Den Wandel gestalten
Dort hingegen sind die Mieten oftmals so hoch, dass gar nicht alle, die es wollten, dort leben könnten. Im ländlichen Raum wiederum muss oftmals um den Erhalt von Mobilität und Infrastrukturen gekämpft werden, damit die jetzige und die kommende Generation überhaupt eine Chance hat, dort wohnen zu bleiben und leben zu können.
Der Deutsche Caritasverband will mit seiner Kampagne 2015 "Stadt - Land - Zukunft" die Herausforderungen aufgreifen, die sich aufgrund der demografischen Entwicklung für den ländlichen Raum und damit aber oft auch für die Städte ergeben. Denn der eine Lebensraum kann nicht ohne den anderen betrachtet werden. Unsere Kampagne will dazu beitragen, einer polarisierenden Betrachtungsweise entgegenzutreten: "Wir in der Stadt" versus "Ihr auf dem Land" oder umgekehrt. Das wirkt oft dünkelhaft und geht an den eigentlichen Themen vorbei, die wir zu bewältigen haben. Denn auf dem Land ist der Mangel an Ressourcen oft heute schon angekommen, was aufgrund knapper öffentlicher Kassen auch die Städte ergreifen wird.
Darin müssen wir aber auch Chancen sehen! Jetzt ist es an der Zeit, im Kleinen zu erproben, was voraussichtlich bald schon im größeren Rahmen notwendig sein wird. Wo der Ruf nach Unterstützung von Kommune, Kreis, Land oder Bund ungehört verhallt, nehmen heute schon engagierte Menschen ihr Schicksal in die Hand und organisieren sich selbst - sei es mit Fahrdiensten zum Einkaufen, zum Arzt, sei es mit einer kleinen Dorfgenossenschaft, die einen Lebensmittelladen unterhält, sei es mit der regelmäßigen Kultur- und Freizeitgruppe im Verein, dem nächtlichen Disco-Bus zurück aufs Land und vielen guten und wirkungsvollen Initiativen.
"Ländliches Engagement kann zum Vorbild für Städte werden"
Im kleinräumigen ländlichen Gebiet, wo man die Nachbarn noch alle kennt, dürfte es leichter fallen, sich gegenseitig zu motivieren, sich zusammenzuschließen und zu verlässlichen Formen der gegenseitigen Hilfe zu finden. Doch auch auf dem Land brauchen Ideengeber und Motoren Unterstützer und vor allem Räume. Hier können die Kirchengemeinden mit ihren räumlichen Möglichkeiten diese mit neuem Leben füllen und bei der Suche nach Lösungswegen und der Gründung von Initiativen zumindest gute Wegbereiter und Begleiter sein.
Und wenn das Land es geschafft hat, lebenswert und lebendig zu bleiben, wird es für die Kommunalpolitiker und die Menschen aus den Ballungszentren binnen kurzer Zeit zum Lernbeispiel werden, wenn es darum geht, eine selbstverantwortliche Bürgergesellschaft zu initiieren und einer möglichen städtischen Verödung entgegenzutreten. Und deshalb gilt es, diesen Wandel aktiv mitzugestalten.