Marktanteil der Caritas an Pflegeheimen ist konstant
Rund 709.000 pflegebedürftige Menschen wurden Mitte Dezember 2007 bundesweit in stationären Einrichtungen versorgt.1 Das entspricht einem Drittel der 2,25 Millionen Menschen, die nach dem Pflegeversicherungsgesetz (SGB XI) als pflegebedürftig eingestuft wurden. 96 Prozent der Pflegebedürftigen waren in Pflegeheimen für ältere Menschen. Vier Prozent sind in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, psychisch Kranke oder Schwerkranke und Sterbende untergebracht. Knapp 80 Prozent der Pflegebedürftigen waren über 80 Jahre alt. In der ersten Pflegestatistik 1999 betrug der Anteil der über 80-Jährigen lediglich 65 Prozent. Der Anteil der 60- bis 80-Jährigen an den Heimbewohner(inne)n ist in diesem Zeitraum um zehn Prozentpunkte auf etwa 20 Prozent zurückgegangen. Der Grund ist, dass ältere Mitbürger(innen) bei immer besserer Gesundheit ihr Alter erleben und sich durch den Ausbau der Pflegedienste und anderer ambulanter und teilstationärer Angebote der Übergang in ein Pflegeheim verzögert. Der Anteil der weiblichen Heimbewohner beträgt knapp 75 Prozent, wobei er in Heimen in Caritas-Trägerschaft um fünf Prozentpunkte höher liegt.
Marktanteil freigemeinnütziger Träger nimmt zu
Nachdem im Jahr 2001 zum ersten Mal das Trägermerkmal „Caritas“ in der amtlichen Pflegestatistik mitgeführt wurde, ist es mittlerweile möglich, einen Vergleich über vier Erhebungen anzustellen. Das Mitführen des Trägermerkmals „Caritas“ erlaubt auch – neben der prinzipiell interessanten Erfassung der verbandsspezifischen Daten –, den Marktanteil der Caritas-Unternehmen zu analysieren. Bundesweit gab es im Dezember 2007 knapp 11.000 Pflegeheime, davon waren 1497 Caritas-Pflegeheime (13,6 Prozent). Die Anzahl der Caritasheime ist seit 2001 kontinuierlich gestiegen, im Jahr 2005 lag sie noch bei 1422 (s. auch neue caritas Heft 15/07, S. 28).
Abbildung 1 zeigt die Verteilung der Marktanteile der stationären Pflegeeinrichtungen. In Bezug auf die freigemeinnützige Wohlfahrtspflege lag der Anteil der Caritasheime bei 25 Prozent – jedes vierte Heim eines freigemeinnützigen Trägers war damit in Trägerschaft der Caritas. In der Vergangenheit lag dieser Anteil jedoch um einiges höher: Ein Drittel der freigemeinnützigen Pflegeheime zählte zur Caritas. Der Trend der vergangenen Jahre verdeutlicht, dass nicht private Träger den Marktanteil von Caritasheimen schmälern, sondern der Ausbau von Heimen unter freigemeinnütziger Trägerschaft. Von 2003 auf 2005 gab es einen rasanten Anstieg um rund 1700 Pflegeheime mit dieser Trägerform. Der Marktanteil der privaten Träger betrug im Jahr 2007 knapp 40 Prozent; der aller freigemeinnützigen Träger (inklusive Caritas) 55 Prozent. Öffentliche Träger, derzeit mit einem Marktanteil von knapp sechs Prozent, ziehen sich aufgrund der Vorrangstellung der freigemeinnützigen und privaten Träger weiter aus der Pflege zurück.
104.000 Pflegebedürftige in Caritas-Einrichtungen
Pflegeheime in freigemeinnütziger Trägerschaft versorgten 60 Prozent der 709.000 Pflegebedürftigen. In Caritas-Pflegeheimen wurden rund 104.000 Personen betreut. Das bedeutet, dass jede(r) vierte Pflegebedürftige eines freigemeinnützigen Heimes in einer stationären Einrichtung der Caritas untergebracht war. Im Vergleich zum Jahr 2005 ist die Zahl der Pflegebedürftigen in Caritas-Einrichtungen zwar um knapp 5000 Personen gestiegen, der Marktanteil aber unverändert geblieben, da auch in anderen Pflegeheimen – mit Ausnahme der öffentlichen Träger – die Anzahl der Pflegebedürftigen gestiegen ist.
Betrachtet man den Marktanteil nach Anzahl der versorgten Pflegebedürftigen, betrug der Anteil der Caritas 15 Prozent. Der Anteil der anderen freigemeinnützigen Träger stieg auf 46 Prozent, während der Anteil der privaten Einrichtungen nur noch 33 Prozent betrug. Abbildung 2 zeigt die Entwicklung der absoluten Anzahl der Pflegebedürftigen in den letzten Jahren.
Größenstruktur der Heime bleibt konstant
Deutliche Unterschiede zwischen privaten und freigemeinnützigen Pflegeheimen finden sich in der Größe der Einrichtungen. Größere Einrichtungen von 60 bis zu 150 Pflegebedürftigen sind häufiger bei der Caritas und den übrigen freigemeinnützigen Trägern als bei privaten Trägern zu finden: 55 Prozent der Caritas-Pflegeheime und 50 Prozent der freigemeinnützigen Einrichtungen (ohne Caritas) pflegten zwischen 60 und 150 Personen. Dagegen wiesen die privaten Heime einen höheren Anteil an kleineren Einrichtungen auf: Über 40 Prozent davon haben zwischen zehn und 40 Pflegebedürftige aufgenommen, während der Anteil bei den Caritas-Pflegeheimen nur ein Fünftel betrug. Einrichtungen mit weniger als zehn beziehungsweise mit mehr als 150 Pflegebedürftigen waren wiederum bei allen Trägerformen eher selten. Im Vergleich zur Erhebung aus den Jahren 2003 und 2005 haben sich die Werte nur marginal verändert, das heißt die Größenstrukturen der Heime in unterschiedlicher Trägerschaft sind gleich geblieben.
Die Größe der Pflegeheime wirkt sich möglicherweise auch auf die Struktur der Beschäftigungsverhältnisse aus. Große Einrichtungen mit einer höheren Bettenzahl ermöglichen eine flexiblere Mitarbeiterplanung und den Einsatz von Teilzeitkräften, während kleinere Pflegeheime den zusätzlichen Planungs- und Verwaltungsaufwand durch Teilzeitbeschäftigte eventuell nicht stemmen können.
Nur jede(r) dritte Beschäftigte arbeitet Vollzeit
Im Jahr 2007 waren 97.960 Mitarbeiter(innen) in Pflegeheimen der Caritas beschäftigt. Bei den übrigen freigemeinnützigen Trägern waren 258.800 Mitarbeiter(innen) tätig, bei privaten Trägern 177.300. Die Beschäftigtenzahl bei öffentlich getragenen Pflegeheimen ging zurück auf 39.500.
In Pflegeheimen von freigemeinnützigen Trägern und der Caritas hatten im Jahr 2007 nur knapp 30 Prozent der Beschäftigten eine Vollzeitstelle inne (vgl. Abbildung 3). In Caritas-Einrichtungen ist der Anteil der Vollzeitbeschäftigten von 2001 bis 2007 um elf Prozentpunkte gesunken. Etwa die Hälfte der Beschäftigten arbeitete in Teilzeit, während der Anteil bei den privaten Trägern knapp 40 Prozent betrug. Einerseits ermöglichen Teilzeit-Arbeitsverhältnisse Frauen, die häufiger als Männer für Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen zuständig sind, berufstätig zu sein. In diesem Fall hat die Caritas einen Wettbewerbsvorteil bei der Personalgewinnung gegenüber privaten Trägern, die in einem geringeren Umfang Teilzeitstellen anbieten. Andererseits besteht aber die Gefahr der Verfestigung dieser Strukturen vonseiten der Arbeitgeber, die es Mitarbeiter(inne)n nicht mehr ermöglichen, einer Vollzeitbeschäftigung nachzugehen, auch wenn sie dies gerne möchten. Mit Hinblick auf den Fachkräftemangel in der Altenpflege muss individuell auf die jeweiligen Bedürfnisse der Beschäftigten eingegangen werden, um im Wettbewerb um die besten Fachkräfte zu bestehen.
Die Statistik zeigt, dass Caritas-Pflegeheime mit 14 Prozent einen hohen Anteil an geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen haben – den höchsten aller Trägerformen. Die meisten der geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse sind in Pflege und Betreuung und im hauswirtschaftlichen Bereich zu finden. Knapp 70 Prozent der Mitarbeiter(innen) mit einem geringfügigen Beschäftigungsverhältnis haben einen sonstigen Abschluss (das heißt nicht aus dem Bereich Pflege oder Sozialpädagogik) oder auch gar keinen oder sind noch in Ausbildung. Doch auch über 2000 qualifizierte Alten- und Krankenpfleger(innen) und -pflegehelfer(innen) sind nur geringfügig beschäftigt.
Insgesamt waren zum Stichtag Mitte Dezember 2007 6100 Praktikant(inn)en, Schüler(innen) und Auszubildende in Caritas-Pflegeheimen tätig. Prozentual ist der Anteil dieser Gruppe (6,2 Prozent) an allen Beschäftigten am höchsten in den Caritas-Einrichtungen. Die anderen freigemeinnützigen und privaten Träger haben eine geringere Quote von Auszubildenden. Mit Blick auf den drohenden Fachkräftemangel ist es wichtig, in die Ausbildung zu investieren und Mitarbeiter(innen) frühzeitig für die Caritas zu gewinnen. Bemerkenswert ist außerdem, dass ein Viertel aller Zivildienstleistenden, die in Pflegeheimen tätig sind, bei der Caritas beschäftigt sind. Zwar machen Zivildienstleistende nur knapp zwei Prozent aller Beschäftigten aus, allerdings darf nicht vergessen werden, dass sie ihre Arbeitskraft in Vollzeit zur Verfügung stellen. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Entscheidung der Bundesregierung, den Zivildienst abzuschaffen und einen Bundesfreiwilligendienst zu etablieren auf die Personalplanung in den Einrichtungen auswirkt.
Arbeitsverdichtung lässt sich statistisch nicht feststellen
Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels im Gesundheitswesen und des demografischen Wandels ist es wichtig zu beobachten, wie sich die Arbeitsbelastung für die Pflegekräfte entwickelt. Ein Vergleich über die Jahre 2001 bis 2007 ergibt jedoch, dass – obwohl die Bewohner(innen) von Altenpflegeheimen immer älter werden – die Pflegestufe III nicht rasant ansteigt.2 Vielmehr zeigt sich in der Pflegestufe I ein deutlicher Anstieg um 34 Prozent zwischen 2001 und 2007. Die Verteilung der Pflegebedürftigen über die drei Pflegestufen hinweg ist bei allen Trägern ähnlich. Private Träger haben zwar einen um zwei Prozentpunkte geringeren Anteil an Pflegebedürftigen in Pflegestufe III im Vergleich zu Einrichtungen der Caritas, dennoch ist die Zusammensetzung für private und freigemeinnützige Träger und die Caritas gleich: 36 Prozent der Pflegebedürftigen sind in Pflegestufe I, rund 43 Prozent in Pflegestufe II und zwischen 20 und 22 Prozent in Pflegestufe III (vgl. Abbildung 4).
Auch für den einzelnen Mitarbeitenden im Bereich Pflege und Betreuung ergibt sich aus der Statistik keine Arbeitsverdichtung: Im Jahr 2007 standen für einen Pflegebedürftigen 0,61 Mitarbeiter(innen) aus dem Bereich der Pflege und Betreuung zur Verfügung. Die Statistik aus 2001 wies einen noch geringeren Wert von 0,57 Mitarbeitern pro Pflegebedürftigem aus. Berechnet man die Vollzeitäquivalente (VZÄ) der Mitarbeitenden aus dem Bereich Pflege und Betreuung, erhält man den über die Jahre konstanten Wert von 0,44 Mitarbeitern (berechnet in VZÄ) pro Pflegebedürftigem beziehungsweise 0,40 Mitarbeitern (in VZÄ) pro Pflegeplatz für Caritas-Einrichtungen. Über alle Trägerformen hinweg ergeben sich im Durchschnitt niedrigere Werte von 0,38 Mitarbeitern (in VZÄ) pro Pflegebedürftigem und 0,44 Mitarbeitern (in VZÄ) pro Pflegeplatz. Auch diese Werte sind seit 2001 konstant. Dennoch sei hier betont, dass dies Feststellungen auf Basis der amtlichen Pflegestatistik sind, die in vielen Fällen den Arbeitsalltag der im Pflegebereich Beschäftigten nicht widerspiegeln. Eine zunehmende Arbeitsverdichtung hängt nicht nur von einer höheren Anzahl Pflegebedürftiger ab, sondern auch von gestiegenen Anforderungen, wie zum Beispiel gerontopsychiatrischer und medizinisch-pflegerischer Versorgungsleistungen, bürokratischer Auflagen des Gesetzgebers und Qualitätssicherung.3
Das Statistische Bundesamt stellt für die Caritas auch Sonderauswertungen auf der Ebene der Bundesländer bereit. Bei Interesse sind diese Ergebnisse für Mitglieder der Caritas abrufbar (E-Mail an: unternehmen@caritas.de).
Anmerkungen
1. Quelle jeweils: Statistisches Bundesamt. Wiesbaden, 2007. Download der amtlichen Pflegestatistik – mit Ausnahme der caritas-Sonderauswertung – unter: www.destatis.de, Rubrik: Publikationen/Publikationsservice
2. Die Anzahl der Härtefälle in der Pflegestufe III betrug im Jahr 2007 553 Pflegebedürftige in Caritas-Pflegeheimen. In den letzten Erhebungen ist die Anzahl um jeweils etwa 100 Personen gestiegen.
3. Siehe dazu ausführlich: Weidner, Frank; Isfort, Michael; Messner, Thomas; Zinn, Winfried: Pflegethermometer 2003. Frühjahrsbefragung zur Lage und Entwicklung des Personalwesens in der stationären Altenhilfe in Deutschland. Köln, Bermuthshain, 2003.