Gemeinsam Pflegekräfte finden
Das Problem ist nicht neu, aber es wächst: Die Zahl der Pflegebedürftigen nimmt von Jahr zu Jahr zu, die Zahl derer, die in Pflegeberufe drängen, schrumpft. Die Medien widmen sich immer häufiger dem Thema "Pflege" und stellen die Frage, mit welchen finanziellen Mitteln und welchem Personal wir die größer werdende Lücke füllen können. Politiker sind meist hilflos, Kommunen beklagen leere Kassen. Krankenhäuser, Altenheime und ambulante Pflegeeinrichtungen vermissen Nachwuchs. Im Landkreis Starnberg hat sich ein Initiativkreis zusammengeschlossen, der nicht warten möchte, bis die drängenden Probleme "von oben" gelöst werden. In den nächsten drei bis fünf Jahren werden bei der anzunehmenden Bedarfsentwicklung im Landkreis Starnberg Pflegekräfte im dreistelligen Bereich fehlen. Deshalb lud die Ambulante Krankenpflege Tutzing e.V. zusammen mit einer in Gesundheits- und Pflegethemen erfahrenen Beratungsagentur regionale Pflegeinstitutionen und -dienste, Altenheime, Krankenhäuser und Kliniken zum runden Tisch ein.
Gemeinsam handeln statt durch Konkurrenz blockieren
Anfänglich sechs, mittlerweile zehn Partner schlossen sich im April 2010 im Verbund "Zukunft Pflege" zusammen und definierten gemeinsam Ziele, Leitlinien und klare Aufgabenverteilungen. "Die Erkenntnis, dass wir alle in einem Boot sitzen und gemeinsam mehr erreichen können, als jeder von uns allein, war schnell getroffen", erläutert Florian Walter, Bereichs- und Heimleiter des Bayerischen Roten Kreuzes, das mit im Verbund ist. "Kooperation, gemeinsames Handeln und Auftreten bringen schnellere und bessere Erfolge, als sich durch Konkurrenz und Trägheit zu blockieren. Letztlich geben wir so auch ein gutes Beispiel für das, was allen sozial tätigen Menschen am Herzen liegt: Das Miteinander, das Sichöffnen für andere sind zentrale menschliche Werte für unsere Gesellschaft", so Walter.
In der Startphase leistete jeder Partner einen finanziellen Basisbetrag zur Grundsteinlegung. Der Hauptanteil dessen, was jeder Partner beiträgt, liegt jedoch im ehrenamtlichen Engagement: in den Gesprächen mit Schulen und Ausbildungsinstituten, in der aktiven Begleitung Auszubildender als Mentor, in administrativen Aufgaben, den Planungen und Abstimmungen gemeinsamer Aktionen.
Die Ziele des Initiativkreises sind:
1. Qualifizierten Pflegenachwuchs generieren und Wiedereinsteiger(inne)n wie auch Umsteiger(inne)n die Wege in Pflegeberufe öffnen.
2. Die berufliche Situation der in der Pflege Tätigen verbessern, zum Beispiel durch Mentoring während der Ausbildung und Gespräche mit politischen Entscheidungsträgern hinsichtlich Ausbildungsmöglichkeiten und Vergütung.
3. Das einstmals gute Image der Pflegewelt wieder nachhaltig verbessern.
4. Die Öffentlichkeit informieren und sensibilisieren, um weitere private Initiativen zu ermutigen, um den Druck auf politische Gremien zu erhöhen und Bürger(inne)n die Brisanz eines Themas vor Augen zu führen, das jeden früher oder später betrifft - ob als Pflegekunden oder Angehörigen.
Breites Echo über die Region hinaus
Wie dringend Lösungen im Pflegebereich benötigt werden, zeigt das Echo, das der Initiativkreis in der Region und über die regionalen Grenzen hinaus erfährt:
- Im Juni 2010 wurde "Zukunft Pflege" im Rahmen des Sozialpreises des Lionsclubs Ludwig II, Starnberger See, mit dem ersten Preis ausgezeichnet.
- Die Website www.initiativkreis-pflege.de des Initiativkreises verzeichnet kontinuierlich wachsende Besucherzahlen.
- Die regionale und überregionale Presse berichtete ausführlich über das Engagement des Verbundes.
- Sechs Wiedereinsteiger(innen) sind bereits an Bord.
- Die Bundesagentur für Arbeit hat finanzielle Unterstützung für ein interessantes Pilotprojekt zum Wiedereinstieg berufserfahrener, sozial kompetenter und derzeit arbeitsloser junger Menschen zugesagt. Die Berufsfachschule für Krankenpflege am Klinikum Starnberg ist mit an Bord.
- Gespräche mit regionalen Politikern haben bereits stattgefunden und stehen weiter auf der Tagesordnung
Die Qualität in der Pflege kann nur mit kompetentem Pflegepersonal gesichert werden. Jeder junge Mensch, der sich für einen Beruf im Gesundheits- und Pflegebereich entscheidet, trifft auch eine zukunftssichere Wahl für sich selbst. Speziell in der Pflege werden zunehmend sichere Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten geboten.