Von 100 auf 0 … Lockdown in der KBS Hoyerswerda und der KOBS Kamenz
Mandy Schimmank, Ansprechpartnerin der Psychosozialen Kontakt- und Beratungsstelle (KOBS) ist voller Vorfreude, denn die neuen Räumlichkeiten bieten optimale Bedingungen für die Angebote der Einrichtung.
In der Kontakt- und Beratungsstelle (KBS) Hoyerswerda steht mit Jana Richter eine neue Kollegin in den "Startlöchern". Beide Kolleginnen finden sofort einen Draht zueinander. Viele Aufgaben warten auf die beiden. Nicht nur der Umzug der KOBS Kamenz wird koordiniert und durchgeführt, sondern auch die KBS Hoyerswerda wird für kommende Gruppenangebote vorbereitet. Voller Ideen und Tatendrang setzen beide ihre Vorstellungen um. Die Kennenlernphase für Besucher und Frau Richter kann endlich beginnen.
Leider findet diese Aufbruchsstimmung von heute auf morgen ein jähes Ende. Die Corona-Krise hat beide Einrichtungen eiskalt erwischt. Mit dem bundesweiten Lockdown mussten auch die beiden Psychosozialen Kontakt- und Beratungsstellen ohne Vorankündigung schließen. Auf beide Einrichtungen warten neue Herausforderungen, welche es in dieser Form wohl noch nie gegeben hat.
Anlaufpunkt und Kontaktmöglichkeit
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstellen sind Anlaufpunkte für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Sie bieten diesen Menschen und ihrem sozialen Umfeld tagesstrukturierende Angebote, Beschäftigungsmöglichkeiten und sind für viele die einzige Möglichkeit, überhaupt mit anderen in Kontakt zu kommen. Der Zugang zu diesen Angeboten ist freiwillig, anonym und niederschwellig. Es herrscht eine "Komm Struktur". Gerade für diese Zielgruppen stellen die mit dem Corona-Virus verbundenen Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen eine große Herausforderung dar.
Patienten werden aus stationären oder teilstationären Einrichtungen entlassen, psychotherapeutische Angebote finden per Video statt und tagesstrukturierende Angebote oder Gruppenaktivtäten sind für diese Personengruppe nicht greifbar.
"In diesem Leben ist jeder mutig, der nicht aufgibt", so der Leitspruch der Kamenzer Einrichtung. Wie passend sind diese Worte von Paul McCartney gerade für alle in dieser aufregenden Zeit.
Innovative Ideen gefragt
Neben dem negativen Einfluss auf die körperliche und psychische Gesundheit, kann die Corona-Krise auch Chancen bieten.
Wie können in diesen Zeiten die KBS Hoyerswerda oder die KOBS Kamenz ihren Aufgaben und den Erwartungen der Besucher jetzt gerecht werden? Diese Frage stellen sich nun Frau Richter und Frau Schimmank. Innovative Ideen sind gefragt.
Durch wöchentliche Telefonate werden die Befindlichkeiten der Besucher eruiert und Ressourcen aktiviert. Für viele Besucher ist dies ein ungewöhnlicher und ungewohnter Weg, denn jetzt nehmen die Ansprechpartner Kontakt zu den Besuchern auf. Eigentlich konnten diese bisher selbst bestimmen, wann sie Kontakt zu den Psychosozialen Kontakt- und Beratungsstellen suchen. Der guten Vernetzung und Kommunikation der Besucher untereinander ist es zu verdanken, dass auf diesem Wege ein telefonisches Netzwerk aufgebaut werden kann.
Je länger die Krise nun dauert, umso größeren Einfluss hat sie inzwischen auf die Befindlichkeiten der Besucher. Die Ungewissheit sowie die fehlenden sozialen Kontakte prägen die Besucher. Ängste machen sich breit und Tagesstrukturen gehen verloren.
Die Idee, eine Wochenpost ins Leben zu rufen, findet bei den Besuchern großen Anklang. Sie enthält Aktivierungsangebote, Anregungen die Zeit zu überbrücken und greift alltagsrelevante Themen, wie Achtsamkeit, Umgang mit Stress und Strategien zum Glücklichsein auf. Auch Beobachtungsgänge in der Natur spielen dabei eine wesentliche Rolle. Warum nicht einmal Energie am Baum tanken oder negative Energien am Baum belassen? Mit Freude berichteten die Besucher telefonisch und schriftlich von ihren Eindrücken und Empfindungen. Manchmal lohnt sich eben ein anderer Blickwinkel.
Ein weiterer Schritt ist gemacht
Mit Lockerungen der Corona-Verordnung werden nun wieder direkte Einzelberatungsangebote belebt. Auf Spaziergängen durch die nähere Umgebung fühlen sich die Besucher aktiviert und gehört. Sie nutzen intensiv den Raum für Gespräche und freuen sich über den Kontakt. Frau Richter hat so wider Erwarten eine ganz besondere Chance. Es bietet sich die Möglichkeit, einen Großteil der Besucher individuell und fernab vom Gruppengeschehen kennenzulernen. So können Wünsche und Anregungen der Besucher für künftige KBS-Angebote auf besondere Weise erfasst werden.
Inzwischen finden wieder Gruppenangebote in Kleinstgruppen statt. Da die Besucher während der Corona-Krise im direkten Kontakt mit Frau Schimmank und Frau Richter stehen, fällt es ihnen nicht ganz so schwer, die Anmeldemodalitäten zu bewältigen. Natürlich sind die Bedingungen wegen der Corona-Auflagen noch nicht wie vorher, aber ein weiterer Schritt ist gemacht. Inzwischen äußern sich einige, dass die Einzelangebote und auch die Spaziergänge unbedingt beibehalten werden sollen!
Es lohnt sich auf jeden Fall aus Sicht der Mitarbeiter, seine Arbeit täglich neu zu reflektieren und neue Wege zu ergründen. Die Umsetzung neuer Ideen sei nur mit Unterstützung und dem entgegengebrachten Vertrauen der Regionalleiterin Ursula Wilkowski möglich gewesen. Da sind sich Mandy Schimmank und Jana Richter einig.
Kontaktdaten
Jana Richter:
Telefon: +49 3571 6079868
E-Mail: kbs.hoyerswerda@caritas-goerlitz.de
Mandy Schimmank:
Telefon: +49 3578 309729
E-Mail: kbs.kamenz@caritas-goerlitz.de