Über 50 und am Ende?
Fragt man die Gestalter der Politik, ist klar: In Zeiten des Fachkräftemangels ist die Erfahrung der älteren Arbeitnehmer unverzichtbar. Die Realität sieht dennoch anders aus - zumindest wenn man etwas genauer hinschaut. Dies tut die Caritas regelmäßig zusammen mit den anderen Wohlfahrtsverbänden in Nordrhein-Westfalen mit dem Arbeitslosenreport NRW. Dieser Bericht, der quartalsweise erscheint, gibt einen Überblick über die wesentlichen Daten zur Arbeitslosigkeit in Nordrhein-Westfalen. Dabei wird jeweils ein Aspekt der aktuellen Arbeitsmarktsituation als Schwerpunktthema ausführlich behandelt.
Die dort jüngst vorgetragene Analyse der Situation älterer Arbeitsloser zeichnet ein
problematisches Bild:
- Gerade bei älteren Arbeitslosen ist das Risiko eines dauerhaften SGB-II-Bezugs besonders hoch. 81 Prozent der SGB-II-Empfänger über 50 Jahre haben in den vergangenen zwei Jahren mindestens 21 Monate Leistungen bezogen (Langzeitleistungsbezieher). Allein in der Diözese Münster waren dies im März dieses Jahres 37.557 Menschen. Die Zahlen dieser Langzeitleistungsbezieher sind dabei im Vergleich zum Vorjahr sogar noch angestiegen.
- Über 58-Jährige, die in den letzten zwölf Monaten kein Jobangebot seitens der Agentur erhalten haben, werden nur noch als Unterbeschäftigte gezählt und fallen aus der Arbeitslosenstatistik heraus. Dies betrifft bundesweit rund 50.000 über 58-Jährige, im Bistum Münster allein 5105 Langzeitarbeitslose. Indem man sie aus der offiziellen Statistik streicht, gerät auch die besondere Schwierigkeit dieser Personengruppe aus dem Blickfeld.
- Auch wenn das Risiko zur Langzeitarbeitslosigkeit bei älteren Arbeitslosen hoch ist, erhalten sie dennoch deutlich weniger arbeitspolitische Förderung als der Durchschnitt der Arbeitslosen. Dieser Trend hat sich im letzten Jahr weiter verschärft.
Förderung älterer Arbeitsloser fehlt
Diese Fakten machen deutlich: Auch wenn in den Sonntagsreden gerne die berufliche Erfahrung der Älteren gelobt wird, fehlt eine entsprechende Förderung älterer Arbeitsloser, insbesondere wenn sie bereits länger arbeitslos sind. Sie werden schlichtweg abgehängt.
Die Folge ist eine dauerhafte Abhängigkeit von SGB-II-Leistungen und damit eine geringere Rente und die Gefahr der Altersarmut.
Eine aktivierende Arbeitsmarktpolitik und langfristig angelegte Maßnahmen für Langzeitarbeitslose zur Integration in Arbeit dürfen deshalb gerade vor älteren Arbeitslosen nicht haltmachen. Konkret heißt das: weiterhin Jobangebote und Fördermaßnahmen von der Bundesagentur für Arbeit für über 50-Jährige. Durch eine gezielte Förderung können auch diese Personen - mit ihren Erfahrungen - einen wichtigen Beitrag leisten.