"Wir beraten und helfen ganz individuell"
"Wir beraten und helfen ganz individuell"
Interview - Andrea Steinhart
Kati Habekuß (32) arbeitet seit rund fünf Jahren im Bereich der Beratung für Menschen mit Behinderung bei der Caritas Pforzheim. Hier berät sie auch Flüchtlinge mit Behinderung.
"In Ihrer Beratungsstelle erhalten Flüchtlinge mit Behinderung und Migrant:innen Hilfe. Was können Sie für sie tun?"
Wir beraten und helfen ganz individuell. Schon allein ein Antrag für einen Schwerbehindertenausweis gestaltet sich häufig schwierig, weil oftmals ärztliche Unterlagen fehlen. Wir vermitteln die notwendigen Fachärzte oder helfen bei der Übersetzung von vorhandenen Dokumenten. Ein weiterer Schwerpunkt ist die passende medizinische und pflegerische Versorgung der Menschen mit Behinderung. Viele unserer Klient:innen haben einen hohen Pflegebedarf. Bei diesen versuchen wir je nach Aufenthaltsstatus Pflegeunterstützungsleistungen zu beantragen. Die Pflegebegutachtung begleiten wir im Bedarfsfall. Bei Uneinigkeit mit dem Gutachten unterstützen wir bei der Widerspruchsformulierung. Wir bieten den Betroffenen oder den Angehörigen ausführliche Beratung zu Pflegegeld, Entlastungsbetrag oder Verhinderungspflege. Bei der Hilfsmittelversorgung sind die Probleme die Arztsuche und das Ausstellen eines Rezeptes. Wenn dieses einmal vorliegt, muss mit den entsprechenden Kostenträgern geklärt werden, inwieweit die Kosten übernommen werden.
"Ihnen stehen Ehrenamtliche zur Seite. Welche Aufgabe haben sie?"
Wir bei der Caritas Pforzheim haben das Glück, eine recht konstante Zahl an Ehrenamtlichen zu haben, die sich für die Menschen einsetzen. In der Beratung ukrainischer Zugewanderter haben wir fünf Ehrenamtliche, die uns unterstützen und für uns übersetzen. So können auch komplexe Problematiken der Betroffenen verstanden, diskutiert und richtig angegangen werden. Andere Ehrenamtliche stehen einzelnen Personen oder Familien zur Seite, begleiten die Ge- flüchteten mit Behinderung bei Amts- und Arztgängen und übernehmen den Schriftverkehr mit Behörden.
"Was könnte die Politik besser machen, wenn es um Schutzsuchende mit Handicap geht?"
Den Betroffenen fehlt es oft an Informationen, welche Rechte und Leistungen ihnen zustehen und wo diese zu beantragen sind. Daher müssten Zugangswege und Antragsstellungen vereinfacht werden. Auch die Zuständigkeit der Kostenträger ist nicht immer gleich zu ermitteln. Weiterhin ist der Ausbau der Pflege- und Behindertenhilfe notwendig. Leider gibt es nur wenige Einrichtungen. Glücklicher- weise verfügen wir über unser Heilpädagogisches Zentrum mit Frühförderung, Schulkindergarten und Schule für Körperbehinderte. Dort erhalten behinderte Kinder und deren Familien wieder echte Perspektiven.
Kriege zwingen Millionen Menschen zur Flucht. Was an sich schon eine Herausforderung ist, trifft Menschen mit Behinderung besonders hart. Zehn bis 15 Prozent aller Flüchtlinge haben eine Behinderung. In die Beratungsstelle für Menschen mit Behinderungen in Pforzheim kommen Angehörige aller Nationen.
Kontakt: Caritasverband Pforzheim, Sozialdienst für Menschen mit Behinderung, Blumenhof 6, 75175 Pforzheim, E-Mail: kati.habekuss@caritas-pforzheim.de