Nicht nur eine Spielerei
Welche Antwort würden die Kandidaten in der Quizsendung mit Günther Jauch auf die Frage geben, was die deutschen Sparkassen mit dem Deutschen Caritasverband gemeinsam haben? A: Sie wurden im gleichen Jahr gegründet; B: Sie sind weltweit verbreitet; C: Sie haben die gleiche Geschäftsfarbe; D: Beide haben zu viel Geld.
Unlängst ging die Meldung durch die Wirtschaftsteile unserer Zeitungen, die deutschen Sparkassen sähen sich durch ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes in ihrem Kampf um die alleinige Nutzung ihrer Farbe HKS 13 gestärkt. HKS 13, aus dem Farbfächer der Firmen Hartmann, Kast und Schminke für das Druckgewerbe und selbst als Marke eingetragen, ist auch die Hausfarbe des Deutschen Caritasverbandes. Manche Kommentatoren der Bemühungen des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes sind skeptisch, ob es gelingt, "ihre" Farbe auch ohne die Verbindung mit dem Sparkassen-Zeichen für den Finanzsektor endgültig schützen zu lassen.
Die Entwicklungen im Patent- und Markenrecht haben in den letzten Jahren an Rasanz und Brisanz deutlich zugenommen. Die Ursachen liegen in der Globalisierung, in der härter umkämpften ökonomischen oder ideellen Bewertung von Produkten und Dienstleistungen und nicht zuletzt in der Medialisierung unserer Lebensumwelten. Hier kommt es auf die optisch rasche, eindeutige und vielfach sogar zwischensprachliche und interkulturelle Erkennung von Botschaften an. Entwicklung, Pflege und Nutzung, Eintragung und Verteidigung von Bild-, Wort- und Farbmarken, akustischen Marken und deren Kombinationen beschäftigen ganze Branchen. Diese leben recht gut davon.
Caritas genießt hohes Ansehen in der Öffentlichkeit
Der DCV führt sein Logo als Bild-Wort-Marke. Es ist, wie alle Zeichen der Wohlfahrtsverbände in Deutschland, markenrechtlich eingetragen. Die Sorge, dass man ihm dieses Markenzeichen im Anwendungsbereich der Wohlfahrtspflege streitig machen könnte, ist unbegründet. Dennoch: Diverse markenrechtliche Auseinandersetzungen zeigen, dass die Pflege der Marke keine Nebensache ist, die man als grafische Spielereien abhaken darf. Selbstverständlich ist es den rechtlich selbstständigen Trägern und Verbandsmitgliedern unbenommen, ihre zum Teil in langer Tradition stehenden Zeichen zu pflegen - zumal sie gelegentlich auch ihren besonderen Wiedererkennungswert haben. Gleichwohl sollte geprüft werden, welche Möglichkeiten bei welchen Gelegenheiten bestehen, in der Außendarstellung auf den Gesamtverband hinzuweisen. Es dürfte ohne große Mühe möglich sein, zumindest eine mit dem Caritas-Logo verbundene Textzeile erscheinen zu lassen: "Mitglied im Deutschen Caritasverband".
Während der Wert von Marken längst untergegangener Firmen heute mit vielstelligen Euro- oder Dollarbeträgen messbar ist, lässt sich für "ideelle Marken" wohl nur schwer ein Marktpreis ermitteln. Das hohe Ansehen allerdings, das die Caritas in der Öffentlichkeit genießt, verpflichtet auch sie zu einem selbstbewussten und reflektierten optischen Auftritt.