Familien werden mitbestraft
Wie Väter und Kinder sich treffen
Hubert Haarmann, 67 Jahre alt und ehrenamtlich im Gefängnis tätig, engagiert sich in der Vater-Kind-Gruppe. „Die Kinder müssen auf jeden Fall vier Jahre alt sein. Der Älteste, den wir jetzt dahatten, war 14 oder 15. Es ist schön zu sehen, wenn die Kinder mit ihren Vätern spielen. Wir haben Spielangebote wie „Mensch ärgere dich nicht“ oder „Uno“. Man unterhält sich auch. Was mich am Anfang gewundert hat: wie unbekümmert die Kinder da vorgehen. Ist ja immer eine Tür, die zu ist – die gehen da durch. Wir Erwachsenen denken immer: Das ist Knast, wie hält man es darin aus? Bei denen ist das nicht, jedes Tor ist zum Rütteln und Rattern da. Die Älteren haben mir mal gesagt, die 13-, 14-Jährigen: ,Wenn es in der Schule heißt: Wo ist dein Vater? Im Knast – dann ist das schon Spießrutenlauf.‘
Bei den Kleineren ist das nicht die Frage, aber die wissen schon, wo es ist. Dass der Papa nicht in einem Betrieb arbeitet, wo Gold hergestellt wird und darum Gitter vor den Fenstern sind. Man merkt von beiden Seiten, von den Kindern und den Vätern: Die freuen sich darauf. Ein sehr wichtiges Angebot.“
Hilfen für die Familien
Das kann Silvia Kochel, Leiterin des Sozialdienstes in der Justizvollzugsanstalt Bochum, nur unterstreichen. „Die meisten Familienväter unter den Strafgefangenen plagen Schuldgefühle und Sehnsucht, weil sie die Familie verlassen haben. Wenn sie mit den Kindern Zeit verbringen und sprechen können, sind sie dankbar.“
Müttern aus solchen
Familien macht die Freie Straffälligenhilfe
auch Angebote, vor allem Beratung
und Unterstützung beim Umgang
mit Ämtern, Vermietern und Kassen.
Meist fehlt es ihnen an Geld, und sie bekommen
Druck von allen Seiten. „Die
Mütter haben Doppelprobleme“, weiß
Silvia Kochel, „denn bei vielen Männern
stand auch vor Haftbeginn die Familie
nicht an erster Stelle.“ Umso dankbarer
ist die Justizvollzugsanstalt Bochum
den ehrenamtlich Mitarbeitenden ausdrücklich
für ihre „für den Vollzug sehr
wertvolle und für die Inhaftierten unverzichtbare
Tätigkeit“ und dem SKM
Bochum in Gestalt von Wolfgang Frewer
und Markus Krischak für deren „qualifizierte
und effiziente Begleitung und Anleitung“.
Das Land Nordrhein-Westfalen
fördert die ehrenamtliche Mitarbeit in
der Freien Straffälligenhilfe durch den
SKM Bochum in Zusammenarbeit mit
den Fachdiensten der Anstalt deshalb
auch finanziell. Denn, so Silvia Kochel:
„Zufriedene Gefangene bedeuten soziale
Sicherheit.“