Personal dringend gesucht: Das Smartphone bringt’s
Im Februar 2021 berichtete die Zeitschrift "Häusliche Pflege" von einer Umfrage unter rund 1000 Arbeitnehmer(inne)n, laut der 58 Prozent der Befragten bemängelten, dass Arbeitgeber im Bereich Pflege nicht genug auf ihre Belange öffentlich aufmerksam machen würden.1
Über zu wenig Aufmerksamkeit kann sich die Caritas mit ihren Einrichtungen und Diensten derzeit nicht beklagen.2 Etwas Positives jedoch hat das aktuelle mediale Bashing: Nun wird genau hingeschaut, wie die Arbeitsbedingungen der Langzeitpflege in Caritaseinrichtungen gestaltet sind und wie dort die Entlohnung der Mitarbeitenden zu bewerten ist. Die eingangs genannte Umfrage zeigt: Die Tätigkeitsfelder in Akut- und Langzeitpflege bieten ein solides Fundament, wenn es um deren Systemrelevanz (61 Prozent) oder Jobsicherheit (59 Prozent) in den Augen der Befragten geht. Bei den 30- bis 39-jährigen Befragten sind es 24 Prozent, die sich verstärkt für eine Tätigkeit in der Pflege interessieren. Wäre eine passende Stelle in Sicht, würden sich 19 Prozent aller befragten Arbeitnehmer(innen) sofort bei einer Pflegeeinrichtung bewerben.3
Obwohl die Pflegebranche vom Fachkräftemangel geplagt ist, setzt sie noch immer auf überholte, inzwischen ineffektive Mittel, um Mitarbeitende zu gewinnen: Inserate, Arbeitsamt, Stellenbörsen. Das Ergebnis: eine dünne Auswahl an Bewerber(inne)n, nie genug Mitarbeitende, immer wieder unbesetzte Stellen - und Frust. Vorgegangen wird nach wie vor gemäß dem Motto: Der/Die Jobsuchende muss den Job finden. Das Arbeitsamt steht für wenig Interaktion und langsame Prozesse; es vermag es nicht, ausreichend Bewerber(innen) zu vermitteln. Auch das Zeitungsinserat hat ausgedient, sofern es sich nicht um Stellenanzeigen für Führungskräfte handelt. Es ist teuer, arbeitet nach dem Prinzip Gießkanne, und die Zielgruppe liest kaum noch Zeitung. Viele Online-Stellenbörsen kommen deutlich moderner daher. Sie sind jedoch ebenfalls teuer und arbeiten nach dem Prinzip Hoffnung, das heißt: In dem Bereich herrscht ein hoher Wettbewerb. Diese Akquiseform wendet sich nur an aktiv Suchende und ist für Bewerber(innen) oft aufwendig.
Das Smartphone ist die Lösung
Es bedarf einer Lösung, die ihre Werbung zielgruppengenau und damit effizient platziert, viele potenzielle Bewerber(innen) erreicht und sie so persönlich wie möglich anspricht. Eine Lösung scheint ganz einfach: via Smartphone. So gut wie jede(r) hat es in der Tasche. Der Blick fällt im Schnitt 30-mal pro Tag auf das kleine Gerät, die 18- bis 24-Jährigen erübrigen sogar 56-mal am Tag Zeit dafür.4 In einer repräsentativen Untersuchung befragte das Beratungsunternehmen Deloitte 2000 deutsche Smartphone-Besitzer(innen) zu ihrem Nutzer[1]verhalten: Whatsapp und andere Messenger werden demnach von 61 Prozent täglich genutzt. E-Mails (43 Prozent) und soziale Netzwerke (35 Prozent) belegen die Plätze zwei und drei.5
Der Job sucht sich quasi seine Bewerber(innen) selbst: mittels Mitarbeiter(innen)-Suche in den sozialen Medien durch automatisierte Chatbots. Diese mit einfacher Künstlicher Intelligenz hinterlegten Anwendungen können mit Hilfe von Textbausteinen Dialoge mit den Smartphone-Nutzer(inne)n führen, so dass diese unkompliziert erste Informationen und Antworten zu dem Stellenangebot erhalten, das ihr Interesse geweckt hat. Die Chatbots können somit vorab die "Spreu vom Weizen", das heißt, stärker Interessierte von weniger Interessierten, trennen.
Um ein attraktives Angebot auf die Handys zu bringen, ist allerdings einiges an Vorarbeit zu leisten (S. a. "Digital" auf S. 18). Zunächst gilt es, ein authentisches Video des Arbeitgebers zu erzeugen, das die Aufmerksamkeit möglicher Interessent(inn)en erregt und ihnen das Gefühl vermittelt, persönlich angesprochen zu sein.
Best-Practice-Beispiele in diesem Bereich macht der Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland (VKAD) aktuell in Form einer verbandseigenen Online-Plattform in größerem Umfang für seine Mitglieder verfügbar. Was bisher individuelle Agenturleistungen für den einzelnen Kunden waren, kann nun auf Verbandsebene allen Mitgliedern zur Verfügung gestellt werden. Die Plattform vereinfacht die Erstellung von Job[1]anzeigen dank dieser Skalierung erheblich. Durch weitgehende Automatisierung ermöglicht sie es allen Mitgliedern gleicher[1]maßen, von den neuen Möglichkeiten zu profitieren. Das Beste: Man braucht keine Agenturen mehr, muss sich nicht mit jedem Jobnetzwerk auskennen und sich auch nicht um die Optimierung der Anzeigen kümmern. Die Mitglieder können auf Standards zurückgreifen und ihren Aufwand bei deren Adaption minimieren.
Kein aufwendiges Bewerbungsverfahren
Der VKAD stellt seinen Mitgliedern über das Portal standardisiertes Anzeigenmaterial zur Verfügung: Videos, Textvorlagen, Chatbot-Textschnipsel und vieles mehr. Unser Fachverband lässt dazu aktuell je ein Video für das Berufsbild Pflegefachfrau/Pflegefachmann, für den Bereich der Pflegeassistenz und den der Betreuung erstellen. Dadurch müssen die Mitglieder selbst nichts weiter machen, als sich eine Vorlage auszusuchen, das Budget zu wählen und die Anzeige zu schalten. Alles Weitere übernimmt das Portal. Je nach gewähltem Budget kauft sich eine Einrichtung oder ein Dienst beziehungsweise ein Träger individualisierbare Leistungen ein. Das kann bis hin zu einem komplett einrichtungsbezogenen Video gehen.
Zurück zu den Bewerber(inne)n. Die finden in ihren sozialen Netzwerken einen Hinweis, dass der Inserent (Träger, Einrichtung oder Dienst) in seiner Umgebung nach Mitarbeitenden sucht. Ein Klick auf das Video klärt schnell auf. Den Nutzer(inne)n wird dann angeboten, auf "Interesse" zu klicken, um mehr zu erfahren. Der interessierten Person werden bestimmte Fragen gestellt, die sie mit ein paar Klicks beantworten kann. Nur wenn diese im System hinterlegten und vom Chatbot ausgespielten Fragen positiv beantwortet werden, wird die interessierte Person weitergeleitet. Auf der anderen Seite der so hergestellten Verbindung wird dem Inserenten eine Auswahl an Interessierten zur möglichen Kontaktaufnahme bekanntgegeben. Das Verfahren ist also insgesamt deutlich abgekürzt und erhöht die Quote wirklich infrage kommender Bewerber(innen). Diese Möglichkeit der Personalgewinnung ist sicherlich nur eine von vielen weiteren, die die Pflegebranche angesichts des Fachkräftemangels zukünftig ergreifen muss.
Anmerkungen
1. www.haeusliche-pflege.net/artikel/2021/2_2021/gestiegenes-interesse-an-pflegeberufen
2. Boos, M.: Tarifvertrag Altenpflege - Nachhaltiger Flurschaden. In: neue caritas Heft 5/2021, S. 5.
3. Vgl.www.haeusliche-pflege.net , a.a.O.
4. https://contentfleet.de/news/das-smartphone-ist-immer-und-ueberall-studie-zur-handynutzung-10749
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