Zusammenhalten - zusammen helfen
12. November 2011, 17 Uhr: Zeitgleich lassen Tausende von Caritas-Mitarbeiter(inne)n in 71 deutschen Städten ein Meer von Kerzen erstrahlen, um diejenigen ins Licht zu rücken, die sonst im Dunkeln stehen: Arme, Ausgegrenzte, Menschen in Notlagen, Menschen mit Behinderung, Alte und Kranke. Die gemeinsame Aktion von Caritas international und zahlreichen Caritasverbänden, Einrichtungen und Pfarrgemeinden unterstützt Hilfsprojekte sowohl im lokalen Umfeld als auch in Entwicklungsländern.
Die Aktion zeigt: Die Caritas ist im besten Sinne ein "Glocalist", jemand also, der global denkt und lokal handelt. Sie leistet konkrete Unterstützung in allen Lebenslagen und kämpft weltweit gegen Armut, Ausgrenzung, Intoleranz und Gewalt. In einer Zeit der globalen Abhängigkeiten ist die Verknüpfung von Inlands- und Auslandsexpertise ein wichtiger strategischer Wettbewerbsvorteil.
Caritas international will die Verbände und Einrichtungen dabei unterstützen, diesen Wettbewerbsvorteil für sich zu nutzen. Neben den vielfältigen bilateralen Beziehungen zwischen Caritasverbänden im In- und Ausland sollen gemeinsame Aktionen wie "Eine Million Sterne" dazu dienen, die Tür in eines der größten Hilfsnetzwerke der Welt weiter aufzustoßen. Caritas-Mitarbeitende sollen entdecken, was ihre Kolleg(inn)en in anderen Teilen der Welt bewegt. Zugleich erhalten sie die Möglichkeit, Erfahrungen und Eindrücke "von draußen" zu sich hereinzulassen.
Hierzu wurde vor fünf Jahren eigens das Projekt "Caritas für Caritas" ins Leben gerufen. Eine Umfrage unter Mitarbeiter(inne)n der Caritas hatte ans Licht gebracht, dass Caritas international (Ci) innerhalb der Verbandslandschaft fast ausschließlich bei großen Katastrophen in Erscheinung trat. Dass der Deutsche Caritasverband (DCV) mit seinem Hilfswerk Ci darüber hinaus weltweit soziale Facharbeit leistet, dass er im Prinzip ähnliche Dienste für die gleichen Bevölkerungsgruppen fördert und aufbaut wie in Deutschland, war schlicht nicht bekannt. Damit fehlten auch die konkreten Anknüpfungspunkte für eine langfristige Zusammenarbeit in beiderseitigem Interesse.
"Caritas für Caritas" ist aus dem Gedanken entstanden, dass alle Caritas-Mitarbeiter(innen) Teil von etwas Großem sind - dem weltweit größten Netzwerk von sozial engagierten Menschen. Es sollte erfahrbar werden, was sie in ihrer täglichen Arbeit - trotz der unterschiedlichsten Bedingungen - mit ihren Kolleg(inn)en in Peru, Bangladesch oder Brasilien verbindet: das Engagement für Menschen in Not aus der Motivation einer christlichen Grundhaltung, der gelebten Nächstenliebe, heraus.
Austausch auf Augenhöhe und Dienstleistung
Die Instrumente, die dabei zum Einsatz kommen, sind vielfältig. Einmal im Jahr finden Dialogreisen nach Asien, Afrika, Osteuropa oder Lateinamerika statt. Entscheider aus der verbandlichen Caritas erhalten bei diesen Reisen die Gelegenheit, "Projektluft" zu schnuppern und die globale Dimension der Caritas hautnah mitzuerleben. Ausländische Kolleg(inn)en besuchen ihrerseits Deutschland. Darüber hinaus haben haupt- und ehrenamtliche Beschäftigte die Möglichkeit, sich als "Caritas-international-Botschafter" zu engagieren und als Türöffner und Ansprechpartner für internationale Themen zu fungieren. Vor allem aber versteht sich "Caritas für Caritas" als Dienstleistungsangebot für alle Fragen der internationalen Caritasarbeit - sei es im Fall von Katastrophen durch die Bereitstellung von aktuellen Informationen (zur internationalen Arbeit in Form eines Print- und Online-Newsletters), Antworten auf häufig gestellte Fragen oder die Vermittlung von Ansprechpartner(inne)n.
Wichtiges Ziel von "Caritas für Caritas" ist es, einen konkreten Gewinn und Mehrwert für die Kooperationspartner zu generieren. Das Bewusstsein, sich für eine weltumspannende, gemeinsame Sache zu engagieren, wirkt identitätsstiftend und motivierend. Der leider vor kurzem so überraschend verstorbene Alfred Hovestädt, langjähriger Leiter der Stabsabteilung Information und Kommunikation beim DiCV Köln und großer Förderer und Freund der "Caritas-für-Caritas"-Idee, hatte es treffend auf den Punkt gebracht: "Es ist ein tolles Gefühl, Teil eines weltweiten Netzwerkes mit 162 Caritasverbänden zu sein. Wir lernen voneinander und helfen uns gegenseitig."
Nicht alle Initiativen, die seit 2007 an den Start gingen, brachten unmittelbaren Erfolg. Viele Aktionen zündeten von Beginn an, bei anderen mussten wir, im Austausch mit unseren Kooperationspartnern im In- und Ausland, stetig dazulernen. Der verbandsinterne Bekanntheitsgrad und die Wahrnehmung von Caritas international sind in dieser Zeit signifikant gestiegen. Die wichtigste Erkenntnis nach fünf Jahren ist, dass es weniger auf das kurzfristige monetäre Ergebnis ankommt, sondern vielmehr auf den langfristigen, identitätsstiftenden Beziehungsaufbau. Es hat sich gezeigt, dass die vielen Gespräche und Begegnungen mit Verantwortlichen und der Basis, dass das gegenseitige Verständnis des jeweils anderen das eigentlich Wertvolle ist - gerade für Ci, das bis heute noch oft als "exotisch" wahrgenommene Hilfswerk des DCV. So wertvoll, dass "Caritas für Caritas" inzwischen eine kommunikative Regelaufgabe, ein zentraler Bestandteil unserer Öffentlichkeits- und Bewusstseinsarbeit ist.
Schnell und beherzt handeln
Gute Zusammenarbeit zahlt sich vor allem dann aus, wenn es schnell gehen muss. Wenn nicht die Zeit ist, erst Vertrauen aufzubauen und Abstimmungswege zu klären. Wenn es darauf ankommt, beherzt und mit Herz zu handeln. So wie nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti, nach den Fluten in Pakistan im letzten Sommer oder der Dürrekatastrophe in Ostafrika in diesem Jahr. Die vielen Aufrufe und Spendenbanner, die von Caritasverbänden in ganz Deutschland geschaltet wurden, die zahlreichen Benefizaktionen und nicht zuletzt die unmittelbare finanzielle Unterstützung durch viele Verbände zeigen deutlich, dass die Idee eines Netzwerkes der weltweiten Solidarität mehr ist als fromme Theorie.
Als personell eher kleines, aber schlagkräftiges Hilfswerk ist Caritas international zwingend auf die breite Unterstützung in der Fläche angewiesen. Die Einbindung in eine solidarische, den globalen Herausforderungen zugewandte Caritaslandschaft ist das große Pfund, mit dem wir wuchern können und müssen. "Caritas für Caritas" ist ein Angebot an alle, diese gemeinsame Chance zu ergreifen.
Weitere Infos unter: www.caritas-fuer-caritas.de, Kontakt: Christine Decker, E-Mail: christine.decker@caritas.de, Tel. 0761/200-620