Junges Engagement: youngcaritas feiert zehnten Geburtstag
"Es finden sich einfach keine jungen Leute, die sich bei der Caritas engagieren wollen! Das Engagement stirbt aus." In nicht wenigen Caritasverbänden war das früher eine oft gehörte Klage. Junge Menschen interessieren sich einfach nicht für soziale Themen, war oft die Annahme, da könne man eben nichts machen.
Wie gut, dass sich nicht alle damit zufriedengaben! Menschen im Deutschen Caritasverband machten sich gemeinsam mit einigen Pionierinnen und Pionieren in Diözesan- und Orts-Caritasverbänden daran, etwas Neues zu probieren. Ihre These: Junge Menschen wollen sich sehr wohl engagieren. Wenn sie es bisher nicht bei uns tun - dann müssen wir eben etwas anders machen.
Und so entwickelten sie das Konzept von youngcaritas: zeitlich begrenzte Aktionen zum Anpacken, innovativ, kreativ und spontan, mit viel Spielraum zum Ausprobieren, in Kooperation mit Partnern und mit einer ansprechenden Marke, unter der sich die verschiedenen Angebote und Orte sammeln. Manche waren skeptisch: Das haben wir noch nie so gemacht! Passt das überhaupt zur Caritas?
Bundesweit mehr als 80 Standorte
Die youngcaritas ging im April vor zehn Jahren trotzdem an den Start und es zeigte sich, dass die Idee genau den Nerv traf: Schnell gründete sich eine youngcaritas nach der anderen, erste Projekte entstanden: Azubis aus der Industrie sammelten Sachspenden für die Tafel, unter dem Titel "Make a difference - make a bag" wurden aus Stoffresten der Kleiderkammer Taschen, und an Schulen wurden Unterrichtsstunden zu Flucht und Migration gestaltet. Und tatsächlich ging der Plan auf: Junge Menschen fühlten sich angesprochen, engagierten sich in Projekten und brachten ihre eigenen Ideen ein. Die ersten 25 youngcaritas-Standorte trafen sich auf Bundesebene, tauschten ihre Erfahrungen aus und lernten voneinander. Eine Erfolgsgeschichte begann.
Inzwischen sind es über 80 Orte in Deutschland mit einer youngcaritas, die sich als ein gemeinsames Netzwerk verstehen. Im Einsatz sind Tausende Engagierte zwischen 13 und 27 Jahren - vor allem für Klima- und Umweltschutz, für Vielfalt und Geflüchtete, für ältere Menschen und Menschen in Armut. Die Erfahrung dabei: Sind die Aktionen konkret, plausibel, wirksam und machen sie dazu noch Spaß, dann sind junge Menschen gern bereit, sich trotz eines vollen Terminkalenders einzusetzen.
Die youngcaritas-Akteuri, wie sich die Mitarbeiter:innen der youngcaritas nennen, begleiten die Projekte, beraten die Einrichtungen, vermitteln die Interessierten und sorgen für die Kooperation mit Schulen, Initiativen und Firmen. Wichtig ist die Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, die das Engagement sichtbar macht und eine Dankeschön-Kultur fördert.
Auch in Krisenzeiten bewährt
Die Aktionen der youngcaritas bringen Menschen zusammen. "Hinter dem generationsübergreifenden Austausch steckt so viel Herzlichkeit und Dankbarkeit. Es erfüllt mich, zu wissen, dass ich weiterhelfen kann und wir auch voneinander lernen können", sagt Anna-Lena von der youngcaritas Münster zur Smartphone-Sprechstunde für Ältere. "Ich bin richtig froh, dass ich die Kulturbuddys gefunden habe. Ich bekomme nicht nur Hilfe, sondern ich kann auch anderen Gutes tun. Und das ist sehr schön!", beschreibt Baryalay das Patenprojekt der youngcaritas Berlin. Und Munia von der youngcaritas Heilbronn-Hohenlohe betont: "Ich schätze den Zusammenhalt von jungen Menschen, die bereit sind, ihre eigenen Ideen einzubringen und diese anschließend auch zusammen umzusetzen."
youngcaritas hat sich auch in Krisenzeiten bewährt: In der Pandemie sprang sie zum Beispiel bei Essensausgaben für Wohnungslose ein, initiierte Lieferdienste und startete die Aktion "Briefe gegen Einsamkeit". Clean-ups von verdreckten Flüssen und Parks, Spenden sammeln bei Katastrophen und Freizeitangebote für Geflüchtete - gäbe es die youngcaritas nicht schon, man müsste sie erfinden.