Vorsorge und Vertrauen sind nötig
Die Meldungen sind bekannt: "Ein Erdbeben erschütterte?…" oder "Ein Tropensturm erreichte?…". Indonesien und die Philippinen waren jüngst Schauplätze solcher Naturereignisse mit verheerenden Folgen. In den Tagen danach kämpfen die Menschen meist um das Überleben. Derweil beginnen Hilfsorganisationen ihre Nothilfe zu organisieren, verteilen Lebensmittel, Kleidung und Zelte. Nach einigen Wochen startet dann im besten Fall der Wiederaufbau. Also alles auf "Anfang"?
Hoffentlich nicht. Denn so kann nachhaltige Katastrophenhilfe nicht funktionieren. Im Gegenteil: Der Status quo ante birgt die Gefahr einer neuen Katastrophe nach der alten. Eine Katastrophenhilfe, die dieses Muster durchbrechen will, muss neu gedacht werden. In den Fokus rückt die Katastrophenvorsorge, die dem Verlust von Menschenleben vorbeugt und Schäden minimiert.
Tropenstürme oder Erdbeben sind erst einmal Naturereignisse. Zu Katastrophen werden sie dann, wenn Menschen darunter leiden, schlimmstenfalls sterben. In der Regel sind das jene Menschen, die weder das Wissen noch die finanziellen Ressourcen haben, um Vorsorge zu treffen. Sie leben oft in besonders bedrohten Zonen, etwa in Überflutungsgebieten von Flüssen oder an abrutschgefährdeten Berghängen - Orten erhöhten Risikos, die katastrophale Folgen für diese Menschen haben können. Die wahre Tragödie ist, dass wir um dieses Katastrophenpotenzial wissen, den Menschen aber keine "Vorsorge" ermöglichen.
Eine nachhaltige Katastrophenhilfe macht dies möglich. Allerdings ist das ein längerer sozialer Prozess, der über den Ansatz klassischer humanitärer Hilfe weit hinausreicht. Diese berücksichtigt oft nur die materiellen Güter. Nachhaltige Hilfe bezieht die Betroffenen mit ein, macht sie selbst zum bestimmenden Subjekt und versucht darüber hinaus, auch soziale und gesellschaftliche Strukturen mit zu verändern. Grundlage dafür ist gegenseitiges Vertrauen zwischen Betroffenen und Helfenden, wie es sich Caritasverbände weltweit erarbeitet haben.
Nachhaltige Katastrophenhilfe erfordert einen längeren sozialen Prozess
Nachhaltige Katastrophenhilfe verbunden mit Vorsorge verhindert Bilder von Leid. Ein Ergebnis, das paradoxerweise unsere Arbeit erschwert, weil mediale Aufmerksamkeit gerade solche Bilder fordert. Denn nur Szenen hungernder Menschen oder zerstörter Häuser "verkaufen" sich als News. Auch hier braucht es einen Kulturwandel: Unser Handeln darf nicht durch Mitgefühl bestimmt werden, sondern durch Solidarität mit den Menschen, die noch nicht von Katastrophen betroffen, aber den Risiken ausgesetzt sind.