Weiter am Ball bleiben
Würden Sie einen Pflegeroboter akzeptieren? Bei der Caritas-Umfrage "Wie viel digital braucht sozial?"1 gaben rund 50 Prozent der Teilnehmer(innen) an, einem Roboter in der Pflege gegenüber positiv eingestellt zu sein. Die Caritasmitarbeiter(innen), die an der Umfrage teilgenommen haben, befürworten Roboter in der Pflege sogar mit rund 54 Prozent, nur 24,9 Prozent sind strikt dagegen. Überraschend war dabei, dass die Skepsis bei den jüngeren Teilnehmenden am größten ist und mit zunehmendem Alter abnimmt (siehe Abb. S. 23).
An der Online-Umfrage, die im Kontext der Caritas-Kampagne "Sozial braucht digital"2 gestartet wurde, haben 6272 Menschen von März bis August 2019 teilgenommen, davon 2341 (37 Prozent) Caritasmitarbeitende. Da der Zugang zur Umfrage nur digital erfolgte und die Teilnehmenden nicht nach Alter und Geschlecht ausgewählt wurden, sind die Ergebnisse nicht repräsentativ, sondern lediglich deskriptiv. Mit rund 34 Prozent ist der größte Teil der Befragten zwischen 45 und 59 Jahre alt.
Die Alterskohorte der 25- bis 34-Jährigen und der 35- bis 44-Jährigen ist mit jeweils rund 19 Prozent vertreten, die der 16- bis 24-Jährigen und der über 60-Jährigen mit je rund 13 Prozent. Das bedeutet, dass diese letztgenannten Gruppen wegen der annähernd gleichen Teilnehmerzahlen (13 beziehungsweise 19 Prozent) gut vergleichbar sind.
Nutzer sind offen gegenüber Diagnose per Chat
Mit der Umfrage wurde unter anderem versucht, eine Einschätzung der Akzeptanz von digitalen Unterstützungssystemen zu erhalten. Hierzu wurden die Teilnehmenden zu verschiedenen digitalen Entwicklungen im sozialen Bereich befragt.
Die Antworten brachten einige interessante und überraschende Ergebnisse zutage. So zeigten sich die älteren Befragten zum Beispiel aufgeschlossener für eine digitale Diagnose ihrer Ärztin oder ihres Arztes per Chat als jüngere. Nur etwa acht Prozent der 16- bis 24-Jährigen antworteten mit: "Ja klar, das wäre schneller und leichter zu organisieren als ein Arztbesuch", im Gegensatz zu rund 16 Prozent der 35- bis 44-Jährigen, rund 18 Prozent der 45- bis 59-Jährigen und etwa 14 Prozent der über 60-Jährigen. Grundsätzlich stehen die Nutzer(innen) der ärztlichen Diagnose per Chat mit 72 Prozent offen gegenüber.
Überdies wurde gefragt, ob "digitale Assistenzsysteme für pflegebedürftige Menschen und Menschen mit Behinderung speziell gefördert werden sollten". Rund 48 Prozent antworteten "unbedingt". Weitere 35 Prozent meinten, die digitale Förderung und Entwicklung sollte in diesem Bereich geprüft werden. Damit stehen 83 Prozent einer Förderung positiv gegenüber. Die Zustimmung der Caritasmitarbeitenden fiel mit knapp 88 Prozent sogar noch etwas höher aus (siehe Abb. S. 23). Auffallend bei dieser Frage ist, dass vor allem die Jüngeren (16 bis 24 Jahre) mit über 50 Prozent Assistenzsysteme als notwendig erachten, wohingegen die über 60-Jährigen dies nur mit 40 Prozent befürworten. Die Älteren sind diesbezüglich etwas skeptischer und tendieren stärker zu der Aussage, dass die Entwicklung und Förderung geprüft werden sollte.
73 Prozent der Teilnehmenden finden, dass digitale Medien älteren Menschen mehr Möglichkeiten geben, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Im Hinblick auf die einzelnen Alterskohorten zeigt sich, dass nur 62 Prozent der 16- bis 24-Jährigen diese Aussage bejahen im Gegensatz zu 80 Prozent der über 60-Jährigen. Offenbar erleben ältere Menschen die Vorteile unmittelbar. Vielleicht liegt die Einschätzung der Jüngeren aber auch an ihren Zweifeln hinsichtlich der digitalen Kompetenz von Älteren: Zu 14 Prozent sind die 16- bis 24-Jährigen der Meinung, dass ältere Menschen mit digitalen Geräten überfordert sind, im Gegensatz zu nur sechs Prozent der über 60-Jährigen.
Insgesamt bewerten über zwei Drittel der Teilnehmer(innen) digitale Unterstützungs- und Assistenzsysteme positiv. Die Ergebnisse decken sich in diesem Punkt mit anderen Studien. In einer repräsentativen Analyse des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) aus dem Jahr 2018 liegt die Akzeptanz von Robotereinsätzen in der Pflege und technischen Anwendungen in der Wohnumgebung bei über zwei Drittel aller Befragten. Auch die Frage nach der grundsätzlichen Einstellung gegenüber der Nutzung digitaler Hilfsmittel in der Pflege zeigt ähnliche Resultate. 64 Prozent sehen in der Nutzung digitaler Techniken eher eine Chance.3 Die ZQP-Analyse hat darüber hinaus interessante Korrelationen identifiziert und herausgefunden, dass die Akzeptanz digitaler Hilfsmittel in der Pflege auch mit der Einschätzung zur eigenen Technikkompetenz zusammenhängt. Bei Menschen, die sich für technikkompetent erachten, liegt die Befürwortung um 10 bis 29 Prozentpunkte höher, je nach Art der digitalen Hilfsmittel.4
Digitale Medien für alle?
"Sollten Empfänger(innen) von Sozialleistungen staatliche Zuschüsse für die Anschaffung von Smartphones und anderen Computersystemen erhalten?" lautete eine weitere Frage. Nur rund 16 Prozent aller Befragten lehnen Zuschüsse ab, von den Caritasmitarbeitenden sogar lediglich zwölf Prozent. Erstaunlich ist hier, dass die 16- bis 24-Jährigen, die sogenannten Digital Natives, zu etwa 23 Prozent der Aussage "Nicht notwendig" zustimmen. Bei den 45- bis 59-Jährigen lehnen zwölf Prozent und bei den über 60-Jährigen nur 14 Prozent Zuschüsse ab.
Von Interesse war auch die Meinung zur "verpflichtenden vorschulischen Medienförderung von Kindern in Kitas". Überraschend ist, dass die 16- bis 24-Jährigen mit rund 56 Prozent digitale Medienförderung ablehnen: "Nein, Tablets oder Internet haben in Kitas nichts verloren. Kinder kommen noch früh genug damit in Berührung." Im Vergleich dazu lehnten alle Teilnehmer(innen) über 25 Jahre Medienföderung zu 43 Prozent ab, die über 60-Jährigen zu 44 Prozent.
Ältere sind teils aufgeschlossener als Jüngere
Laut einer Studie des Marktforschungsinstituts Bitkom Research zur digitalen Teilhabe stehen ältere Menschen digitalen Technologien grundsätzlich skeptischer gegenüber als Jüngere.5 In der Caritas-Umfrage, die den Fokus auf digitale Entwicklungen im sozialen Bereich legt, ist es in vielen Punkten umgekehrt. Sowohl bei der Unterstützung durch Roboter, bei einer ärztlichen Diagnose per Chat oder der Frage, ob digitale Medien älteren Menschen mehr Möglichkeiten geben, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, schätzen die über 60-Jährigen die Digitalisierung positiver ein als die unter 24-Jährigen. Beim Einsatz digitaler Medien in der Kita und bei der Frage des Zuschusses für Sozialleistungsempfänger(innen) zeichnet sich ein ähnliches Bild ab.
Gefährdet die Digitalisierung meinen Arbeitsplatz?
Knapp 85 Prozent aller Befragten machen sich heute noch keine Sorgen um ihren Arbeitsplatz, bei den Caritasmitarbeitenden sind es sogar rund 91 Prozent (siehe Abb. S. 24). Allerdings gibt es große Unterschiede in den Alterskohorten: Rund 54 Prozent der 16- bis 24-Jährigen stimmen der Aussage zu: "Nein. Ich bin nicht zu ersetzen. Kein Roboter oder Computer kann meine Arbeit übernehmen." Bei den über 60-Jährigen sind es nur 25 Prozent. Die Einschätzung, einen "sicheren Arbeitsplatz" in einem sozialen Beruf zu haben, könnte sich bei der Gewinnung neuer Arbeitskräfte als starkes Argument erweisen.
Die Caritas ist auf einem guten Weg
Die letzte Frage der Erhebung richtete sich nur an Caritasmitarbeitende: "Ist die Caritas den Herausforderungen der Digitalisierung gewachsen?" 18 Prozent stimmen der Aussage zu: "Ja, die Caritas meistert die digitale Transformation gut." 58 Prozent meinen, sie hänge etwas hinterher, sei aber auf einem guten Weg. 17 Prozent sind der Meinung: "… um nicht endgültig abgehängt zu werden, muss die Caritas alles auf Digitalisierung setzen." Und nur 2,5 Prozent glauben, der Caritas wird es nicht gelingen, ins digitale Zeitalter zu kommen. Damit traut die Mehrheit der Beschäftigten der Caritas die Bewältigung des digitalen Wandels zu und bescheinigt ihr, auf dem richtigen Weg zu sein. Allerdings fordern über 50 Prozent dazu auf, am Ball zu bleiben und die Digitalisierung voranzutreiben.
Anmerkungen
1. Eine Teilnahme ist unter https://umfrage.sozialbrauchtdigital.de derzeit noch möglich. Die dargestellten Ergebnisse beziehen sich auf alle bis zum
31. August 2019 abgegebenen Antworten.
Den Teilnehmer(inne)n werden die aktuellen Zahlen automatisch beim Ausfüllen online angezeigt.
Weitere Ergebnisse zur Umfrage sind auch unter folgendem Link zu finden:
www.sozialbrauchtdigital.de/umfrageergebnisse
2. www.sozialbrauchtdigital.de
3. ZQP-Analyse: Einstellungen der Bevölkerung zu digitaler Unterstützung in der Pflege, Berlin, 2018, S. 4 ff. Siehe dazu www.zqp.de/analyse-hintergrund/ unter "Bevölkerungssicht auf digitale Unterstützung in der Pflege".
4. Ebd., S. 9.
5. Bitkom (Hrsg.): Studie zur digitalen Teilhabe. Berlin, 2019. (abrufbar unter https://digitaltag.eu/studie/), Folie 8.
Kampagne "Sei gut, Mensch" – Gelebte Solidarität
Wie Nächstenliebe Gesellschaft gestalten kann
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Weiterhin Umsatzsteuerbefreiungen für Bildungsleistungen
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