Multiprofessionelle Teams gewährleisten gute Pflege
Der optimale Personalmix: Wie sieht er aus? Ist er erreichbar? Diese Frage mutet sehr ambitioniert an. Bekommen wir doch allenthalben den Personalmangel zu spüren. Wie kann man sich da Gedanken zur Zusammensetzung der Teams in den Diensten und Einrichtungen der Altenhilfe machen? Gerade deswegen ist es erforderlich, sich Gedanken zu machen.
Der Personalmangel wird die Einrichtungen und Dienste der Altenhilfe noch einige Zeit weiter begleiten. Selbst wenn alle bisher eingeleiteten Schritte greifen, dauert es, bis eine spürbare Wirkung festzustellen sein wird. Umso wichtiger ist es, die aktuell agierenden Teams multiprofessionell aufzustellen. Das Ziel, die Gleichbehandlung körperlich, kognitiv und psychisch beeinträchtigter Menschen zu erreichen sowie die Selbstständigkeit und die Fähigkeiten pflegebedürftiger Menschen in den Fokus zu nehmen, lässt ­darauf schließen, dass breiter aufgestellte Teams diesem Anspruch leichter werden entsprechen können.
Die Pflegelandschaft hat sich stark verändert: Kürzere Liegezeiten in den Krankenhäusern, chronische Krankheiten oder Multimorbidität stellen die Pflegefachkräfte im ambulanten, teilstationären und stationären Bereich vor enorme Herausforderungen. Sozial schwierige Umstände oder psychische Probleme der Pflegebedürftigen kommen hinzu. Pflege ist mehr als nur Körperpflege. Demenzerkrankungen, Palliativpflege, aber auch die sich ständig ändernden Vorgaben in der Pflege (zuletzt die Indikatoren für die Ergebnisqualität in stationären Einrichtungen) fordern strukturiertes Denken, um wissenschaftliche Erkenntnisse entsprechend in die Teams zu bringen. Einrichtungen und Dienste in und für die Quartiere zu öffnen, um damit den ambulanten Bereich zu stützen, erfordert umfassende Kenntnisse im Case Management. Passgenaue Lösungen für Pflegebedürftige sowie die Unterstützung von Angehörigen konzeptionell weiterzuentwickeln sind Aufgabengebiete der Altenpflege. Studierende aus dem Bereich Pflege- und Gesundheitsmanagement finden noch zu selten den Weg in die Altenpflege. Rahmenbedingungen hierfür sind häufig zu wenig konkret und die Träger oft auf sich gestellt. Kreative und attraktive Lösungsansätze wie beispielsweise das Kooperationsprojekt "Trainee in der Altenhilfe" des Caritasverbandes für die Diözese Münster mit den örtlichen Caritasverbänden und weiteren katholischen Trägern der Altenhilfe gehören stark gefördert und refinanziert.
Mit entsprechend qualifizierten Führungskräften werden akademisierte Qualifikationen in der (Alten-)Pflege Mitarbeitende binden und zunehmend auf Augenhöhe mit den Ärzt(inn)en bringen. So wird gute Pflege erhalten beziehungsweise erreicht und die (Alten-)Pflege kann im häuslichen – wie im stationären Bereich – eine angemessene Versorgung der zu Pflegenden sicherstellen.
Angebotsvielfalt braucht kompetente Mitarbeitende
Ein wichtiger Meilenstein dabei ist die generalistische Pflegeausbildung. Die Dynamik der Gesundheits- und Pflegeversorgung bedingt die Entwicklung vielfältiger Angebotsformen. Eine generalistische Pflegeausbildung sichert die Handlungskompetenzen zur Pflege von Menschen aller Altersstufen in der Vielfalt der Angebotsformen. Die sich daraus eröffnende Neuordnung der Qualifizierungsebenen unterhalb und oberhalb der dreijährigen Ausbildung fördert die vertikale Durchlässigkeit und eröffnet formal Geringerqualifizierten den Zugang zum Berufsfeld. Die generalistische Ausbildung verschafft den Pflegenden eine Anerkennung innerhalb des Europäischen Qualifikationsrahmens (EQR) und steigert die Attraktivität für Mitarbeitende aus Europa. Ein wichtiges Argument, damit Bemühungen, Mitarbeiter(innen) aus dem europäischen Ausland als Pflegefachpersonen in den deutschen Arbeitsmarkt integrieren zu wollen, nicht ins Leere laufen.
Mit der neuen Ausbildung wird der Pflegeberuf noch attraktiver und zukunfts­weisend. Die Zusammenführung der Kinder-, Kranken- und Altenpflege stellt in der heutigen zusammenwachsenden medizinisch-pflegerischen Versorgungslandschaft die Fachlichkeit sicher. Derzeit erarbeitet der Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland (VKAD), wie die festgelegten Maßnahmen mit den Einrichtungen und Diensten in die Umsetzung zu bringen sind. Dazu gehören zum Beispiel
- die Ausbildung im Verbund mit anderen Trägern anzubieten;
- Fort- und Weiterbildung für Lehrende und Praxisanleitende sicherzustellen;
- Praxisplätze für Studierende zu schaffen;
- Praktikumsplätze und Orientierungsphasen für Interessierte bereitzustellen.
Der VKAD will daran mitarbeiten, bis zum Jahr 2023 die personelle Basis zur Versorgung pflegebedürftiger Menschen auszuweiten.
Ein wesentlicher Fokus wird auf Berufsgruppen zu legen sein, die pflegeunterstützend tätig sein werden. Hier bedarf es zum Beispiel einer Vereinheitlichung der Ausbildung „Pflegeassistenz“ über die Ländergrenzen hinweg, analog der generalistischen Pflegeausbildung.
Gute hauswirtschaftliche Versorgung schenkt Wohlbefinden
Ein weiteres Augenmerk ist auf die hauswirtschaftliche Versorgung zu legen. Jeder, der sich gut versorgt und umsorgt fühlt, hat ein allgemein besseres Wohlbefinden. Gute hauswirtschaftliche Versorgung stellt die Basis für einen gelingenden Genesungs- oder Rehabilitationsprozess dar. Die hauswirtschaftlichen Leistungen erfahren in der häuslichen Versorgung jedoch einen zu geringen Grad an Refinanzierung. Das macht es für die ambulanten Dienste wenig attraktiv, diesen Leistungsbereich auszubauen. (Mehr dazu im Themenschwerpunkt des VKAD-Info 3/2019).
Auch im stationären Bereich hat es in den letzten Jahren eine Entwicklung hin zur Wirtschaftlichkeit gegeben, die diesem zentralen Lebensbereich nicht immer zuträglich ist. Durch das Outsourcen hauswirtschaftlicher Leistungen (Servicedienste) wurden geringere Gehälter gezahlt. Das führte zu einer schleichenden Absenkung der Qualifikation in diesem Bereich. Parallel dazu ist die Versorgung der Klientel in den Einrichtungen anspruchsvoller geworden. Formen der Demenzerkrankung, aber auch Multimorbidität fordern ihren Tribut. Themen der interdisziplinären Zusammenarbeit, Stichwort „Arbeitnehmer-Überlassung“, machen die so wichtige enge Zusammenarbeit der Hauswirtschafts- und Pflegeteams nicht leichter.
Ziel muss sein, dass in Einrichtungen und Diensten multiprofessionelle Teams – angefangen von Pflegefachpersonen mit und ohne akademischen Grad, Pflegehilfs- und Assistenzkräfte, Präsenzkräfte, Mitarbeitende im hauswirtschaftlichen Bereich (Reinigung, Speisenversorgung, Haustechnik), in der sozialen Betreuung, Beratung und Verwaltung – die Menschen mit Pflegebedarf im Fokus haben und ihnen ein nach ihren Bedürfnissen und Wünschen gestaltetes Beratungs-, Betreuungs- und oder Pflegesetting bieten können.
Mehr Verantwortung für die Mitarbeitenden
Um einen optimalen Personalmix in der Altenhilfe zu erreichen, bedarf es einer weitreichenden fachlichen Diskussion:
- Wie ist die Fachkräftequote zukünftig zu bewerten?
- Mit welcher Qualifikation zählen Mitarbeitende in den jeweiligen Arbeitsbereichen der ambulanten und stationären Pflege als Fachkraft?
- Wie werden Mitarbeitende, die am Beratungs-, Betreuungs-, Versorgungs- und Pflegeprozess beteiligt sind, entlohnt?
Bei aller Spezialisierung der einzelnen Aufgabengebiete ist eine multiprofessionelle und transparente Arbeitsweise in den Teams sicherzustellen. Das bedarf stärkerer Verantwortungsübernahme der unterschiedlichen Professionen, aber auch einer entsprechenden Führung dieser Mitarbeitenden. Hier sind akademisch dual ausgebildete Fachkräfte notwendig. Das sich daraus ergebende Berufsbild muss entwickelt und etabliert werden.
Wesentlich ist, dass in diesem Prozess die Betroffenen im Mittelpunkt stehen. In Zusammenarbeit mit pflegebedürftigen Menschen und ihren sorgenden Angehörigen ist das eine Perspektive für die gemeinnützigen Sozialunternehmen, die deutlicher in den Fokus zu nehmen ist. Nur so kann eine sorgende Gemeinschaft aller Beteiligten geschmiedet werden – vom zivilgesellschaftlichen Engagement bis zur professionellen Begleitung –, die den enormen Herausforderungen des demografischen Wandels der Gesellschaft annähernd gewachsen sein wird.
SGB-II-Sanktionen – fürs Erste gut so!
Multiprofessionelle Teams gewährleisten gute Pflege
Der Weg zum bedarfsorientierten Personalmix
Weniger, älter, ärmer
30 Jahre UN-Kinderrechtskonvention
Kinderrechte ins Grundgesetz
Grenzen der Resilienzförderung
Hinterlassen Sie einen Kommentar zum Thema
Danke für Ihren Kommentar!
Ups...
Ein Fehler ist aufgetreten. Bitte laden Sie die Seite erneut und wiederholen Sie den Vorgang.
{{Reply.Name}} antwortet
{{Reply.Text}}