„Wir versuchen unser Bestes zu tun mit dem, was wir haben“
Moria hat sich den Menschen in Deutschland ins Gedächtnis eingebrannt. Wie geht es den Flüchtlingen auf der Insel Lesbos im Moment?
Die Lebensbedingungen sind schwierig. Im Grunde wollen natürlich alle eine bessere Zukunft für sich, für ihre Kinder. Sie alle sind wegen ihrer schwierigen Lebensbedingungen geflohen.
Was brauchen die Menschen am meisten?
Natürlich sind die Zelte nicht ideal. Im Winter ist es darin kalt und im Sommer heiß. Also wäre es erstens wichtig, dass die Menschen einen angemessenen Raum zum Wohnen haben. Auch ein Raum für den Unterricht, in dem sowohl Eltern als auch Kinder einen Platz haben, an dem sie unterrichtet werden können. Ebenso wären Freizeitmöglichkeiten gut und wichtig. So etwas gibt es im Moment nicht. Was gebraucht wird, ist ein Ort, an dem die Menschen sich einfach entspannen, wo sie ihre Situation und ihre Sorgen für eine kurze Zeit vergessen können.
Stichwort Schule: Werden die Kinder unterrichtet?
Das ist unterschiedlich: Im Rahmen einer außerschulischen Bildung werden einige außerhalb des Camps unterrichtet. Außerdem gibt es auch Schulangebote im Camp, die versuchen, möglichst viele Kinder zu versorgen.
Wie hilft die Caritas konkret im Lager RIC Lesbos, das nach dem Brand des Lagers Moria auf einem alten Militärgelände angelegt wurde?
Wir bieten mehrere Dinge an: Zum einen bieten wir selbst Sprachunterricht an, Griechisch und Englisch, für Erwachsene. Dann arbeiten wir auf der psychosozialen Ebene mit einem Team, das aus Sozialarbeitern und einem Psychologen besteht. Psychische Erkrankungen im Lager nehmen deutlich zu. Wir versuchen, den Stress der Menschen zu reduzieren und mit ihren Traumata umzugehen. In schwierigen Fällen können wir uns an einen externen Psychiater wenden. Außerdem helfen wir den Flüchtlingen weiterhin, Zugang zu den für sie wichtigen rechtlichen Informationen zu bekommen, indem wir Info-Sessions organisieren.
Ist das nicht alles nur ein Tropfen auf den heißen Stein?
Nun, als Caritas versuchen wir, unser Bestes zu tun mit dem, was wir haben, oder mit dem, was möglich ist. Wir sind zehn Mitarbeiterinnen auf Lesbos, die alle sehr engagiert sind. Oft sind uns natürlich die Hände gebunden und wir können den Flüchtlingen nicht das geben, was sie sich wünschen oder was wir gerne tun würden. Aber es hilft diesen Menschen, an unseren Aktivitäten teilzunehmen. Sie haben dann für eine kurze Zeit etwas, das sie von ihrem Stress und ihren täglichen Sorgen entlastet. Die Sozialarbeiter berichten mir auch, dass ein Besuch in den Zelten oder die Frage danach, ob alles in Ordnung ist, oder die Frage danach, wie es ihnen geht, dass allein das auch schon eine Hilfe ist. Allein die Tatsache, dass sich jemand um sie kümmert, ist gut für sie.
Dabei sind Sie als Caritas-Mitarbeitende oft selbst ohnmächtig ...
Ja, das ist wahr. Wir sind zu vielem nicht befugt. Und doch merken wir, wie sich die Menschen uns gegenüber öffnen, weil sie wissen, dass sie uns vertrauen können.
Ihr größter Wunsch im Hinblick auf das RIC Lesbos?
Bessere Lebensbedingungen für die Menschen. Und ich wünsche jedem Einzelnen die Zukunft, die er sich für sich selbst und für seine Familie wünscht. Denn es ist unglaublich, sein Zuhause zu verlassen, in eine völlig unbekannte Zukunft zu gehen und sich dabei eine bessere Zukunft zu wünschen.
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