Leichter planen mit KI
Der größte Vorteil für uns ist die immense Zeitersparnis", schwärmt Christiane Koch. Sie ist Pflegedienstleiterin der Caritas Sozialstation Göttingen und nutzt seit einiger Zeit Künstliche Intelligenz, um ihre Pflegetouren zu planen. Die anfängliche Angst vor der neuen Technologie hat sie schon in der Anfangsphase verloren. Mitarbeiter:innen der Firma, deren Softwareprodukt sie einsetzt, haben sie persönlich vor Ort geschult. Jetzt, nachdem alle Stammdaten hinterlegt sind, erhält sie mit nur wenigen Klicks verschiedene Planungsvarianten, die sie miteinander vergleichen kann. Wovon sie träumt: Am Wochenende, wenn sich Mitarbeitende krankmelden, mit einem Knopfdruck von zu Hause aus einen Vertretungsplan zu erstellen.
Pflegedienste verwenden im Durchschnitt 26,5 Prozent ihrer Arbeitszeit für Verwaltungsaufgaben. Hierzu gehört auch, laut einer Studie des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) von 2019, die Dienste und Touren zu planen - kostbare Zeit, die für andere Aufgaben wie Pflegevisiten genutzt werden könnte.
Man muss allen gerecht werden
Die Tourenplanung in der ambulanten Pflege ist komplex. Jeder Klient und jede Klientin hat individuelle Bedürfnisse und eigene Zeitfenster, Mitarbeitende haben persönliche Wünsche oder sind mit unterschiedlichem Stellenumfang beschäftigt. Hinzu kommen wachsende Anforderungen an die Wirtschaftlichkeit: Die Touren müssen möglichst effizient gestaltet sein, um Reisezeiten und -kosten zu minimieren und um möglichst viele Klient:innen in einem begrenzten Zeitrahmen zu betreuen. Planung ist also entscheidend, um nicht nur die Bedürfnisse der Klient:innen und Träger zu decken, sondern auch den Arbeitsalltag so zu gestalten, dass die Fachkräfte in der Einrichtung bleiben.
Weniger Stress und mehr Zeit für die Pflege
Denn Überlastungen und Stress aufgrund unzureichender Planungen sind bedeutende Kündigungsgründe von Pflegekräften. Laut einer Untersuchung der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) aus dem Jahr 2018 verließen 42 Prozent der Pflegekräfte in Deutschland ihren Arbeitsplatz wegen Überlastung und unzureichenden Arbeitsbedingungen. KI-gestützte Planungstools können entlasten. In kürzester Zeit oder bei krankheitsbedingten Ausfällen erstellen sie einen validen Touren- beziehungsweise Dienstplan. Doch nicht nur im operativen Bereich können die neuen Werkzeuge unterstützen, sondern auch bei strategischen Entscheidungen, zum Beispiel wie Touren umstrukturiert, verringert oder hinzugefügt werden sollen. Künstliche Intelligenz ist auch in der Lage, die unterschiedlichen Wünsche der Mitarbeitenden in den Dienstplänen zu berücksichtigen und Team-Dynamiken miteinzubeziehen.
Die Fehlerhäufigkeit sinkt
Es gibt verschiedene Anbieter, die solche KI-Assistenzsysteme bereitstellen. Mit der neuen Technik lassen sich Stresssituationen verringern. In regelmäßigen Updates soll in Zusammenarbeit mit den Sozialstationen die Funktionalität der digitalen Werkzeuge verbessert werden.
Durch den Einsatz der integrierten KI-Tourenplanung kann die Planungszeit um etwa 80 Prozent reduziert werden. Auch sind manuell geplante Touren in der Regel 20 Prozent weniger effizient als solche, die mit Hilfe von Optimierungslösungen erstellt werden. Zudem verringert sich die Fehlerhäufigkeit. Doch bei aller betriebswirtschaftlicher Optimierung darf nicht vergessen werden, dass die Menschen im Mittelpunkt stehen sollten.