Vorausschauend die Bildungstrends in der Caritas aufgreifen
Der Auftrag der Fortbildungs-Akademie (FAK) des Deutschen Caritasverbandes (DCV) ist es, Menschen, die bei der Caritas arbeiten, fort- und weiterzubilden. Es geht dabei um das "Lernen von Personen und Organisationen im Verband". So schrieb Akademieleiter Klaus Ritter in seinem Vorwort zum Programm 2012: "Es geht uns darum, dass Personen ihr Wissen und Können, aber auch ihre sozialen und personalen Kompetenzen erweitern. Und dies verbunden mit den organisationalen Realitäten und ihren Entwicklungsbedarfen im verbandlichen Rahmen".
So breitgefächert wie die Arbeitsfelder der Caritas ist daher auch das Veranstaltungsspektrum der Fortbildungs-Akademie. Anhand einiger Beispiele soll nun ein kleiner Einblick in dieses Spektrum der Angebote gegeben werden:
- zweitägiges Forum: Personalarbeit in der Caritas - Forum für Führungskräfte und Mitarbeitende in Personalentwicklung und Personalarbeit
- zweitägiges Seminar: Wie viel Hierarchie und Planung braucht die Caritas? - Beyond Budgeting
- viertägiges Seminar: Beratungsresistent!? - Praktische und ressourcenorientierte Methoden zur psychosozialen Beratung von "aussichtslosen Fällen"
- Kurs: sechsmal fünftägig: Unternehmen der katholischen Behindertenhilfe und Psychiatrie erfolgreich führen (mit Einführungsworkshop; Supervisionsgruppen; Praxisprojekten; Online-Forum; öffentlicher Fachtagung) 2012-2014
Foren, Seminare und Kurse sind profilierte Veranstaltungsformate der Fortbildungs-Akademie. In Foren steht der fachliche Austausch im Mittelpunkt. Seminare dienen dem fachlichen, methodischen und persönlichen Lernen. Mit Kursen werden Qualifikationsziele verfolgt, die einen intensiven und langfristigen Lernprozess erfordern. Sie werden berufsbegleitend durchgeführt.
Entwickeln neuer Angebote
Träger setzen aufgrund des Fach- und Führungskräftemangels auf Fort- und Weiterbildung, während Teilnehmer(innen) der Veranstaltungen an Angeboten interessiert sind, die ihre beruflichen Aufstiegs- oder Veränderungsmöglichkeiten erhöhen.
Bei der Suche nach neuen relevanten Themen ist es dem Team der Fortbildungs-Akademie wichtig, Veränderungen, die innerhalb der Caritas und ihrer Einrichtungen und Dienste stattfinden, zu beobachten und darauf zu reagieren.
Da die Caritas als Wohlfahrtsverband ein Teil der Gesellschaft ist und immer mehr den Gesetzen des Marktes unterliegt (beispielsweise bei Ausschreibungen und Ähnlichem), gilt es, auch über den Tellerrand hinaus zu schauen und zu beurteilen, was für die Caritas relevant werden wird. Die Fortbildungs-Akademie achtet darauf, wie die Arbeitsfelder der Caritas sich wandeln - sie erkennt oder bekommt gemeldet, welche Fortbildungsbedarfe sich daraus ergeben. Unterschiedliche Aspekte sind zu betrachten: In welche Richtung geht die fachliche Weiterentwicklung der Einrichtungen und Dienste, wie bilden sich die Organisationen dabei um, und wie verändern sich dadurch die Rahmenbedingungen?
Meist finden die Veranstaltungen in Kooperation mit Partnern statt. Diese melden bei der Fortbildungs-Akademie Bedarfe an, für die sie dann Veranstaltungen konzipiert. Oder die Akademie stellt einen Bedarf fest, beispielsweise aufgrund von Rückmeldungen früherer Teilnehmer(innen) oder von Einrichtungen und Diensten. Solche Bedarfe besprechen die Akademie-Verantwortlichen mit den Kooperationspartnern und entscheiden gemeinsam, ob und mit welchem Angebot der jeweilige Bedarf aufzugreifen ist.
Drei Grundthemen sind aktuell zu benennen, wobei sich die jeweiligen Fragestellungen und Dringlichkeiten stets wandeln: die Sicherung der Finanzierung der Dienste und Einrichtungen, die Personalfrage angesichts des demografischen Wandels sowie die Fachlichkeit sowohl in der Führung als auch in der fachlichen Arbeit. Die Themendichte innerhalb der Veranstaltungen steigt tendenziell an - ein Indiz für die zunehmende Komplexität in den Arbeitswelten der Teilnehmenden.
Von der Fortbildungs-Akademie wird erwartet, nicht nur Trendfolgerin zu sein und zu reagieren, sondern Trends auch frühzeitig zu erkennen und vorausschauend zu handeln, also Trendsucherin zu sein. Hier zeigt sich: Der Bedarf, kurzfristig Veranstaltungen zu realisieren, um möglichst frühzeitig strategische beziehungsweise operative Bedarfe zu bedienen, steigt seit einigen Jahren.
Ganzheitliche Lerngrundsätze
Mit Blick auf die Konzeption einer Veranstaltung bedeutet dies, viele Faktoren im Blick zu haben. Exemplarisch sind hier zu nennen: die Länge und das Format der Veranstaltung sowie ihre Zielsetzung. Als Grundlage dient das Lernverständnis, das die Fortbildungs-Akademie prägt:
- Lernen braucht einen persönlichen Bezug: Was verbinde(t) (m)ich mit dem Thema?
- Lernen braucht Zeit: Entschleunigung und Reflexion
- Lernen braucht persönliche Begegnung und Austausch
- Lernen braucht einen Bezug zum Arbeitsleben: berufliche Fort- und Weiterbildung
- Pausen sind Teil des Lernkonzeptes: informeller Austausch ist bedeutend
- Verknüpfung von theoretischem Neuwissen mit der Anwendbarkeit in der Praxis: Projektarbeit bei langfristigen Kursen
- Der Lernprozess und das Lernumfeld/ der Lernort sind wichtiger Bestandteil des Lernens an der Akademie
- Arbeitsplatzfernes Lernen in einem geschützten Lernraum
- Längerfristige Kurse, begleitet von Supervisionstreffen, vertiefen Inhalte und den Praxisumgang damit und reflektieren die neuen Erfahrungen
- Verknüpfung mit der Caritasrealität und -identität
Wenn das Thema gefunden ist, gilt es abzuwägen, welche dieser Grundsätze des Lernverständnisses bei dem konkreten Thema und dem damit verbundenen Ziel auf alle Fälle Anwendung finden sollen. Dabei stellt sich jedes Mal wieder neu die Herausforderung, neue Formen und Formate zu entwickeln, die beispielsweise das Thema, die Teilnehmenden, das Verhältnis von personenbezogenen und inputbezogenen Anteilen, den Bezug zur Caritas sowie die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ausgewogen berücksichtigen.
Hier zwei Beispiele für diesen Entscheidungsprozess:
Fällt die Entscheidung bei einem Thema für eine Tagung, bei der es darum geht, Relevanzen für die Caritas deutlich zu machen, kann es beispielsweise viel Input in Form von Vorträgen geben. Selbstverständlich ist dann wichtig, dass die jeweiligen Referent(inn)en Bezüge zur Caritasrealität herstellen und dass die Fortbildungs-Akademie auch den Rahmen bietet, damit die Teilnehmenden sich mit ihren Fragen und Erfahrungen einbringen können. Hier steht ganz klar die Vermittlung von Wissen oder neuen Erkenntnissen im Vordergrund.
Entscheidet man sich hingegen, mehr Gewicht auf die persönliche Auseinandersetzung mit einem Thema zu legen, dann ist klar, dass mehr Zeit eingeplant werden muss und das Format eines Kurses angemessen ist. Das heißt dann, dass die Gruppe innerhalb eines größeren Zeitraums (ein bis zwei Jahre) in mehrtägigen Abschnitten immer wieder zusammenkommt. Meist gibt es dazu begleitend auch noch Supervisionstreffen und, falls der Kurs mit einem Fortbildungs-Akademie-Zertifikat abgeschlossen werden soll, auch noch eine kursbegleitende Projektarbeit. In dieser wählen die Teilnehmenden ein Thema aus, das sie innerhalb der Kurszeit in ihrer Stelle umsetzen. Somit setzen sie sich mit dem Gelernten direkt in der Praxis auseinander.
Hier ist ein anhaltender Trend erkennbar: Es gibt eine hohe Nachfrage nach langfristigen methodischen und funktionsbezogenen Qualifizierungen (zum Beispiel Kurse Systemische Beratung; Leitung in Einrichtungen der Behindertenhilfe).
Die Variabilität innerhalb der Formate nimmt zu. Sie müssen kontinuierlich weiterentwickelt und an die Bedarfe angepasst werden; daher variieren Dauer und didaktische Ausgestaltung sowie Ort(e) der Veranstaltungen weitaus stärker als früher. Hinzu kommt ein langsam, aber zunehmend bedeutsam werdender Bedarf, die Möglichkeiten des Internets in die Qualifizierungsangebote zu integrieren.