Findige Geldquellen
Wer wirksam helfen will, braucht dazu Geld. So einfach und doch so schwierig ist es für einen Wohlfahrtsverband wie den jetzt 125-jährigen DCV. Seit seinem Bestehen gab es zwei Weltkriege und eine Weltwirtschaftskrise, die nicht nur die meisten Deutschen in Existenznot brachte. Auch Helfer:innen waren knapp. Anton Wopperer war Finanzdirektor von 1929 bis 1964. Der gelernte Bankkaufmann kam mit starkem Solidarimpuls zur Caritas und setzte als Erstes auf Mitgliederwerbung und Beiträge. Sie halfen, die von den Nazis verbotenen von Caritasverbänden selbst durchgeführten Sammlungen und die Streichung sämtlicher öffentlichen Zuwendungen zu kompensieren. So gelang es, die Existenz zu sichern und unabhängig zu helfen.
Nach Kriegsende machte Wopperer sich erfolgreich stark für die Vergabe von zinslosen Darlehen zum Wiederaufbau kriegszerstörter Einrichtungen, aber auch für Modernisierung und Neubauten zugunsten aller Wohlfahrtsverbände. Weil es auch liquide Mittel in Zeiten knapper öffentlicher Kassen brauchte, ersannen er und Generalsekretär Kuno Jörger die Wohlfahrtsbriefmarken: Mit deren Verkauf gelang auch der Aufbau neuer Dienste und Angebote. Aus Pfennigen an Zuschlagserlösen summierten sich zig Millionen für soziale Aufgaben. Wopperer vertrat viele Jahre alle Wohlfahrtsverbände gegenüber Politik und Wirtschaft erfolgreich und durchsetzungsstark.
Findiger und zäher Nachfolger von Wopperer war Franz Spiegelhalter. Ihm war es nicht nur wichtig, für jede neue Not und deren Behebung benötigte Mittel aufzutreiben. Gelder nicht zu verlieren war es auch, so argumentierte und focht er an etlichen Fronten: Die Abschreibungs- und Bewertungsregeln für Immobilien und Güter der Caritas in Zeiten beträchtlicher Inflationsraten so zu gestalten, dass ein Substanzverlust für den Verband möglichst vermieden werden konnte. Vor allem mit Blick auf die vielen Krankenhäuser in Caritas-Trägerschaft und -Besitz kämpfte er für angemessene Pflegesätze: Galt es doch, Sparattacken von Staat und Krankenkassen abzuwenden wegen vermeintlicher Kirchensteuer-Querfinanzierungen oder der nur gering entlohnten Ordensangehörigen in der Pflege.
Besondere Not braucht besondere Hilfe
In den 60er-Jahren gelang es dem DCV vereint mit den anderen Wohlfahrtsverbänden, einen gesellschaftlichen Konsens zu schaffen, um die Lage von Menschen mit Behinderung zu verbessern. Die unter dem Nationalsozialismus Verfolgten und Ausgegrenzten brauchten nicht nur angemessene und menschenwürdige Lebensbedingungen, Hilfsmittel und Therapieangebote. Ihr Recht auf selbstbestimmte Existenz verlangte nach breiter und nicht nur verbaler Solidarität. So entstand 1964 die "Aktion Sorgenkind" als gemeinsames Stiftungsprojekt der Wohlfahrtsverbände mit dem Zweiten Deutschen Fernsehen: Dort wurde mit der Quizshow "Vergißmeinnicht", später "3 x 9" und "Der große Preis" um Spenden geworben: Unterhaltung und Bildung zum Solidarverhalten in einem. In den 80er-Jahren wurde Kritik am Namen laut: Aus dem paternalistischen Sorgenkind wurde die der Selbstbestimmung verpflichtete "Aktion Mensch".
Schon während der Berlinblockade in den 50er-Jahren hatte das vom Städtetag initiierte Hilfswerk Berlin unter dem Motto "Ein Platz an der Sonne" Kinder in Erholung geschickt: vom Ersten Deutschen Fernsehen gesponsert. Die ARD schuf zur Finanzierung die "Deutsche Fernsehlotterie", die ab 1967 die neu gegründete Stiftung Deutsches Hilfswerk mit Mitteln in Millionenhöhe versorgte: Fördermittel gehen satzungsgemäß an Jugend- und Altenhilfe, Flüchtlings- und Behindertenhilfe, an das Gesundheitswesen und die Wohlfahrtsverbände. Auch die Toto- und Lotto-Gesellschaften sind mit dabei: Aus der einst zur Finanzierung der Olympischen Spiele in München erfundenen Lotterie "GlücksSpirale" geht seit 1976 die Hälfte der Erlöse an die Wohlfahrtsverbände, die andere an die Sportförderung.
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