Mit Strategie dem Druck begegnen
Die soziale Infrastruktur steht unter massivem Druck. Dies spiegelt sich in den Ergebnissen des zweiten "Trendbarometers Sozial- und Gesundheitswirtschaft" wider. Im Auftrag der Bank für Sozialwirtschaft hat die BFS Service GmbH im ersten Quartal 2023 erneut Einrichtungen und Organisationen der Sozial- und Gesundheitswirtschaft zu den Auswirkungen der steigenden Kosten sowie dem Handlungsbedarf in zentralen Leistungsfeldern befragt.
Über alle Branchen schaut ein Großteil der Einrichtungsträger pessimistisch auf die wirtschaftliche Situation im Jahr 2023. Rund die Hälfte der Befragten bewertet die wirtschaftliche Lage im Ausblick als angespannt. Im Vergleich zum letzten Trendbarometer (viertes Quartal 2022) stellt sich die Stimmungslage unverändert schlecht dar.
Die wesentlichen Herausforderungen sehen die Befragten im Fachkräftemangel und in nicht kompensierten Kostensteigerungen. Bei rund zwei Dritteln der Befragten führt der Fachkräftemangel zu einer Reduktion der Aufnahmekapazität um bis zu 30 Prozent. Dass sich in der Folge der Ertrag verringert, bestätigen 92 Prozent. Bei einzelnen stationären Pflegeeinrichtungen und ambulanten Pflegediensten betragen die Ertragsrückgänge mehr als 50 Prozent. Mehr als 40 Prozent erwarten für dieses Jahr ein negatives Jahresergebnis. Schon das Jahr 2022 hatten 30 Prozent mit einem Defizit abgeschlossen.
In jüngster Zeit mussten bereits Betreiber aller Größenklassen Insolvenzanträge stellen oder sich aus wirtschaftlichen Gründen aus einem Hilfefeld - insbesondere der stationären und ambulanten Langzeitpflege - zurückziehen. Angesichts dieser akuten Bedrohung der sozialen Infrastruktur ist die Politik dringend gefordert, stabile gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Dies ist Voraussetzung für eine langfristige Planung des Leistungsangebotes und der damit verbundenen Investitionen - und somit für eine zuverlässige und konsistente Versorgung.
Auch auf betrieblicher Ebene wirken die Herausforderungen wie Katalysatoren für notwendige Veränderungen. Dies beginnt mit einer ganzheitlichen Bestandsaufnahme hinsichtlich Leistungsangeboten, Prozessen und Immobilien. Ziel ist, bisher vage wahrgenommene Handlungsbedarfe mit Zahlen und Fakten zu untermauern und die Wirkungen von Entscheidungen messbar zu machen. Auf dieser Basis ist eine dauerhaft tragfähige Unternehmensstrategie zu entwickeln. Beispielhafte Schwerpunktthemen sind dabei:
◆ Eine regionale Fachkraftanalyse zum Abschätzen der Entwicklung des Arbeitsmarktes und eine Strategie zur Positionierung als attraktiver Arbeitgeber im Wettbewerbsvergleich sind heute unabdingbar.
◆ Anpassung des Leistungsangebots: Betreutes Wohnen kann eine Alternative zu einem Pflegeheim sein, bei der sich höhere Mieten refinanzieren und die Fachkraftproblematik entschärfen lassen. Bei Krankenhäusern ist die Standortnachnutzung ein Thema.
◆ Regionale Sozial- und Gesundheitsmarktanalysen: Bedarfsanalysen sind unter Berücksichtigung der verschiedenen Versorgungsformen vorzunehmen, um eine langfristige Positionierung am regionalen Markt zu gewährleisten.
◆ Wirtschaftlichkeit von Bauvorhaben: Sind die Kosten plausibel? Trägt sich das Objekt? Oft lässt sich durch Umplanen sparen.
◆ Nachhaltigkeit: Die steigenden Anforderungen an die ökologische, soziale und auf die Unternehmensführung bezogene Nachhaltigkeit der Leistungserbringung sind als Chance zu verstehen.
◆ Finanzierungsmix nutzen: Neben einer optimierten Kreditfinanzierung mit tilgungsfreien Anlaufjahren, langen Laufzeiten und öffentlichen Förderdarlehen können Sale-and-Lease-Back sowie Spezialimmobilienfonds einen Befreiungsschlag für die Finanzierungsfähigkeit, einen Abbau von Investitionsstaus und die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit bedeuten.
Soziale Organisationen haben viele Möglichkeiten, ihre ökonomische Resilienz nun zu steigern und ihr Unternehmen ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltig auszurichten.
Das "Trendbarometer Sozial- und Gesundheitswirtschaft" ist kostenlos abrufbar unter: www.sozialbank.de/news-events/publikationen/bfs-trendbarometer
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