„Paula im Netz“: Zwischen Facebook und Fläschchen
"Paula im Netz" ist ein Angebot für jugendliche Schwangere und junge Mütter bis maximal 25 Jahre mit ihren Babys und Kleinkindern. Neben der Aktivierung von Elternkompetenzen geht es um alltagspraktische Unterstützung, um die Planung und Entwicklung einer beruflichen Perspektive und um eine gegenseitige Vernetzung und Unterstützung der Mütter untereinander. Ein besonderes Augenmerk erfährt die Mutter-Kind-Bindung.
Um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen, werden Hilfestrukturen aufgebaut, die zuvor gefehlt haben beziehungsweise unzureichend waren. Dabei geht es sowohl um die Kenntnis von Einrichtungen im unmittelbaren Sozialraum als auch um das Kennenlernen der Mütter untereinander.
Die jungen Frauen weisen aufgrund ihres fehlenden Schul- oder Berufsabschlusses und wegen mangelnder Unterstützungsstrukturen besondere Bedarfe auf. Ein Großteil der Mütter ist im SGB-II-Bezug. Aufgrund der schwierigen Rahmenbedingungen und fehlenden finanziellen Ressourcen sind die Mütter nicht selten darauf angewiesen, günstige Wohnungen in abgelegenen Orten anzumieten. Da sie bis auf wenige Ausnahmen keinen Führerschein haben und die Verkehrsanbindung auf dem Land zu wünschen übrig lässt, führen die Frauen oft ein isoliertes Leben.
Das Projekt macht sich deshalb die Internetkompetenzen und die Interessen der jungen Mütter zunutze. Die Kommunikation über soziale Netzwerke im Internet vereinfacht den Kontakt zwischen Einrichtung und Müttern und auch der jungen Frauen untereinander. Auf diese Weise können sie sich in unkomplizierter Form gegenseitig unterstützen. Die Familien haben außerdem die Möglichkeit, sich über das Netz Hilfe zu holen beziehungsweise sich beraten zu lassen.
Der für die Mütter ohnehin im Mittelpunkt stehende Umgang mit dem Internet wird offen besprochen. Vor- und Nachteile, das Bewusstmachen von Nutzen und Risiken des Internets führen zu einem verantwortungsbewussterem Umgang.
Einmal pro Woche nehmen die Frauen außerdem an einem Gruppentreffen teil. Dort werden die Themen der Mütter besprochen und ressourcenorientiert bearbeitet. Parallel dazu werden die Familien bei Bedarf in ihrem häuslichen Umfeld aufgesucht. Die Gruppen haben einen halboffenen Charakter. Jeweils fünf bis acht junge Mütter können sie mit ihren Babys oder Kleinkindern besuchen, in der Regel entwickelt sich ein fester Stamm von Müttern. Punktuell scheiden Familien aus (durch Umzug, Schulbesuch, Arbeit oder sonstige Veränderung der Lebenssituation) und neue Mütter werden integriert.
Die Kontakte zu den Frauen entstehen durch die Vernetzung beispielsweise mit Hebammen, Schulen, Familienzentren, Jugendpfleger(inne)n oder Frauenärzt(inn)en. Der ersten aufsuchenden Begegnung der Projekt-Mitarbeiterinnen zu den jungen Müttern kommt eine besondere Bedeutung zu. Ein wertschätzender Umgang und das Fokussieren auf das von ihnen benannte Problem beziehungsweise auf den Lösungsauftrag der Frauen sind hier besonders wichtig. Schon in der Schwangerschaft werden sie eingeladen, an den wöchentlichen Treffen teilzunehmen. "Paula im Netz" setzt an den individuellen Themen der Mütter an und richtet den Blick auf ihre Stärken und Interessen. Die Interaktion zwischen Mutter und Kind zu fördern, steht im Mittelpunkt. Videokamera und Fotoapparat sind dabei zentrale Medien. Sie begleiten Mutter und Kind beim Spielen, beim Baden, bei der Babymassage und bei allen Dingen des Lebens. Sie fokussieren die erfreulichen Seiten der Mutter-Kind-Beziehung und vermitteln den Müttern in der Rückschau positive Bilder im Umgang mit ihren Kindern.
Junge Mütter fühlen sich in Elternkursen nicht wohl
In traditionellen Angeboten und Elternkursen in den Gemeinden fühlen sich die jungen Mütter meist nicht wohl. Im Unterschied zu den Müttern dort sind sie noch stark mit den Themen einer Jugendlichen beschäftigt. Das Feld "Schule und Beruf" ist noch nicht abgeschlossen. Zudem setzen die traditionellen Angebote in den Gemeinden eine Komm-Struktur voraus, die für die Mütter, ohne Führerschein und Auto, kaum leistbar sind. Die jungen Frauen berichten außerdem, dass sie sich in Mutter-Kind-Gruppen mit "älteren Frauen" nicht akzeptiert fühlen und ihre Themen nicht besprechen können.
Um ein möglichst hohes Maß an Kontinuität zu gewährleisten, wird für jede Gruppe ein Fahrdienst eingerichtet. Mütter, die den Weg aus eigener Kraft noch nicht schaffen, werden abgeholt und nach der Gruppe nach Hause gebracht. Ein wichtiger Teil der Projektarbeit ist die Vernetzung mit Diensten, Einrichtungen und Vereinen, die mit jugendlichen Schwangeren und jungen Müttern zu tun haben. Sie fungieren als Kontaktpersonen und werden in den Prozess einbezogen.
Umgesetzt wird das Projekt in sechs verschiedenen Gemeinden und Städten im Landkreis Osnabrück. Die Ansiedelung der Projektstandorte orientiert sich an den acht Sozialräumen im Landkreis. Die Gruppentreffen in den einzelnen Gemeinden werden in neutralen Räumen angeboten, die den Müttern bekannt sind (zum Beispiel in einem Jugendtreff, Kindergarten/Familienzentrum oder einer Hebammenpraxis). Zur räumlichen Ausstattung gehört möglichst ein größerer Gruppenraum, um mit allen arbeiten zu können. Ein kleinerer Raum dient der Kleingruppenarbeit, beispielsweise der Babymassage, der Videorückschau oder auch der punktuellen Betreuung von einzelnen Babys und Kleinkindern. Außerdem sollten eine Küche und eine Toilette mit Wickelplatz zur Verfügung stehen.
Zwei pädagogische Mitarbeiterinnen arbeiten jeweils im Team. Ihre Kompetenzen sind unterschiedlich ausgerichtet und können in den Gruppen wechselseitig genutzt werden. Sie sind beispielsweise qualifiziert als Sozialpädagogin, Familientherapeutin, interkulturelle Beraterin, Video-Home-Trainerin, Familienhebamme, Kinderkrankenschwester, Trageberaterin und sowie als Trainerin für Babymassage. Bedarfsorientiert werden weitere externe Kräfte punktuell einbezogen (zum Beispiel Ernährungsberatung, Berufsorientierung, Erste Hilfe, "Pekip"-Training (Prager Eltern-Kind-Programm), Fachkraft für Internet oder Finanzcoaching). Eine Projektkoordinatorin begleitet "Paula im Netz". Sie organisiert die monatlich stattfindenden Teamsitzungen an den unterschiedlichen Orten und ist kontinuierliche Ansprechpartnerin für die Mitarbeiterinnen in den Gruppen und für das beteiligte Netzwerk.
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