Bekannt, hilfreich, katholisch – die Caritas
Was hat die Caritasregion Eichsfeld/Nordthüringen für ein Image? Die Frage war die Basis für eine Imageanalyse, die in den Jahren 2012 bis 2017 in Zusammenarbeit mit dem Studiengang Sozialmanagement der Hochschule Nordhausen durchgeführt wurde.
Ist Imageanalyse nötig?
Eine Imageanalyse gibt einem Unternehmen oder einer Organisation Auskunft darüber, wie Konsumenten das Unternehmen, Produkte oder auch Leistungen messbar betrachten. Die Analyse des Images als Instrument der Marktforschung spiegelt das allgemeine Meinungsbild der Öffentlichkeit zu einem Unternehmen oder einer Organisation wider. Auch die Regionalleitung der Caritasregion Eichsfeld/Nordthüringen wollte sich einen Überblick über das reale Meinungsbild der Öffentlichkeit verschaffen und daraus mögliche Handlungsoptionen ableiten.
Zielsetzung der Analyse
Die Caritasregion Eichsfeld/Nordthüringen gehört dem Caritasverband für das Bistum Erfurt an und umfasst fünf Landkreise. Sie hat ihren Sitz in der Regionalstelle in Leinefelde im Landkreis Eichsfeld. Die dortige Regionalleitung machte sich schon vor einigen Jahren Gedanken über das Bild, das die Bevölkerung von der Caritas hat. Für die Untersuchung wurde ein standardisierter Fragebogen gemeinsam mit Studierenden um Bernd Schwien, Professor an der Hochschule Nordhausen, entwickelt. Dieser diente als Grundlage für persönliche Interviews. Mit der Erhebung sollte ermittelt werden, was die Menschen mit der Caritas in Verbindung bringen und welches Image die Caritas bei den Menschen in der Region besitzt. Ein Ziel war, für alle fünf Landkreise ein Imageprofil zu erstellen, um Stärken und Schwächen zu erkennen und mögliche Handlungshinweise zu erhalten.
Wie liefen die Umfragen ab?
Die Befragung umfasst 500 Fragebögen aus verschiedenen Städten und Dörfern der fünf Landkreise in der Region. Die Interviews fanden an unterschiedlichen Wochentagen und zu unterschiedlichen Uhrzeiten statt, um Menschen verschiedenen Alters und aus unterschiedlichen Berufen anzutreffen und somit ein Abbild der Gesamtheit der Bevölkerung zu erfassen. Fünf Bachelorstudierende der Hochschule Nordhausen haben im Rahmen ihrer Abschlussarbeit die Befragung durchgeführt und ausgewertet. Genutzt wurde hierfür die im Hochschulbereich weit verbreitete Evaluationssoftware "Education Survey Automation Suite" (EvaSys).
Welche Ergebnisse brachte die Studie?
Die Passanten machten bei den insgesamt neun Fragen der Erhebung Angaben zu dem Bekanntheitsgrad der Caritas, zunächst als Spontanassoziationen und dann als konkrete Angebotsbeurteilung. Weiterhin wurde ein Eigenschaftsprofil der Caritas erstellt.
Der allgemeine Bekanntheitsgrad der Caritas in der Region Eichsfeld/Nordthüringen ist in allen Landkreisen durchweg positiv zu bewerten. Die Frage "Kennen Sie die Caritas?" wurde von über 90 Prozent der Passanten bejaht. Lediglich sieben Prozent der Befragten kannten die Caritas nicht. Vom Logo der Caritas hatten 50 Prozent aller Befragten keine Vorstellung. Nur 17 Prozent konnten das Kreuz auf rotem Hintergrund zuordnen und die restlichen Teilnehmer assoziierten mit der Caritas ein rotes Symbol (s. Abb. 1).
Eine weitere Frage hinsichtlich der Messung des Bekanntheitsgrades bezog sich auf die einzelnen Einrichtungen mit ihren konkreten Dienstleistungen innerhalb dieser Caritasregion. Hier sollte ermittelt werden, ob die Interviewpartner eigene Dienste oder Leistungen kooperativer Mitglieder mit der Caritas verbinden. In allen Landkreisen wurden sowohl eigene Dienste, häufig Beratungen und Sozialkaufhäuser als auch Dienste kooperativer Mitglieder, genannt. Auffällig war die konkrete Vorstellung von Einrichtungen in den Landkreisen Sömmerda und Kyffhäuser, da es dort keine oder nur sehr wenige Einrichtungen mit Dienstleistungen gibt. Des Weiteren wurden kooperative Einrichtungen häufiger genannt als eigene Dienste, was für eine Identifikation der Caritas über kooperative Mitglieder spricht.
Darüber hinaus wurden in diesem Zusammenhang spontane Assoziationen zur Caritas hinterfragt, um herauszufinden, was die Bewohner(innen) der Region mit dem Wohlfahrtsverband konkret verbinden. Bei der Frage: "Was fällt Ihnen spontan zum Begriff Caritas ein?" wurde am häufigsten der Begriff "Hilfe" oder "Hilfsorganisation" genannt. Oftmals wurde die Caritas auch mit dem Pflegedienst oder einer Pflegeeinrichtung sowie der Kirche assoziiert. Auch die Begriffe soziale Einrichtung, Spenden und Gemeinnützigkeit wurden mehrfach erwähnt. Insgesamt verbinden drei Viertel der Befragten über das soziale Engagement im weiteren Sinne ein positives Gefühl mit der Caritas.
In einer weiteren Frage sollten die Passanten beschreiben, welches Gefühl sie haben, wenn sie Caritas hören. Auch persönliche Erfahrungen, christliche Werte und die Caritas als guter Arbeitgeber spielten eine wichtige Rolle. Lediglich vier Prozent der Befragten gaben an, ein negatives Gefühl mit der Caritas zu verbinden. Weiterhin wurde die Caritas diesbezüglich als zu katholisch und zu konservativ eingeschätzt (s. Abb. 2).
Um die Sichtweise der Befragten zu den Angeboten und Leistungen der Caritas zu ermitteln, musste zunächst herausgefunden werden, inwieweit die Befragten Erfahrungen mit der Caritas gemacht haben und in welcher Form der Kontakt mit einer Einrichtung oder einem Dienst erfolgte. Nach der Auswertung der Fragebögen stand fest, dass 30 Prozent der Befragten oder deren Angehörige bereits mit der Caritas in Berührung gekommen sind. Am häufigsten haben Bewohner(innen) aus den Landkreisen Unstrut-Hainich und Eichsfeld die Angebote der Caritas in Anspruch genommen. Die häufigsten Begegnungen erfolgten mit einem Pflegedienst beziehungsweise einer Pflegeeinrichtung oder mit einem Sozialkaufhaus. Diese erfolgten in beruflichen Zusammenhängen oder über die Nutzung von Beratungsangeboten der Caritas. Im selben Zusammenhang galt es dann zu klären, wie die Erfahrungen mit dem Wohlfahrtsverband bewertet wurden. Die deutliche Mehrheit der Befragten bewertete die bisherigen Erfahrungen als sehr gut oder gut, was eine allgemeine Zufriedenheit ausdrückt. Genannte Kriterien waren die freundlichen Mitarbeiter(innen), eine hohe Qualität der Leitungen und eine gute Zusammenarbeit mit der Organisation. Als weniger positiv wurde der Zeitdruck in der Pflege genannt.
Für die Erstellung eines Eigenschaftsprofils waren die Teilnehmer aufgefordert, der Caritas vorgegebene Eigenschaften zuzuordnen. Dies erfolgte über die Vergabe von Noten (1 bis 6) hinsichtlich der Sympathie, Vertrauenswürdigkeit, Wichtigkeit für die Region, Weltoffenheit, Nützlichkeit, Selbstlosigkeit, Kirchennähe und der Hilfsbereitschaft. Die Bewertungen aller Landkreise wurden zusammengefasst und in einer Tendenzlinie dargestellt.
Deutlich zu erkennen ist, dass die Bewohner(innen) der Region die Caritas insgesamt positiv bewerten. Alle durchschnittlichen Noten sind besser als 2,5. Am besten bewertet wurden die Eigenschaften "Wichtigkeit in der Region", "Nützlichkeit" und die "Hilfsbereitschaft" der Caritas. Auffällig sind die Einschätzungen zur Weltoffenheit/Toleranz und zur Selbstlosigkeit. Diese sind mit einer Durchschnittsnote von etwa 2,3 nur eingeschränkt gut (korrespondierend mit "zu katholisch, zu konservativ") bewertet.
Weiteres Vorgehen in der Caritasregion
Im Mai 2017 wurden die obigen Untersuchungsergebnisse der Imageanalyse den Geschäftsführern und Leitungskräften der kooperativen Einrichtungen in der Caritasregion Eichsfeld/Nordthüringen vorgelegt. Sie wurden zur Auswertung der Ergebnisse eingeladen und um das weitere Vorgehen zu planen. Gemeinsam mit dem Diözesan-Caritasdirektor Bruno Heller und der Regionalleitung wurde vereinbart, das soziale Dienstleistungsprofil der Caritas mit seinen Verbundpartnern zukünftig zu schärfen. Eine gemeinsame Vorgehensweise soll zukünftig durch regelmäßige Zusammenkünfte mit fachlichem Austausch im Sinne einer klaren Öffentlichkeitswahrnehmung als Caritas-Familie mit differenzierten sozialen Diensten sichergestellt werden.
Caritas ist sympathisch
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Caritas in der Region Eichsfeld/Nordthüringen einen hohen Bekanntheitsgrad genießt und die Menschen in dieser Region ein überwiegend positives Gefühl mit der Caritas verbinden. Die Einrichtungen und Dienstleistungen werden, soweit bekannt, als begleitend und unterstützend eingeschätzt. Erst bei konkreter Nutzung einer Einrichtung beziehungsweise Dienstleistung ergibt sich für die Befragten oft ein klares positives Bild von der Caritas und ihren Diensten. Der Wohlfahrtsverband wird in der Region Eichsfeld/Nordthüringen als sympathisch, vertrauenswürdig, nützlich, kirchennah und hilfsbereit bewertet, jedoch auch weniger weltoffen und selbstlos. Dies deckt sich mit Aussagen wie "zu konservativ" beziehungsweise "zu katholisch". Insgesamt genießt diese regionale Caritas ein positives Image. Ansatzpunkte für eine Imageverbesserung sind in einer gezielten Öffentlichkeitsarbeit (Internetpräsenz, Informationsbroschüren zum Leistungsprofil, Stadtfeste, Tag der offenen Tür) zu sehen, die die differenzierten sozialen Angebote mehr in den Fokus der Bevölkerung stellen können und den konkreten Nutzen im Alltag wie auch in sozialen Ausnahmesituationen verdeutlichen. Darüber hinaus kann eine stärkere Bindung an die Bevölkerung durch die vermehrte Zusammenarbeit mit den Kirchengemeinden und anderen Einrichtungen erreicht werden. Ferner können mobile Informationsdienste die gezielte Wahrnehmung der Caritas durch die Bevölkerung erhöhen.
Statement
von Wolfgang Langer, Vorstandsvorsitzender Caritasverband für das Bistum Erfurt e.V. .
"Wo Caritas draufsteht, muss auch Caritas drin sein." Diesen Satz habe ich seit meinem Amtsantritt als Diözesan-Caritasdirektor schon mehrfach gehört. Nun liegt für einen unserer Regionalbereiche eine Erhebung vor, die das Image der Caritas untersucht. Für mich ist das eine spannende Frage: Findet man in unseren Diensten und Einrichtungen gelebte Caritas? Ja, sagt die Analyse! Das betrifft zunächst die Bekanntheit, das Wissen über Aufgabenfelder und die Assoziation mit den Begriffen Hilfe und Begleitung. Darüber hinaus geht es aber um unser christliches Profil und Menschenbild, denn das macht uns unverzichtbar im Konzert der freien Wohlfahrtspflege. Auch das findet sich erfreulicherweise in der Auswertung, aber es bleiben Aufgaben, denen wir uns stellen müssen. Da gibt es in der gemeinsamen Außendarstellung aller Mitglieder unseres Verbandes noch Luft nach oben. Vielfältige Initiativen könnten noch bekannter gemacht werden. Das Miteinander von Caritas und Kirchengemeinden ist wohl ausbaufähig. Als Caritas und Kirche mitten unter den Menschen sein und bleiben ist stete Aufgabe, die immer wieder neu belebt werden muss. Die Studie belegt, dass wir vor Ort auf dem richtigen Weg sind. Es gilt, am Ball zu bleiben und die Stimme zu erheben, wenn es um die Würde des Menschen geht.
Nur als allerletztes Mittel und zum Wohle des Kindes
Freiheit und Teilhabe versus Sicherheit
Damit der Gast ein einwandfreies Essen bekommt
Die Caritas an der Seite der Rohingya
Gemeinsam stärker?
Umbau der Pflegeversicherung nötig
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