Das Korsett muss gelockert werden
Die aktuelle Konferenzstruktur im Deutschen Caritasverband (DCV) - mit den drei Formaten Bundesfachkonferenz, Bund-Länder-Netzwerk und der Arbeitskonferenz der sozialpolitischen Sprecherinnen und Sprecher - wurde im Jahr 2013 eingeführt. Damit reagierte der Verband einerseits auf Kritik an dem bestehenden System der Diözesan-Referentenkonferenzen und andererseits auf den Wunsch, die Abstimmung der Lobbyarbeit der verbandlichen Caritas auf Bund- und Länderebene zu optimieren (s. auch neue caritas Heft 5/2013, S. 32ff. und 18/2013, S. 26ff. und S. 32ff.).
Im Ergebnis wandelten sich die Diözesan-Referentenkonferenzen zu fachübergreifenden Bundesfachkonferenzen (BuFaKo) mit angelagerten fachspezifischen Teilkonferenzen (TK). Neu konzipiert wurden vier Bund-Länder-Netzwerke (BLN), in denen die Lobbyarbeit zu ausgewählten Themen zwischen Bund und Ländern abgestimmt wird, sowie die Arbeitskonferenz der sozialpolitischen Sprecherinnen und Sprecher, die die Lobbyarbeit auf Spitzenebene abstimmen soll.
Mit der neuen Struktur sollten vorrangig folgende Ziele erreicht werden: Durch die Bundesfachkonferenzen sollte die Anzahl der Reisetage der Diözesan-Referent(inn)en verringert und der fachübergreifende Dialog unterstützt werden - ein Versuch, der fachlichen Versäulung entgegenzuwirken. Im Zusammenspiel von BLN und der Arbeitskonferenz der sozialpolitischen Sprecherinnen und Sprecher sollte die Wirksamkeit des Verbandes auf Bundes- und Länderebene verstärkt werden.
Mit dieser Struktur betrat die verbandliche Caritas Neuland. Deshalb wurde mit der Einführung zugleich beschlossen, nach drei Jahren die Effizienz der Formate zu prüfen, um eine fundierte Entscheidung über eventuelle Nachjustierungen treffen zu können.
Evaluation per Onlinebefragung
Im Spätherbst 2016 wurden die Teilnehmenden aller Konferenzformate online befragt und die Direktoren der Diözesan-Caritasverbände gebeten, alle drei Konferenztypen zu bewerten. Die Erhebung ergab eine Vielzahl an Befunden zu Aspekten wie Struktur, Organisation und Arbeitsweise, Zufriedenheit, Wirkung/Lobbyrelevanz (verbandsintern/extern).
Ziel der Auswertung war es, dem Vorstand des DCV und den Diözesan-Caritasdirektor(inn)en eine Orientierung für weitere Entscheidungen anzubieten. Erfreulicherweise ergab die Auswertung eindeutige Trends. Die Vertreter(innen) der Fachverbände und der Diözesan-Caritasverbände, die Caritasdirektor(inn)en und die Zuständigen in der Zentrale des DCV stimmten hinsichtlich ihrer Bewertungen und des Weiterentwicklungsbedarfs weitgehend überein. Die Evaluation mündete in Empfehlungen zur Weiterentwicklung der einzelnen Formate sowie der gesamten Konferenzstruktur. Diese wurden vom Vorstand des DCV und den Direktor(inn)en der Diözesan-Caritasverbände überwiegend geteilt. Die Ergebnisse der Befragung wurden allen Teilnehmenden als Basis für die anstehende Umsetzung der Empfehlungen zur Verfügung gestellt.
Bundesfachkonferenzen: mehr Flexibilität
Eine Einschätzung durchzieht alle Rückmeldungen: Die Aufteilung der Konferenzzeiten - für den fachübergreifenden Diskurs in einem gemeinsamen Teil und für die Fachdiskussion in den angegliederten Teilkonferenzen - hat sich als zu starres Korsett erwiesen. Für den kollegialen Austausch sowie für Konzeptionsdebatten, Qualitätsdiskurse und Meinungsbildung zu fachpolitischen Fragen steht nicht mehr genügend Zeit zur Verfügung. Verschiedentlich wurde auch der Zuschnitt der BuFaKo problematisiert. So stellte sich für die BuFaKo Alter, Pflege, Gesundheit heraus, dass sich die Themen des Fachbereichs Suchthilfe mit denen der Altenhilfe und Pflege zu wenig überschneiden. Ein gemeinsamer Konferenzteil ist also nicht zielführend und beide Fachbereiche sollten künftig wieder eigenständig tagen. Der Fachbereich Gesundheit tendiert eher zu eintägigen (fachpolitischen) Veranstaltungen, zu denen verbandsweit offen eingeladen wird.
Demgegenüber soll die BuFaKo Besondere Lebenslagen und Armutsfragen im jetzigen Zuschnitt erhalten bleiben. Um diese Konferenz gruppieren sich die Teilkonferenzen für die Allgemeine Sozialberatung, Straffälligenhilfe, Schuldnerberatung, Wohnungslosenhilfe und Armut/Tafeln. Da einige dieser Fachbereiche zusätzlich in Bundesarbeitsgemeinschaften organisiert sind, wurde empfohlen, die Tagesordnungen der TK mit denen der BAGs besser abzustimmen. Die meisten TK reklamierten zusätzliche fachspezifische Konferenzzeiten.
Die BuFaKo Gemeindecaritas und Enga- gementförderung soll wie bislang weiter-
arbeiten. Von den bei der Konstituierung ursprünglich eingesetzten TK bleibt die Gemeindecaritas erhalten, die künftig auch zusätzliche Konferenzzeiten einplant. Die neue TK Engagementförderung wurde als Ergebnis der Evaluation offiziell bestätigt.
Für die BuFaKo Kinder-, Jugendhilfe, Familie zeichneten sich hohe Zufriedenheitswerte der Befragten ab. Sie bleibt im aktuellen Zuschnitt bestehen. Das Arbeitsfeld Schwangerschaftsberatung soll - zusätzlich zur zeitlich ausgeweiteten TK der BuFaKo - einen weiteren eigenständigen Konferenztermin nutzen können.
Die Bundesfachkonferenzen Behindertenhilfe und Psychiatrie, Migration und Integration und Öffentlichkeitsarbeit waren 2013 nicht verändert worden und deshalb nicht Gegenstand der Evaluation.
Bund-Länder-Netzwerke: Erwartungen teilweise erfüllt
Die Auswertung legt nahe, dass die Erwartungen an das Konferenzformat Bund-Länder-Netzwerke nicht durchgängig erfüllt wurden. Zum Teil liegt dies an den thematischen Zuschnitten der BLN; zum Teil daran, dass den Teilnehmenden auf Landesebene eine Abstimmungsstruktur fehlt. Auch die Abgrenzung zu den beiden anderen Konferenzformaten ist oft nicht präzise gelungen.
Das BLN Kinder, Jugend, Familie, Bildung und das BLN Soziale Sicherung, Integration, Armutsbekämpfung wurden insgesamt sehr positiv bewertet. Sie sollen im bisherigen Zuschnitt erhalten bleiben. Das BLN Alter, Behinderung, Gesundheit wird sich künftig auf die Bereiche Alter, Pflege und Behinderung konzentrieren. Für gesundheitspolitische Abstimmungen sollen Ad-hoc-Methoden stärker eingesetzt werden.
Das BLN Engagementpolitik wird nicht weitergeführt, da es in diesem Bereich zu wenig Abstimmungsbedarf gab. Die Abstimmung lobbyrelevanter Fragestellungen soll künftig die BuFaKo Gemeindecaritas und Engagementförderung übernehmen.
Arbeitskonferenz: Lobbyarbeit gut abstimmen
Die Arbeitskonferenz der sozialpolitischen Sprecherinnen und Sprecher wurde von den Teilnehmenden sowie von den Direktor(inn)en aller Diözesan-Caritasverbände überwiegend positiv bewertet. Bei der Auseinandersetzung mit der Befragung bestätigten die sozialpolitischen Sprecherinnen und Sprecher die Einschätzung, dass es noch weiteren Klärungsbedarf zur Funktion von BLN und der Arbeitskonferenz der sozialpolitischen Sprecherinnen und Sprecher gibt. Beispielsweise stellt sich die Frage einer eindeutigeren Arbeitsteilung. Abgestimmte Lobbyarbeit kann letztlich nur funktionieren, wenn es verbindliche Abstimmungen zwischen den Akteuren der Caritas auf der Landesebene gibt. Die Teilnehmer(innen) haben festgestellt, dass solch eingespielte Wege zwischen den Diözesan-Caritasverbänden nur in wenigen Bundesländern vorhanden sind.
Konferenzformate noch effektiver gestalten
Die Beteiligten aller Konferenzformate sind nun herausgefordert, die erkannten Schwächen und Problemstellen zu bearbeiten. Die Ermächtigung seitens der Diözesan-Caritasdirektor(inn)en und des DCV-Vorstands liegt vor, die Vorbereitungen sind teilweise angelaufen. Ein Schwerpunkt wird auf der Frage liegen, wie das Zusammenspiel der drei Konferenzformate noch effektiver gestaltet werden kann. Die Weiterentwicklung wird in die Novellierung der Arbeitsordnungen der einzelnen Formate Eingang finden.
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