Hilfe, wir haben Daten!
Über zwölf Millionen Menschen pro Jahr haben bundesweit Kontakt zu Einrichtungen und Diensten der Caritas. Dabei entstehen täglich Millionen Daten. Sie werden gespeichert, ausgewertet, geschützt, genutzt und geteilt. Dazu kommen unzählige Daten von weiteren Nutzer:innen digitaler Informationsangebote. Sie teilen ihre Bedarfe und Fragen mit, erhalten Antworten, geben Rückmeldungen, kommen wieder und nutzen andere Angebote. Alle diese Informationen sind Daten, die mehr oder weniger systematisch in Caritas-Organisationen gesammelt werden. Dazu kommen andere Datenquellen wie digital gestützte Prozesse, umfangreiche Wissensressourcen und Tausende Websites und Social-Media-Accounts. Über die Caritas-Webfamilie werden zudem Adressen, Termine, Fortbildungen, Jobausschreibungen, Ehrenamtsangebote, Pressemitteilungen und Stellungnahmen gepflegt und verbandlich verknüpft.
Daten in der Caritas: Wir müssen etwas tun
Neue Methoden der Datenverarbeitung und -nutzung aus Bereichen wie Data Science und Datenökonomie sowie die wachsende Bedeutung von Künstlicher Intelligenz machen deutlich: Bei diesen Datenmengen müssen wir etwas tun! Unsere Daten sind wertvoll, besonders wenn wir sie im gesamten Verband und in Zusammenarbeit mit anderen nutzen. Dadurch können wir neue Mehrwerte schaffen - für unsere Entscheidungsfindung und Planung, unsere Wirksamkeit und auch für automatisierte Angebote, vor allem aber für unsere Klient:innen.
Das Civic Data Lab unterstützt
Deshalb engagiert sich der Deutsche Caritasverband im Civic Data Lab mit seinen Partnern aus der Gesellschaft für Informatik und der Organisation Correl Aid, einem Netzwerk, das Data Science für gemeinnützige Zwecke einsetzen will. Das gemeinsame Ziel: Innovationen mit Daten in Wohlfahrt und Zivilgesellschaft voranbringen. Denn langfristig muss datengestütztes Arbeiten alltäglich werden - auch mit dem Ziel, neue Lösungen für gesellschaftliche Probleme zu finden. Diese Lösungen sind vor dem Hintergrund von demografischem Wandel, gesellschaftlicher Spaltung und Klimawandel dringend erforderlich.
Dafür ist einiges zu tun: Prozesse müssen angepasst werden, um Daten zu sammeln, zu verarbeiten und in den Wertschöpfungsprozess einzubinden. Ideen für Datenprodukte müssen entwickelt und umgesetzt werden. Es braucht zudem eine geeignete technische Infrastruktur sowie die entsprechenden Kompetenzen und Ressourcen bei Mitarbeitenden und einen Überblick über vorhandene Datenströme. Außerdem müssen die neuen datengetriebenen Arbeitsmittel Eingang in Strategie und Kultur der Organisation finden. Das Civic Data Lab stellt dafür wichtige Hilfsmittel bereit.
Community: vernetzen und austauschen
Ein zentraler Bestandteil des Civic Data Lab ist die Förderung einer aktiven Community von Dateninteressierten und engagierten Expert:innen. Auf der Community-Plattform HumHub sind bereits über 200 Personen vernetzt, um gemeinsam Fragen und Probleme bei der Realisierung von Vorhaben zu lösen. Zwei Community-Manager:innen unterstützen die Engagierten und bringen Personen mit ähnlichen Anliegen zusammen. Regelmäßig finden kostenlose, digitale "Espresso-Talks" für die Community statt, die Einblicke in aktuelle Themen der Datenverarbeitung und -nutzung bieten. Die Expert:innen der Talks kommen von renommierten Organisationen wie "Data Science for Social Good" oder Greenpeace, von den "Neuen deutschen Medienmacher:innen", von der Bertelsmann-Stiftung, dem Deutschen Roten Kreuz oder von "Politics for Tomorrow".
Academy: lernen und Datenkompetenz erlangen
Die Civic Data Academy bietet Lernangebote rund um den Ausbau von Datenkompetenzen. Hierbei bündelt und kuratiert die Academy bestehende Lernangebote und stellt diese Workshops nach Filterkriterien zusammen. Außerdem werden neue Formate entwickelt, die speziell auf die Bedürfnisse der Zivilgesellschaft zugeschnitten sind. Die Workshops reichen von Datenstorytelling und Datenkultur über offene Daten bis hin zu Einsteigerkursen in Datenverarbeitung und -analyse. Diese Lernangebote finden sowohl online als auch in Präsenz an verschiedenen Orten in Deutschland statt. Auch Inhouse-Schulungen für Organisationen der Zivilgesellschaft sind möglich. Die Civic Data Academy nutzt moderne Lernplattformen wie Moodle, um den Zugang zu Bildungsressourcen zu erleichtern. E-Learning-Module ermöglichen es den Teilnehmenden, in ihrem eigenen Tempo zu lernen und ihre Fähigkeiten kontinuierlich zu erweitern.
Datenvorhaben: kostenlose Beratung, individuelle Unterstützung
Zentral für das Engagement des Civic Data Lab ist die enge Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft. Das Lab bietet Beratung zu verschiedenen Themen an, von allgemeinen Fragen zu Datenverarbeitungswerkzeugen bis hin zu spezifischen Anforderungen bei Gestaltung der Infrastruktur oder der Umsetzung von Vorhaben und Projekten. Ein innovatives Feature sind die "Datensprechstunden", in denen Expert:innen des Labs individuelle und kostenfreie Beratungen anbieten, um zivilgesellschaftliche Akteur:innen zu unterstützen. Alle Engagierten, die gedanklich mitten in einer ersten Idee oder sogar bereits in einem Datenprojekt stecken und fachkundige Unterstützung benötigen, sind in der Sprechstunde willkommen. Diese Beratungsgespräche dienen oft als erster Schritt für die Konzeption und Planung von Projekten, die vom Lab engmaschig in der Umsetzung begleitet werden, wenn sie in das gemeinnützige Profil passen.
Hintergrund und Förderung des Civic Data Lab
Das Civic Data Lab wird von einem Konsortium aus Deutschem Caritasverband, der Gesellschaft für Informatik und Correl Aid getragen. "Daten fürs Gemeinwohl - von der Zivilgesellschaft, für die Zivilgesellschaft" ist das Leitmotiv, das durch eine enge Zusammenarbeit der Partner:innen und den Austausch von Wissen und Erfahrungen unterstützt wird. Das Civic Data Lab wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert und ist ein Ankerprojekt der "Civic Coding Initiative", die gemeinsam vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales sowie dem Bundesministerium für Umwelt und Verbraucherschutz realisiert wird.
Erfolgreiche Projekte im Civic Data Lab - Beispiele
Demokratie-Wegweiser zeigt Strukturen und Mandatsträger
Der Demokratie-Wegweiser baut eine zentrale Datenbank zu Wahlkreisen und Mandatstragenden von der Kommune bis zum Bund (bald auch Europaparlament) auf und bietet eine interaktive Kartenanwendung (digitale Landkarte), die politische Strukturen visualisiert.
Nutzer:innen können auf der Website ihre Adresse eingeben und erhalten Informationen darüber, welche Personen ihren Wahlkreis auf kommunaler, Landes- und Bundesebene vertreten. Bürger:innen bekommen so den Weg durch den Wirrwarr der Zuständigkeiten gezeigt.
Mehr Infos unter: https://civic-data.de/ein-wegweiser-fuer-die-demokratie
Texteditor all.txt macht geschlechtergerechtes Schreiben leicht
Der browserbasierte Texteditor all.txt hilft dabei, Texte zu verfassen, die Menschen gleichermaßen ansprechen und alle Geschlechter sichtbar machen. Das Lab unterstützt all.txt bei der Entwicklung mit Hilfe von speziell gelabelten Trainingsdaten. Nicht nur der Texteditor selbst, sondern auch der dabei entstehende Datensatz soll vielen Menschen in der Gesellschaft zugänglich gemacht werden und wird deshalb frei verwendbar für weitere Datenprojekte veröffentlicht.
Mehr Infos unter: https://civic-data.de/all-txt
Output-Monitoring im Jugendmusikprojekt Ten Sing
Das Jugendmusikprojekt Ten Sing zeigt, wie Daten zur Analyse von Teilnehmendenmotivation und -engagement systematisch erhoben und interpersonell analysiert werden können. Das Lab unterstützt die Ehrenamtlichen dabei, regelmäßig eine deutschlandweite Teilnehmendenbefragung durchzuführen.
Auf Grundlage von Fokusgruppeninterviews wird ein Fragebogen erstellt, der online jederzeit genutzt werden kann. Neben Bedarfen und Motivationen gehen aus diesem Fragebogen auch wichtige Daten zur Anzahl der Engagierten und deren Entwicklung hervor. Für die Darstellung dieser Ergebnisse wird ein Dashboard implementiert, das die wesentlichen Ergebnisse auch für Laien verständlich aufbereitet. Diese Art der Erhebung kann langfristig und niedrigschwellig genutzt werden, damit auch künftige Ehrenamtliche ohne wesentliche Vorkenntnisse auf die Umfrage und die Ergebnisse zugreifen können.
Mehr Infos unter https://civic-data.de/output-monitoring-ten-sing
Kontakt zum Civic Data Lab
Informationen zu Veranstaltungen und zur Teilnahme an der Civic Data Community, der Academy und den Datensprechstunden unter: www.civic-data.de
Bei Fragen steht das Team des Civic Data Lab im Deutschen Caritasverband zur Verfügung: Hazem Adel, Stephanie Agethen und Angela Berger.
E-Mail: mail@civic-data.de, Linkedin: civic-data-lab