Teilhabe gelingt nicht „einfach so“
Während für viele beispielsweise Videotelefonie oder das Einlesen von QR-Codes selbstverständlich waren, schien man sich hier auf völlig neuem Terrain zu bewegen. Der Umgang mit mobilen Endgeräten nimmt im Alltag weiter zu. Man kann sogar behaupten, er wird in unser aller Leben nahezu unumgänglich werden.
Hier entsteht jedoch zeitgleich die große Herausforderung für Menschen, die bisher keine Berührung mit diesen Geräten hatten oder denen der Umgang mit Smartphone und Co. gar nicht erst zugetraut wurde. Umso wichtiger ist es, Angebote zu schaffen, die den Menschen digitale Teilhabe ermöglichen. Die Komplexität der Themen sowie die Diversität der Klient:innen und Mitarbeiter:innen sind dabei zu berücksichtigen. So macht es beispielsweise wenig Sinn, Klient:innen in Themen der digitalen Teilhabe zu schulen, ohne die Mitarbeiter:innen mitzunehmen.
Digitale Teilhabe, vor allem bei Menschen, die bislang nicht digital gelebt haben, kann nicht "einfach so" gelingen. Generell besteht bei diesem Personenkreis ein hoher Bedarf an Ausprobieren, Bildung, Schulung und Einweisung rund um digitale Geräte und Medien. Dies kann aber nur selten im Alltag von Mitarbeiter:innen, beispielsweise der Wohngruppe, geleistet werden. Digitale Kompetenzen sind dort eher zufällig vorhanden. Menschen mit komplexen Behinderungen sind darauf angewiesen, dass sie Personen in ihrem Umfeld haben, die sie dabei unterstützen, digitale Kompetenzen aufzubauen. Die Grundvoraussetzung für digitale Teilhabe umfasst insgesamt vier Aspekte:
◆ Digitale Selbsterkenntnis: das Wahrnehmen von persönlichen Vorteilen bei der Nutzung digitaler Möglichkeiten;
◆ Teilhabewunsch: der Wunsch, am digitalen Leben teilzuhaben;
◆ subjektive Souveränität: sich souverän fühlen im Umgang mit digitalen Geräten, Medien und Tools;
◆ digitale Kompetenz: allgemeines Wissen und Kompetenzen, um mit digitalen Geräten, Medien und Tools sicher agieren zu können.
Die digitale Selbsterkenntnis nimmt eine besondere Rolle bei Angeboten zur digitalen Teilhabe ein. Wie soll ein Mensch einen Teilhabewunsch oder gar erst digitale Kompetenzen ausbilden, wenn dieser noch keine Erfahrungen mit digitalen Geräten sammeln konnte?
Mit Hilfe einer Förderung der Stiftung Wohlfahrtspflege konnte das Projekt "DigitalDabei! - Aufbau von Strukturen zur Förderung digitaler Teilhabe und hybrider Beratung in der Eingliederungshilfe" umgesetzt werden. Ein wichtiger Baustein dabei ist ein Digitalunterstützer. Die Idee ist, Klient:innen sowie Mitarbeiter:innen von Wohngruppen im praktischen Umgang mit digitalen Geräten zu unterstützen und Kompetenzen auf- und auszubauen. Um möglichst allen Klient:innen Zugang zu digitalen Geräten zu bieten, wurden die Wohngruppen mit Tablets versorgt, die für die Klient:innen frei zugänglich sind.
Digitalunterstützer:innen bieten unter anderem Informationsveranstaltungen in den Wohn- und Werkstattgruppen sowie Einzel- und Gruppenberatungen an. Sie suchen proaktiv den Kontakt zu den Menschen, erfassen Bedarfe und werten diese aus. Über den Slogan #FragFrank wurde der Digitalunterstützer in der Einrichtung vorgestellt. Eine Postkarte, die an mehreren Standorten ausliegt, ermöglicht einen relativ barrierefreien Zugang und verbindet ein Gesicht (Frank) mit einem Thema. Sie zeigt den Digitalunterstützer mit seiner Namensgebärde, eine einfache Erklärung seiner Tätigkeit, ein Kontaktfeld sowie seine Kontaktdaten.
Um nachhaltige Strukturen zu schaffen, in der Breite noch besser wirken und Bedarfe erfassen zu können, wird eine flächendeckende Digitalunterstützer:innen-Struktur aufgebaut. Ein weiteres Ziel ist, durch Schulungen die Teilnehmenden zu "Peer-Beratung im Tandem-Modell" zu befähigen und nachhaltig zu implementieren.
Bisherige Erfahrungen in diesem Kontext waren eher zufällig und allzu oft davon abhängig, dass einzelne Personen ihre digitalen Skills eingebracht haben. Hier bedarf es Multiplikator:innen, die sich weiter spezialisieren und neue Impulse durch Fachwissen einbringen.
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