Die Fortbildungs-Akademie: eine erfolgreiche Standortsuche
Die Fortbildungs-Akademie des DCV nahm am 1. Mai 1973 ihren Lehrbetrieb auf. Damit war das vierte Fortbildungsinstitut der Caritas errichtet worden, nach der Caritas-Akademie in Köln (Fortbildungsinstitut für Krankenpflege), der Caritas-Akademie für Gesundheits- und Sozialberufe, Freiburg, und der Katholischen Akademie für Jugendfragen, Düsseldorf/Freiburg.
Schon 1955 hatte der Zentralrat des DCV eine zentrale Fortbildungsstätte in Freiburg, am Sitz der Bundeszentrale, zu errichten beschlossen, um dem Bedarf an kontinuierlicher Schulung der Mitarbeitenden des Gesamtverbandes zu genügen. Der Finanzdirektor des DCV bereitete diesem Plan ein Jahr später ein jähes Ende. Der anstehende notwendige Ausbau der katholischen Fachschulen und die gleichzeitige Errichtung einer Fortbildungsstätte seien finanziell nicht verantwortbar. Erst sieben Jahre später griffen die Gremien des DCV diesen Plan wieder auf, nachdem ein Studentenwohnheim in der Wölflinstraße 4 ("Benedict-Kreutz-Haus") fertiggestellt worden war, das auch Absolvent(inn)en der geplanten Fortbildungseinrichtung Übernachtungsmöglichkeiten würde bieten können.1 Ein Jahr später legte der damalige Leiter des Referats "Allgemeine zentrale Konferenz- und Schulungsarbeit" im DCV, Erich Reisch, einen ersten Bericht über alle bundesweit vom Caritasverband angebotenen Fortbildungen vor, der zum Ergebnis hatte, dass der Bedarf an Zusatzqualifikationen im Bereich der Caritas bei weitem nicht gedeckt sei. Neben einem umfangreicheren Angebot war auch ein effizienteres Vorgehen vonnöten, das nur eine zentrale Einrichtung für Fortbildungen erbringen konnte.2 Die Einrichtung der Fortbildungs-Akademie am Sitz der Zentrale des DCV sollte ermöglichen, das Fortbildungsangebot im eigenen Verbandsbereich zu konzentrieren und methodisch-didaktisch den Erfordernissen der Zeit entsprechend weiterzuentwickeln. Gleichzeitig sollte eine deutlichere Aufgabenkoordinierung und -abgrenzung in der Fortbildungsarbeit der verschiedenen Verbandsebenen (regional, diözesan, zentral) angestrebt werden.3 Der Beschluss zur Errichtung eines zentralen Fortbildungsinstituts kam auf der Juli-Sitzung 1966 des Zentralvorstands zustande.4 Den Stand der theoretischen Vorbereitung zeigt eine vorläufige Konzeption des in der Zwischenzeit umbenannten Referats "Fortbildung" (das 1973 in der Fortbildungs-Akademie aufging), die aufgrund von Überlegungen der vom Zentralvorstand des DCV eingesetzten Kommission für das zentrale Fortbildungsinstitut 1972 erarbeitet worden war.5 Diese gelangte im Frühjahr 1973 zu einer abschließenden Vorlage, aufgrund derer die Fortbildungs-Akademie ihre Arbeit begann.6 Bereits drei Jahre zuvor, 1970, hatte man sich auf den Namen des neuen Instituts geeinigt: "Fortbildungs-Akademie des Deutschen Caritasverbandes".7
Die Grundstückssuche war schwierig
Unterdessen begannen die Freiburger Architekten Geis und Wopperer schon 1965 mit den ersten Planungen für ein Akademie-Gebäude.8 Es zeigte sich bald, dass der freie Grundstücksmarkt in Freiburg auch für den Deutschen Caritasverband, dessen Bundeszentrale sich seit 1897 in dieser Stadt befindet, manche Schwierigkeit bereithielt. Zwei passende freie Grundstücke im Stadtteil Herdern, eines in der Wintererstraße, das andere im Bereich der Längenhardt-/Sebastian-Kneipp-Straße, kamen aufgrund von Einsprüchen der Nachbarn nicht in die Auswahl. Auch der endgültige Platz an der Karlstraße 63, schräg gegenüber dem Sitz der Bundeszentrale, konnte nicht so weiträumig bebaut werden, wie ursprünglich geplant war. Zum einen konnte der DCV beim geplanten Zukauf des benachbarten Grundstücks mit den Preisvorstellungen eines Immobilienmaklers nicht mithalten. Zum anderen setzten Freiburger Bürger(innen) der Nachbargrundstücke kurzerhand bei der Stadtverwaltung durch, dass zwei Bäume auf diesem bereits vom Caritasverband erworbenen Grundstück als Naturdenkmale eingestuft wurden, was mit einem Fällverbot einherging.9 (Der damalige Präsident und heutige Ehrenpräsident des DCV, Georg Hüssler, ließ in einer Pressemeldung anlässlich der Eröffnung der Akademie verlauten, dass bei Nichteinhaltung der behördlichen Auflagen eine Gefängnisstrafe bis zu zwei Jahren vorgesehen war.)10 Die noch heute von der Straße her sichtbare Mammutkiefer und der im rückwärtigen Areal stehende Ginkgo-Baum schränkten die Bebauung erheblich ein. Der bereits bestehende Bebauungsplan musste geändert werden, die von der Verbandsspitze gewünschte räumliche Einheit von Bundeszentrale, Fachhochschule, Bibliothek und Fortbildungs-Akademie drohte zu scheitern. Darüber hinaus musste ein Teil der Katholischen Fachhochschule, die Höhere Fachschule für Sozialpädagogik, deren Räume sich noch in einem Haus am Werderring befanden, in diesem Haus mit untergebracht werden.
Moderne Ausstattung und große Glasfronten
Am Ende kam ein Bau zur Ausführung, der in seiner ursprünglichen äußeren Form erhalten geblieben ist: ein Stahlbeton-Korpus, der sich aus drei Trakten zusammensetzt, die die jeweilige Funktion nach außen wiedergeben sollten. Zur Straßenfront (Karlstraße) hin der Trakt mit hohen Räumen und entsprechenden Glasfronten, der die (für die damalige Zeit) mit modernster audiovisueller Technik ausgestatteten Hörsäle und Seminarräume aufnahm, in der Mitte ein aufgestelztes, viergeschossiges Gebäude für die Büroräume der Akademie- und Fachschul-Verwaltung und der Dozent(inn)en, dem sich ein weiterer zurückgesetzter Bautrakt zur Gartenseite hin mit 50 Wohnräumen (alle mit Nasszellen ausgestattet) für die Absolvent(inn)en und Gastdozent(inn)en anschloss. Diese konnten das sich im Untergeschoss befindende Schwimmbad nutzen, das 2006 zum Archivmagazin umgebaut wurde. Für die 70er Jahre mehr als fortschrittlich, wurde auf dem Dach der Akademie eine Solaranlage für die Warmwasseraufbereitung installiert, die aber nach Aufgabe des Schwimmbad-Betriebes entfernt wurde.11 Im rückwärtigen Gebäudeflügel fanden 44 Parkplätze, auf zwei Untergeschosse verteilt, Platz. Nachdem bereits mehrere Monate in diesem Haus Lehrveranstaltungen abgehalten worden waren, fand die Hausweihe am 18. Juli 1973 statt. Bereits zwei Jahre später musste die Fortbildungs-Akademie einen Teil der Räumlichkeiten an die Verwaltung der 1971 gegründeten Katholischen Fachhochschule (heute Katholische Hochschule) abgeben, die heute hier noch ansässig ist, und für die im Laufe der nächsten Jahrzehnte zweckgebundene Umbauten im Innern vorgenommen werden mussten.
Heute: attraktiv gelegen am Schlossberg
Die Fortbildungs-Akademie, deren Verwaltung und Dozentenschaft zwischenzeitlich in der Wölflinstraße 4 (dem ehemaligen Studentenwohnheim) untergebracht waren, fand nach langer Suche ihr endgültiges und erheblich erweitertes Domizil in einer attraktiven Lage an den Hängen des Freiburger Schlossbergs in den Häusern Wintererstraße 17-19 (s. Abb. in neue caritas Heft 13/2012, S. 12). Das gesamte Anwesen, das sich seit 1934 im Besitz des Schweizer Diplomaten Jakob Walter Zwicky befand, erwarb 1946 der Schweizer St. Konrad-Verein für den DCV (der Verein wurde nur zu diesem Zweck gegründet), da während der Besatzungszeit die französische Militärregierung Immobiliengeschäfte nur unter Ausländern gestattete.12 1948 schließlich überließ der Schweizer Verein dem DCV das Grundstück und die Immobilien unentgeltlich. Die 1911 gebaute Villa, Wintererstraße 19, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg das Mutterhaus der Caritasschwesternschaft (heute: Caritasgemeinschaft für Pflege- und Sozialberufe), und ging 1965 über an das Seminar für Sozialarbeit in Entwicklungsländern13, der Vorgängereinrichtung der heutigen Caritas international. Das Wohnheim und die Schul- und Verwaltungsräume des Seminars übernahm Ende der 70er Jahre die Fortbildungs-Akademie. Das Haus Wintererstraße 17 stammt aus dem Jahr 1921 und war wie das 1960 erbaute Haus Wintererstraße 17a Wohnheim für Student(inn)en der Katholischen Fachhochschule.14 Die Wintererstraße 19a, 1966 erbaut, beherbergte Entwicklungshelferinnen, Absolventinnen des Seminars für Entwicklungshilfe. Aus den Wohnheimen ist das Akademie-Hotel geworden, das heute nicht nur Tagungsgäste, sondern auch Wochenend- und Feriengäste aufnimmt und betreut. Seit Ende 2002 ist die Fortbildungs-Akademie mit all ihren Bereichen in den vier Häusern vereint, zu denen im Juli 2012 ein Neubau hinzugekommen ist, der einen großen, teilbaren Plenumssaal als Mittelpunkt hat und für größere Konferenzen und Tagungen zur Verfügung steht.
Anmerkungen
(ADCV=Archiv des Deutschen Caritasverbandes)
1. ADCV 149.1 (unv.) Ansporn für die Errichtung einer verbandseigenen Fortbildungsstätte könnte auch das Diakonische Werk gewesen sein, das 1966 konkret plante, ein solche für ihren Bereich zu errichten. Vgl. ADCV 113.90.030 F. 01.
2. ADCV 113.90.030 F. 01.
3. ADCV 2007/062/09.
4. ADCV 110.055-1966/3.
5. ADCV 094+148 F. 01; vgl. Roßmanith, Wilfried: Die Fortbildungs-Aademie des DCV. In: Caritas Jahrbuch ’70, S. 180-193.
6. ADCV 110.055-1972/4;113.090.030.F. 01.
7. Roßmanith, S. 184.
8. ADCV 149.1 (unv.).
9. ADCV 2007/062/08.
10. ADCV 149.1 (unv.).
11. ADCV 2007/042.
12. Vorgrimler, Martin: Quellen zur caritativen Nachkriegshilfe für Deutschland 1945-1949, S. 7.
13. ADCV 110.055-1965/1.
14. ADCV 2007/062/14; 141-M/Wohnheim; 141-M 15/Bau; 2007/042.