An den Zukunftsmodellen bauen
Grundordnung, Energiekrise, das Ehrenamt sowie Wahlen waren dominierende Themen bei der 22. Delegiertenversammlung vom 11. bis 13. Oktober. Die konstituierende Sitzung unter Präsidentin Eva Welskop-Deffaa fand anlässlich des 125-jährigen Jubiläums des DCV in Limburg statt - der frühen Wirkungsstätte von Lorenz Werthmann, dem ersten Verbandspräsidenten. Aufgrund technischer Probleme gestalteten sich die Neuwahlen zum Caritasrat, der Vizepräsident:innen und von Nachrückern in die Delegiertenversammlung und Kommission zeitaufwendiger als erhofft. Als Vizepräsident:innen amtieren ab sofort Renate Jachmann-Willmer, Leiterin des SkF-Bundesverbandes, Schwester Regina Pröls, Generaloberin der Franziskusschwestern von Vierzehnheiligen, Dirk Hucko, Vorstandssprecher des OCV Düren-Jülich, und Matthias Mitzscherlich, Direktor des DiCV Dresden-Meißen.
Nachklapp zur Grundordnung
Trotz Technikpanne konnte genug Zeit eingeräumt werden, um das Thema Grundordnung intensiv zu diskutieren. Der scheidende Vizepräsident Heinz-Josef Kessmann, der in der Untergruppe der Bischofskonferenz am Textentwurf für eine neue Grundordnung mit-
arbeitet, berichtete von Knackpunkten im zwischenzeitlich bereits überarbeiteten Entwurfstext. Einer davon ist der Umgang mit Mitarbeitenden, die aus der Kirche austreten oder ausgetreten sind. Die Diskussion zeigte, dass viele Verbände vor Ort nicht willens sind, hier eventuell Kündigungen auszusprechen, sondern dann lieber die Grundordnung nicht anwenden. Der Einwand, man solle den Text dennoch mittragen, damit der insgesamt erfreuliche Paradigmenwechsel mit der neuen Grundordnung gewürdigt wird, fand bei den Delegierten wenig Anklang. Kessmann berichtete auch von der Sorge, dass die Grundordnung womöglich künftig nicht mehr für die rund 70.000 Mitarbeitenden in den pastoralen Diensten gelten könnte.
Die Diskussion verdeutlichte, dass es mit dem Textentwurf immer noch nicht gelingt, ein positives Bild von der Kirche zu vermitteln. Aus der Gruppe der Orts-Caritasverbände kam daher der Vorschlag zu einem Schreiben der Delegiertenversammlung, das an die Bischöfe und deren Unterarbeitsgruppe zum arbeitsrechtlichen Regelwerk gehen soll. Darin wird gefordert, in der Grundordnung generell keine Aussage zu Kirchenaustritten und kirchenfeindlichem Verhalten zu treffen. Auch wollen sich die Delegierten ausdrücklich zur kirchlichen Prägung der Dienste und Einrichtungen der verbandlichen Caritas mit ihren rund 700.000 Mitarbeitenden bekennen. Der Textvorschlag wurde mit einer Gegenstimme und drei Enthaltungen mit großer Mehrheit angenommen. Die neue caritas wird ihn in einer der nächsten Ausgaben abdrucken.
Kommissionsarbeit und Satzungsänderung
Die vier von der Delegiertenversammlung eingesetzten und mit Arbeitsaufträgen ausgestatteten Kommissionen "Caritasprofil", "Sozialpolitik und Gesellschaft", "Mitarbeit in der Caritas" sowie "Ökonomie der Caritas" legten Bericht über ihre Arbeit ab, die insgesamt stark von der Krisen- und Pandemiebewältigung geprägt war. Eine neue Beauftragung fand nicht statt. Jedoch wurde die sonst übliche Amtsperiode von drei Jahren, die mit der Delegiertenversammlung von 2023 ablaufen würde, um ein Jahr verlängert. Anlass dafür ist die anstehende Satzungsreform, die auch Vorschläge zu den Organen und Gremien enthalten wird. Die vom Caritasrat einberufene Arbeitsgruppe zur Satzungsreform wird von Heinz-Josef Kessmann, der bis zum Ende der Versammlung noch als Vizepräsident fungierte, geleitet.
Der anstehenden Satzungsänderung bereits vorgezogen wurde ein Beschluss, wonach Mitglieder der Organe und Gremien des DCV künftig auch digital an Sitzungen teilnehmen können. Da es derzeit keine bundesweite pandemiebedingte Regelung dafür gibt, schien es pragmatisch, sich hier für alle Fälle flexibel zu zeigen. Allerdings bleibt es dem jeweiligen Organ vorbehalten, hierzu entsprechende Entscheidungen zu treffen.
Die Satzungskommission zeigt sich zeitlich ambitioniert und möchte bereits bei der ersten Caritasratssitzung im Jahr 2023 Vorschläge zur Beratung vorlegen, über die dann gegebenenfalls die Delegierten bereits im Herbst 2023 abstimmen können. Ausgemachtes Ziel ist es, den Caritasrat zu einem unabhängigen Aufsichtsorgan umzubauen. Dem vorgeschaltet ist die zustimmende Beratung durch die deutschen Bischöfe.
Blick auf die beruflich und freiwillig Engagierten
"Ich kann etwas von dem zurückgeben, das ich selbst erfahren habe", begründete eine junge Syrerin ihre ehrenamtliche Tätigkeit in einem Projekt für Lernpaten. Zusammen mit einer Hauptamtlichen aus ihrem Tandem-Projekt stellte sie sich - wie auch vier weitere Tandems aus anderen Engagementgebieten - den Interviewfragen von Caritas-Präsidentin Welskop-Deffaa zum Zusammenwirken von Haupt- und Ehrenamt. Klar wurde: Gerade in Krisenzeiten ist ein gesellschaftliches Miteinander ohne freiwillig Engagierte nicht zu bewältigen. Da sich die Regierungskoalition eine neue Engagementstrategie auf die Fahnen geschrieben hat, wurde der Unterabteilungsleiter Christoph Steegmans aus dem Familienministerium zu diesem Tagesordnungspunkt eingeladen. Immer mehr Etatismus und weniger Subsidiarität seien bei der Organisation von Engagement zu beobachten, so die Runde der Delegierten. Und was allen stets zu schaffen mache, sei die "Projektitis". Schnell sollten immer wieder neue Projekte geschaffen werden, für die es dann kaum Zeit zur Entfaltung und selten eine Anschlussfinanzierung gebe. Zwar kam viel Wertschätzung für die Caritas-Engagementarbeit von Steegmans, den Schwarzen Peter für die finanzielle Misere wollte er jedoch am liebsten ans Finanzministerium weiterreichen. Richtig sei, dass nicht jede Regierung "das Rad neu erfinden" müsse. Aber auch die freie Wohlfahrt müsse mehr untereinander kooperieren und Synergien erzielen.
Gemeinsam gegen die Kälte
Rückendeckung holte sich die Caritas-Präsidentin für die Idee, das Erfolgsmodell des Stromspar-Checks auf andere Bereiche auszuweiten. Ukrainekrieg und die daraus resultierende Energiekrise machten dies notwendig. Die Delegierten stimmten einem Aufruf zu, mittels einer Peer-to-Peer-Beratung vor allem jungen Menschen sowie Älteren beim Energiesparen zu helfen. Dafür sollten vor allem die Gliederungen vor Ort Ehrenamtliche gewinnen und organisatorische Kooperationspartner suchen.
Pflege braucht Fortschritt
Wenn es klappt, ist es ein Gewinn für alle
Das Fenster zur Welt
Teilhabe gelingt nicht „einfach so“
Nichts tun oder kräftig investieren?
Auf dem Weg zur Nachhaltigkeit
Hinterlassen Sie einen Kommentar zum Thema
Danke für Ihren Kommentar!
Ups...
Ein Fehler ist aufgetreten. Bitte laden Sie die Seite erneut und wiederholen Sie den Vorgang.
{{Reply.Name}} antwortet
{{Reply.Text}}