkurrenz erzeugt, beispielsweise in der Textilindustrie, ein "Race to the Bottom" - Gewinner ist das Land, in dem die Produktionskosten am niedrigsten sind.
So verfügt etwa Argentinien über so gut wie keine Regelungen zum Einsatz von Pestiziden. Das Recht auf Bildung von Gewerkschaften ist in vielen Ländern eingeschränkt. Die Missstände in Ländern des globalen Südens erlauben aber nicht den Umkehrschluss, dass in Europa alles in Ordnung ist. Erntehelfer in Spanien leben teils unter menschenunwürdigen Bedingungen und auch die Verhältnisse in der deutschen Fleisch- und Bauindustrie sind zumindest fragwürdig.
Verantwortung der Politik
Was also ist zu tun und welche Verantwortung haben die deutsche Regierung, Unternehmen und Verbraucher(innen)?
Die Politik muss einen geeigneten Rahmen schaffen. Strengere Regeln sind notwendig, damit nicht nur einige wenige verantwortungsvolle Unternehmen zu ökologisch und sozial verantwortlichen Bedingungen produzieren lassen. Zu den möglichen Instrumenten gehört die Einführung einer verbindlichen "menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht".
Dies würde bedeuten, dass Unternehmen eine Analyse ihrer Lieferketten hinsichtlich umweltbezogener und menschenrechtlicher Risiken vornehmen. Werden Risiken identifiziert, müssen sie Gegenmaßnahmen ergreifen und gegebenenfalls Entschädigungen zahlen. Eine solche Regelung besteht auf europäischer Ebene bereits für sogenannte "Konfliktrohstoffe", zu denen auch Gold gehört. Bei diesen Rohstoffen ist die Gefahr sehr hoch, dass sie zur Finanzierung bewaffneter Konflikte und Menschenrechtsverletzungen beitragen. Des Weiteren sollte die Regierung seriöse nachhaltige Labels fördern, ähnlich dem Bio-Siegel der EU, aber auch, indem konsequent gegen Kennzeichnungen vorgegangen wird, die Nachhaltigkeit versprechen, aber nicht umsetzen.
Unternehmen sollen die oben beschriebenen Sorgfaltspflichten einhalten. Sie können sich in den bestehenden Initiativen engagieren, die das Ziel haben, die Situation vor Ort zu verbessern. Hierzu gehören altbekannte wie Fairtrade, aber auch neuere Ansätze, wie die "Conflict-Free Sourcing Initiative".
Kritisch konsumieren
Auch Konsument(inn)en sollten sich ihrer Verantwortung bewusst sein. Das gilt für alle, die Produkte und Dienstleistungen einkaufen - die öffentliche Beschaffung, Unternehmen und Institutionen wie Wohlfahrtsverbände und private Verbraucher(innen). Dafür ist es notwendig, sich der Konsequenzen der eigenen Konsumentscheidungen bewusst zu werden - der Preis, den wir zahlen, entspricht nicht den wahren sozialen und ökologischen Kosten. Wer Produkte und Dienstleistungen erwirbt, sollte sich deshalb über die Produktionsbedingungen informieren und, soweit die eigenen Finanzen dies zulassen, auch bereit sein, für höhere Standards zu zahlen. Schlussendlich besteht immer die Möglichkeit, weniger zu kaufen.
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