Innovationen brauchen mehr als eine gute Idee
Die Bedeutung „sozialer Innovationen“ wurde in den vergangenen Monaten immer wieder auf politischer Ebene hervorgehoben.1 Der Deutsche Caritasverband hat sich mit dem „Eckpunktepapier Soziale Innovationen“2 in diese Diskussion eingebracht.
Innovationen in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft beziehen sich auf die Bereitstellung neuer oder verbesserter sozialer Dienstleistungen, wie zum Beispiel Demenz-WGs oder Online-Beratungsangebote. Inbegriffen sind auch neue Prozesse wie beispielsweise die Implementierung eines Qualitätsmanagementsystems. Innovationsziele sind in der Regel eine Steigerung der Kundenorientierung oder der Wirtschaftlichkeit, aber auch die verbesserte Erfüllung weiterer Organisationsziele zum Beispiel ökologischer Art.
Aufgabe der Träger
Da die Finanzierung und Gestaltung der sozialen Dienstleistungen bei den selbstständigen Rechtsträgern vor Ort liegt, ist die strategische Förderung von Innovationen eine wichtige Aufgabe für jeden Träger. Dazu gehört es, den Innovationsprozess von der Idee bis zur Umsetzung zu gestalten und zu koordinieren, Chancen zu erkennen und wahrzunehmen, Risiken zu reduzieren sowie eine innovationsfreundliche Unternehmenskultur zu fördern.
Ein wichtiges Merkmal von Caritas-Unternehmen ist die Partizipation der haupt- und ehrenamtlichen/freiwilligen Mitarbeiter(innen) sowie der Klient(inn)en und Angehörigen bei der Bedarfsanalyse und Entwicklung von Innovationen. Darüber hinaus sollen Caritas-Unternehmen aus ihrem anwaltschaftlichen Verständnis heraus eine „Pilotfunktion“ übernehmen und je nach Bedarfslage der potenziellen Leistungsempfänger(innen) auch bewusst ein Investitionsrisiko eingehen, um neue Leistungen anzubieten.3 Projektarbeit und Kooperationen mit externen Partnern sind weitere Möglichkeiten, um kreative und neue Ideen aufzugreifen und unter alternativen Organisationsbedingungen und mit Hilfe von zusätzlichen Ressourcen zu bearbeiten.
Die größte Schwierigkeit besteht allerdings darin, nach Ablauf der Projektphase die Ergebnisse hinsichtlich ihrer Wirkung zu bewerten und eine Anschlussfinanzierung zu finden. Gerade in dieser Phase hängt der Erfolg von Innovationen in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft auch von den äußeren Rahmenbedingungen ab.
Förderliches Umfeld gefragt
Zu einem innovationsfreundlichen Umfeld gehören unter anderem Flexibilität und (Risiko-)Bereitschaft der öffentlichen Institutionen und leistungsrechtlichen Grundlagen, um tragfähige Finanzierungsperspektiven für neue und wirksame Angebote zu schaffen. Die Förderung von Kooperationen, zum Bespiel mit privatgewerblichen Unternehmen, und Netzwerkarbeit dienen dem Know-how-Transfer sowie der Verbreitung erfolgreicher innovativer Modelle. Sie tragen daher ebenfalls zu einem innovationsfreundlichen Klima bei und sollen auch die Möglichkeit schaffen, Hilfsangebote für dringende soziale Bedarfe zu entwickeln, die (noch) nicht Teil des sozialstaatlich garantierten Regelangebots sind und damit die Rolle der Caritas und anderer freigemeinnütziger Träger als freie Akteure in der Zivilgesellschaft unterstreichen.
Um die empirische Basis zu Innovationsaktivitäten in der Sozialwirtschaft zu erweitern, beteiligt sich der Deutsche Caritasverband an einer Innovationsstudie, die von der contec GmbH durchgeführt wird. Für die Weiterentwicklung des Themas im Rahmen der verbandlichen Arbeit wird es eine aggregierte Sonderauswertung mit caritasspezifischen Daten geben. Unternehmen, die noch teilnehmen möchten, gelangen unter http://contec.de/innovationsstudie2012 zum Fragebogen. Datenschutz und die Anonymität der Befragten sind gewährleistet. Die Erhebung läuft noch bis zum 10. August 2012.
Anmerkungen
1. Vgl. zum Beispiel: Beeger, Britta et al.: Nur wer Gutes tut, kriegt einen Staatskredit. Quelle: www.welt.de, 25. Oktober 2011.
2. Das Eckpunktepapier Soziale Innovationen ist abrufbar unter www.caritas.de/soziale-innovation
3. Siehe Leitlinien für unternehmerisches Handeln der Caritas. In: neue caritas Heft 20/2008, S.31 ff.