Neue Regeln reichen nicht aus
Deutschland ist ein Paradies für Glücksspielanbieter. Es gibt circa 500.000 pathologische Spieler(innen). Darunter sind Menschen, die mit vielfältigen psychosozialen Problemen Beratungsstellen aufsuchen - gut ein Drittel von ihnen dürfte aus den Bereichen Onlineglücksspiel und Sportwetten stammen. Auch schon vor der Corona-Krise lockte die Werbung im Netz und im TV für Glücksspielangebote im Internet. Corona führte dazu, dass viele lange zu Hause sind, während Spielotheken über Monate schlossen. Das nutzten Onlinecasinos, um mit aggressiver Werbung neue Kunden zu binden. Es ist zu vermuten, dass die Zahl der Menschen mit Suchtproblemen im Bereich des Onlineglücksspielens in dieser Phase zugenommen hat.
Die Bundesländer streiten seit Jahren über die Regulierung von Sportwetten und Onlinecasinos. Bislang stets zugunsten der Anbieter. Wir haben in Deutschland ein Vollzugsdefizit bestehender Regelungen. So sind Onlineglücksspiele schon immer illegal und Sportwetten mindestens im Graubereich der Gesetzgebung. Passiert ist trotzdem wenig. Nun soll ab 1. Juli 2021 das Onlineglücksspiel streng reguliert werden. Bekannte Punkte sind eine zentrale Sperrdatei, ein Limit von 1000 Euro für den monatlichen Einsatz und ein Werbeverbot in Rundfunk und Internet zwischen 6 und 21 Uhr. Die Regulierung wird prognostisch dazu führen, dass der Wettbewerb aufblüht und die Anbieter noch aggressiver werben. Wir benötigen ein striktes Werbeverbot - ohne Ausnahmen. Spieler(innen) werden von Werbung überflutet und erneut geködert, also auch nach Therapie und Abstinenz. Ein Limit von 1000 Euro monatlich ist hoch und entspricht bei vielen Betroffenen dem monatlichen Nettoeinkommen. Existenzielle Probleme sind vorprogrammiert. Ein Weiterspielen bei illegalen Anbietern ist nach wie vor möglich. Es reicht nicht, durch eine Lizenzvergabe, die der Gesetzgeber vermutlich verordnen wird, "gute" Anbieter von "bösen" zu trennen. Die großen Spieleanbieter werden den Wettstreit um die Lizenzen gewinnen.
Zu begrüßen ist die bundesweite Sperrdatei. Hier sollten aber gleich alle Formen von Glücksspiel, auch offline, erfasst werden. Eine zentrale Behörde muss so ausgestattet sein, dass sie Aufgaben wie Lizenzvergabe, laufender Beobachtung des Glücksspielmarktes, ständiger Kontrolle der Einhaltung der Regulierungsziele und Maßnahmen gegen illegale Angebote nachkommen kann. Im Spielerschutz gibt es online und offline großen Nachholbedarf. Daran wird die geplante Regulierung leider nicht viel ändern. Dass es auch bei klassischen Angeboten vor Ort deutlichen Nachholbedarf gibt, zeigt die Stellungnahme der Caritas Suchthilfe "Was ist guter Spielerschutz? (Download per Kurzlink: https://bit.ly/2LVTMzA)
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