Sturzprävention per App
Seit mehr als sieben Jahren verbringt meine Mutter jede Mittagspause bei meiner Oma. Sie schaut nach dem Rechten, erkundigt sich nach dem Wohlbefinden und fragt, ob während des Besuchs von Pfleger Michael alles in Ordnung war. Dass sich meine Oma mit 92 Jahren und Pflegegrad 3 gestern wie heute zu Hause wohlfühlt, liegt am familiären Zusammenhalt und an Michael. Verlässliche Pflege vor Ort ist unersetzlich.
Doch auch dieses enge Netzwerk konnte lange nicht verhindern, dass meine Oma stürzte. Mal hatte sie zu wenig getrunken, mal war die Teppichkante im Weg, mal fehlte ihr die Kraft. Dabei liegt allen Beteiligten viel daran, dass sie ihr Leben weiterhin gestaltet, keine Angst beim Laufen hat und in ihrem eigenen Haus lebt.
Pflegekräften liegt aber auch daran, keinen zusätzlichen Dokumentationsaufwand zu bewirken, um nicht noch mehr in ihr zu knappes Zeitbudget integrieren zu müssen - gerade jetzt, da mit dem Expertenstandard Sturz und dem Präventionsgesetz erhöhte Anforderungen bestehen.
Jede(r) Dritte der über 65-Jährigen stürzt mindestens einmal jährlich, von den über 80-Jährigen bereits jede(r) Zweite. Die Folgen eines Sturzes, darunter Oberschenkelhalsbruch oder Hüftgelenk-Luxation, bedeuten oftmals die dauerhafte Pflegebedürftigkeit.
Die Analyse des Gangbilds eines älteren Menschen wird in der Ausbildung einer Pflegekraft gelehrt, aber im Alltag nicht immer flächendeckend angewendet. Denn meist ist der Zeitdruck enorm. Folglich ist eine Pflege, wie Fachkräfte sie gelernt haben und für richtig halten, kaum durchgängig möglich. In nahezu ganz Deutschland herrscht Pflegekräftemangel. Wie lassen sich Fachkräfte entlasten und gleichzeitig Stürze vermeiden?
Gesamtbild des persönlichen Sturzrisikos
Das junge Unternehmen Lindera hat eine App entwickelt, die geprüfte psychologische Tests mit einer mathematischen Analyse des Gangs kombiniert. Die Ganganalyse greift auf erprobte Test-Elemente bekannter geriatrischer Assessments zurück. Die Pflegekraft kann einfach mit dem Smartphone ein Video aufnehmen und von der App gestellte Fragen beantworten. Das Weitere leistet im Hintergrund eine komplexe mathematische Analyse, die sturzbegünstigende Faktoren wie Muskeldefizite, Gangstörungen, Gleichgewichtsschwächen und Arthritis präzise erkennt und kombiniert.
Da die körperlichen Faktoren nur ein Teil des Risikos bergen, wird dieser Teil des Tests mit einem psychologischen Fragenkatalog verbunden. Nach der kurzen Videoaufnahme kann der/die Patient(in) mit wenigen Klicks seine/ihre Antworten hierzu ebenfalls über die SturzApp übermitteln.
Die Analyse, für den älteren Menschen ebenso wie für die Pflegekraft generiert, gliedert sich in drei Blöcke:
- Sturzrisiko in Prozent ausgedrückt, um darüber anschaulich zu informieren;
- ausführliche Beschreibung der einzelnen für die Person relevanten Risikofaktoren;
- Empfehlungen zu den einzelnen Risikofaktoren angepasst an die Persönlichkeit, den Grad der Selbstständigkeit und das Wohnumfeld.
Der/Die Nutzer(in) kann entscheiden, ob er/sie die erstellte Analyse mit Angehörigen, dem Pflegedienst oder Arzt/Ärztin teilt. Eine einfache Funktion für die Übermittlung ist in die SturzApp unter Berücksichtigung der Datenschutzbestimmungen integriert.
Entwicklungskooperation mit Caritas-Unternehmen
Für das Ziel, Pflegeteams rund um eine pflegebedürftige Person intelligent zu vernetzen und dadurch die Qualität und Sicherheit der Pflege - jenseits von Kontrolle - weiterzuentwickeln, sucht Lindera Mitstreiter(innen).
Es geht darum, die Pflegekräfte mit ihrem Know-how in den Auf- und Ausbau der zur App gehörenden Empfehlungsdatenbank einzubinden. Interessierte Einrichtungen können sich per E-Mail bei der Autorin melden: diana@lindera.de
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