Wir haben keinen Fachkräftemangel
Papenburg. Das Image der Pflegeberufe ist alles andere als rosig: Überstunden, schlechte Bezahlung, mangelnde Wertschätzung, undurchsichtige Entscheidungsprozesse, das sind nur einige von vielen Beispielen, die mancherorts in der Pflege für den vielzitierten Fachkräftemangel sorgen. "Der allgemeine Stellenmarkt ist auch hier in der Region leergefegt und die Pflegeberufe haben vielerorts ein Imageproblem, dennoch haben wir keinen Fachkräftemangel, da wir nahezu alle freien Stellen zeitnah besetzen können", resümiert Stefanie Freimuth-Hunfeld. Sie führt gemeinsam mit Marita Frerichs im nördlichen Emsland und südlichen Ostfriesland die St. Nikolausstift Caritas Pflege GmbH. Dazu ein Seniorenheim, drei Tagespflegen und einen ambulanten Pflegedienst.
Imagebildung beginnt in der eigenen Einrichtung
"Wir gehen seit mehreren Jahren einen neuen Weg. Denn die Imagebildung des Pflegeberufes fängt in der eigenen Einrichtung an", sagt Freimuth-Hunfeld. Eine gute Bezahlung sei das eine. Verlässlichkeit, transparente Entscheidungswege mit der Einbeziehung der Mitarbeiter, ein wertschätzendes Miteinander und eine authentische Innen- und Außenkommunikation seien Teil dieses zentralen Führungsprozesses. "Eine gute Moderation besteht darin, die Bedürfnisse unserer Patienten und Mitarbeiter in Einklang zu bringen. Das erfolgt über den Weg eines guten Miteinanders auf Augenhöhe und gezielter öffentlicher Maßnahmen", ergänzt die Führungskraft. Auf diesen Wegen fanden auch die Fachkräfte Sarah Christina Hummelsiep und Maria Gerdes in die Einrichtungen.
Wechsel vom kaufmännischen Beruf in die Pflege
Maria Gerdes fand als Quereinsteigerin in die Pflege. Ihre Potenziale wurden bei der St. Nikolausstift Caritas Pflege GmbH nach eigenen Worten frühzeitig erkannt und gefördert. Nach ihrer beruflichen Erstausbildung im kaufmännischen Bereich stellte sie sich schnell die kritische Frage: "Ist das wirklich das, was du auf Dauer machen möchtest?" Denn sie wollte mehr mit Menschen zu tun haben. Daher rückten die sozialen Berufe in den Fokus. Heute ist sie Teamleiterin und trägt Verantwortung für rund 40 Patient(inn)en, die von fünf examinierten Fachkräften, zwei Helferinnen und einer Hauswirtschafterin versorgt werden.
Gezielte Ansprache und punktgenaue Förderung
Zunächst absolvierte sie eine zweijährige Ausbildung in der Haus- und Familienpflege. Nach einigen Jahren Praxis in ihrem neuen Beruf bei einem privaten Pflegedienst wechselte sie zur Caritas. "Irgendwann nahm mich unsere Geschäftsführerin zur Seite und schlug mir die Ausbildung als Altenpflegerin vor. Das war schon eine Herausforderung, im 33. Lebensjahr noch mal für täglich acht Stunden die Schulbank zu drücken", resümiert sie heute. Erleichtert wurde ihr dieser Weg nach eigenen Worten mit einer sehr guten Begleitung durch geschulte Praxisanleiter(innen), sagt Gerdes in der Einrichtung. Auch bei der Vertiefung der theoretischen Inhalte erhielt Gerdes dort die nötige Unterstützung. "Der direkte Draht mit kurzen Entscheidungswegen ist sehr hilfreich", sagt sie. Das gelte auch heute noch nach der Ausbildung. Wenn Fragen da seien, nehme sich jemand die Zeit, um gemeinsam Antworten zu finden. Inzwischen steckt sie als Teamleiterin im ostfriesischen Leer auch andere mit ihrem beruflichen Enthusiasmus an. Begeistert ist sie nicht nur von dem wertschätzenden Umgang, sondern auch von den Arbeitsbedingungen. Beispielsweise bei der Dokumentation: Dafür stehen iPad und Smartphone zur Verfügung. Da die dünn besiedelten Einsatzorte im Emsland und in Ostfriesland sehr weit auseinanderliegen, helfen die elektronischen Hilfsmittel auch bei der Kommunikation hinsichtlich außergewöhnlicher Fragestellungen während der täglichen Pflegeeinsätze. Neben den regelmäßigen Dienstbesprechungen gibt es auch Teambuilding-Aktionen wie beispielsweise Boßel- und Grünkohltouren, Grillabende und Spargelessen. Vor dem Hintergrund der Corona-Maßnahmen sind diese Aktionen derzeit zwar nicht möglich, aber sie ist sich sicher, dass danach wieder an diese Zeit angeknüpft wird. Auch bei privaten Herausforderungen findet sie nach eigenen Angaben immer ein offenes Ohr bei der Leitung.
Rücksicht auf die persönliche Lebenssituation
Positiv überrascht ist nach eigenen Worten auch Sarah Christina Hummelsiep. Sie war zunächst von 2012 bis 2016 als Pflegehelferin in Hannover tätig und entschloss sich im Anschluss zu einer Ausbildung zur Altenpflegerin bei einem privaten Pflegedienst. Auf grund ihres persönlichen Umfeldes musste sie jedoch ihren Lebensmittelpunkt nach dem zweiten Ausbildungsjahr nach Nordwestdeutschland verlagern. Bei der Recherche im Internet stieß sie schnell auf die St. Nikolausstift Caritas Pflege GmbH. Telefonische Kontaktaufnahme - und schon wenige Tage später war die Altenpflegeschülerin zu einem Vorstellungsgespräch in Papenburg. Dort konnte sie ihr drittes Ausbildungsjahr erfolgreich abschließen und lernte ein ganz anderes Bild von ihrem Berufsstand kennen. "Die kurzen Entscheidungswege haben mich von Anfang an begeistert. Wir sind in eigenverantwortlich arbeitenden Teams tätig. Herausforderungen werden gegebenenfalls im Team gelöst. Sollten wir mal nicht weiterwissen, so ist immer jemand für uns da", sagt Hummelsiep. Auch auf die persönliche Lebenssituation nehme der Dienstgeber Rücksicht. Denn ihr Mann ist als angestellter Tierarzt mitunter auch an Wochenenden im Einsatz. Bei der gemeinsamen Dienstplangestaltung wird dies berücksichtigt. Auch ihr Wunsch, für einen Zeitraum beruflich etwas kürzer zu treten, fand offene Ohren.
Dokumentation dank Digitalisierung leicht gemacht
Sehr gut findet Hummelsiep die einfache Möglichkeit der Dokumentation, die mit iPads oder per Smartphone erfolgt. Über diese technischen Hilfsmittel könnten vor Ort auftretende Herausforderungen schnell im Fachkreis erörtert werden. Zur Wertschätzung ihrer Arbeit zählen auch zusätzliche Leistungen wie beispielsweise E-Bike-Leasing, Vergünstigungen beim Autoservice durch Rahmenverträge, die kostenfreie Mitgliedschaft im Fitnessclub "Hansefit", die kirchliche Zusatzversicherung fürs Alter (KZVK), eine Überschussbeteiligung und Zuschläge an Wochenenden und Feiertagen.
Umfangreiche Außendarstellung
Getreu dem Motto "Tue Gutes und rede darüber" wurde zum Zweck der Personalrekrutierung und Personalbindung auf einen offensiven Auftritt in den Sozialen Medien gesetzt. So wird etwa Facebook auch in Corona-Zeiten mehrfach wöchentlich mit Inhalten bespielt. Sei es, dass Ehrenamtliche Mundschutze fertigen, ein Sponsor Süßes für die Mitarbeitenden und Patient(inn)en bereitstellte oder der erfolgreiche Abschluss von Fort- und Weiterbildungen. Untermauert wird die interne und externe Kommunikation durch "Das Blättken", eine eigene Zeitschrift.
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