Mannheim bleibt weltoffen
Jetzt hat es auch Mannheim getroffen, so meine Freundin, als wir im Autoradio von dem furchtbaren Attentat auf dem Mannheimer Marktplatz hörten. Und gleich kamen Sorgen: Was macht das mit unserer Stadt? Mannheim ist weltoffen. In Mannheim leben viele Kulturen und Religionen friedlich miteinander. In der Gründungsurkunde der Stadt von 1607 steht, so ein Abgeordneter aus Mannheim im Bundestag, dass in Mannheim willkommen ist, wer rechtschaffen und mit Anstand zum Positiven dieser Stadt beitragen will, egal, wo er oder sie herkommt. Nachdem Rouven Laur an seinen Verletzungen im Krankenhaus verstarb, fanden gleich ein interreligiöses Gebet und eine Gedenkveranstaltung auf dem Marktplatz statt. Unser Oberbürgermeister Christian Specht sagte sinngemäß: Das ist nicht Mannheim, was da geschah. Pax Europa [eine auf dem Markt gegen den Islam polemisierende Organisation - R. H.] kam von außerhalb und hat unsere Stadt als Bühne missbraucht. Und auch der Mörder war kein Mannheimer. Die 7000 Menschen aber, die gekommen sind aus unterschiedlichen Religionen und Kulturen, um zu trauern, das war die Bürgerschaft. Wir dürfen uns das gute Miteinander in Mannheim nicht vergiften lassen durch diese mörderische Tat.
Und doch: 14,2 Prozent haben bei den Kommunalwahlen in Mannheim die AfD gewählt, in zwei Stadtteilen ist sie stärkste Partei. Wie geschmacklos war es von der AfD, ausgerechnet den Marktplatz, wo viele wortlos und ergriffen trauern, für ihre deutschlandweite Demonstration missbrauchen zu wollen! Die Gegendemonstration war größer.
Ich höre von Menschen, die sagen, sie würden aus Angst zu keinem EM-Spiel ins Stadion gehen. Ich weiß von Muslim:innen, die Sorge haben, dass sie und ihre Religion mit dem fanatischen Islamismus gleichgesetzt werden. Unsere jüdischen Mitbürger:innen erleben seit dem Hamas-Überfall am 7. Oktober 2023 noch mehr Anfeindungen, Häme und Hass, nicht nur im Netz.
Wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen. Wenn wir freiwillig und aus Angst auf unsere Freiheit verzichten, die uns unsere Demokratie gewährt, haben die Extremisten einen Teilsieg errungen. Frieden beginnt bei mir. Er beginnt da, wo wir Spaltungen in unserer Gesellschaft entgegenwirken, wo wir andere verstehen wollen, wo wir offen füreinander sind und uns gegen Hass und Abwertung stellen. Als Caritas arbeiten unsere Mitarbeitenden Tag für Tag daran. Lassen wir uns nicht entmutigen! Mannheim wird weltoffen bleiben. Deutschland, Europa und die Welt hoffentlich auch! Das ist unsere Aufgabe.