Entspannung und vorsichtiger Optimismus zu spüren
Zum achten Mal wurde im März 2014 die wirtschaftliche Lage der Rechtsträger der Caritas erhoben. Die jährliche Erhebung, die auf Selbsteinschätzungen der Geschäftsführer(innen) basiert, soll als Frühindikator auf Veränderungen aufmerksam machen und unternehmenspolitischen Handlungsbedarf in den einzelnen Tätigkeitsfeldern anzeigen.
Wie in den Jahren zuvor wurden die Daten über die Online-Plattform des Deutschen Caritasverbandes erfasst. Den Rechtsträgern wurde pro Tätigkeitsfeld ein Fragebogen zugeordnet. Um die verschiedenen Tätigkeitsfelder eines Trägers berücksichtigen zu können, wurden 3083 Fragebögen an 1125 Träger versandt. Von ihnen haben 54,5 Prozent Fragebögen bearbeitet. Die folgenden Auswertungen basieren auf 1520 Datensätzen.
Als Thema für die Zusatzfragen wurden in der diesjährigen Erhebung die Energiekosten gewählt. Dabei wurden sowohl die Entwicklung der Kosten als auch der nachhaltige Umgang mit Energie in den Blick genommen.
Geschäfts- und Ertragslage hat sich leicht erholt
Der Trend zu einer pessimistischeren Einschätzung der Geschäftslage, wie sie 2012 von den Befragten geäußert worden war, setzt sich 2013 nicht fort, sondern diese erholt sich leicht. Die aktuelle Geschäftslage wird zwar weiterhin relativ negativ eingeschätzt, die Erwartungen für die Zukunft kann man jedoch als vorsichtig optimistisch bezeichnen.
Das Ertragsklima entwickelt sich seit 2009 parallel zum Geschäftsklima. Auch hier ist eine leichte Erholung zu beobachten. Genauso wie beim Geschäftsklima ist dies auf die zukünftigen Erwartungen zurückzuführen. Vor allem der Anteil derer, die eine Verschlechterung erwarten, ist stark zurückgegangen. 2012 waren dies noch 28 Prozent, 2013 nur noch 20 Prozent. Von einer Verbesserung geht jedoch ein gleichbleibend geringer Anteil von 16 Prozent (2012: 15 Prozent) aus (s. Abb. 1).
Vergleichsweise gut wurde die aktuelle Geschäftslage in den Werkstätten für Menschen mit Behinderung und in der stationären Behindertenhilfe eingeschätzt, für die Zukunft erwarten jedoch beide Einrichtungsarten eher eine Verschlechterung der Lage. So gingen in der stationären Behindertenhilfe 28 Prozent der Träger davon aus, dass sich ihre Lage verschlechtern wird, bei den Werkstätten für behinderte Menschen 27 Prozent. Das sind sechs bis sieben Prozentpunkte über dem Gesamtdurchschnitt von 21 Prozent. Die stationäre Jugendhilfe weist mit knapp einem Fünftel einen relativ hohen Anteil von Trägern auf, die die aktuelle Geschäftslage als gut bezeichnen, gut drei Fünftel geben eine befriedigende Geschäftslage an. Die Familien- und Dorfhelferinnenstationen schätzen sowohl die aktuelle Ertragslage als auch die aktuelle Geschäftslage mit knapp 60 Prozent als schlecht ein und schneiden damit am schlechtesten ab. Eine vergleichsweise schlechte Geschäfts- und Ertragslage herrscht auch in der Allgemeinen Sozialberatung, den Diensten und Einrichtungen für Migranten, bei den Beratungs- und Behandlungsstellen für Suchtkranke und den stationären Hospizen. Unter den Beratungsstellen der Caritas ist lediglich bei den Schwangerschaftsberatungsstellen die aktuelle Lage vergleichsweise positiv.
Beschäftigungsklima ist erstmals rückläufig
Erstmals gab es in der Erhebung 2013 einen Rückgang des Beschäftigungsklimas. Dieses fällt etwas unter das Niveau, das von 2009 bis 2011 gehalten wurde, und deutlich unter das von 2012. Trotzdem bewegt sich das Beschäftigungsklima nach wie vor deutlich im positiven Bereich, das heißt: Wesentlich mehr Träger melden eine Beschäftigungsexpansion als einen Rückgang der Beschäftigung.
Der Rückgang des Beschäftigungsklimas ist vor allem auf die erwarteten zukünftigen Entwicklungen zurückzuführen. Hier ist der Anteil derer zurückgegangen, die eine Zunahme der Beschäftigten erwarten. Gleichzeitig gaben mehr an, dass sie von einer Abnahme ausgehen.
Anstieg in Behindertenhilfe und Krankenhäusern
Zwei Tätigkeitsfelder, in denen weiterhin das Beschäftigungsklima ansteigt, sind die stationäre Behindertenhilfe und die Krankenhäuser. Für den Bereich der Krankenhäuser wird jedoch für das kommende Jahr ein überdurchschnittlich hoher Rückgang erwartet. So erwartet knapp ein Viertel, dass die Zahl der Beschäftigten abnehmen wird. In der stationären Altenhilfe war die Beschäftigungslage im Jahr 2013 merklich weniger expansiv als im Gesamtdurchschnitt. Lediglich ein Fünftel der Teilnehmenden meldet eine Zunahme, bei den Sozialstationen hingegen gaben fast zwei Fünftel einen Anstieg der Beschäftigung an. Für die Sozialstationen wird weiterhin mit einer überdurchschnittlichen Expansion gerechnet. So geht hier ein Drittel der Träger von einer Zunahme der Beschäftigten aus. In der stationären Altenhilfe wird die zukünftige Entwicklung ähnlich zurückhaltend eingeschätzt wie die aktuelle Lage.
Besonders stark von einem Rückgang der Beschäftigtenzahlen sind die Familienpflege- und Dorfhelferinnenstationen betroffen. Hier hat für 2013 ein Drittel einen Rückgang beobachtet. Für das kommende Jahr erwartet dies weiterhin noch über ein Fünftel.
Zwei Drittel können die Betriebskosten nicht decken
Die laufenden Betriebskosten konnten auch im Jahr 2013 bei knapp zwei Drittel der Befragten nicht gedeckt werden. Der Anteil jener Träger, die das aufgetretene operative Defizit nicht ausgleichen können, ist deutlich von 30 auf 38 Prozent gestiegen. Von 2009 bis 2012 hatte der Anteil bei circa 30 Prozent gelegen. Da, wo eine Defizitdeckung möglich war, erfolgte dies in gut der Hälfte der Fälle mittels Kosteneinsparung. Wesentlich häufiger als 2012 konnten Zuschüsse herangezogen werden. 2012 nutzten diese nur 23 Prozent, 2013 waren es 33 Prozent.
Im Bundesvergleich fällt auf, dass insbesondere Einrichtungen und Diensten in Niedersachen (53 Prozent) und in Rheinland-Pfalz (46 Prozent) kein Ausgleich des Defizits möglich war. Die schlechte wirtschaftliche Gesamtsituation der Familienpflege- und Dorfhelferinnenstationen spiegelt sich auch bei den Möglichkeiten des Defizitausgleichs wider. So waren hier 62 Prozent nicht in der Lage, Fehlbeträge auszugleichen. Überdurchschnittlich schlechte Werte weisen auch viele Bereiche auf, die bei den offenen Hilfen und Beratungsstellen angesiedelt sind. Unter den stationären Bereichen fällt die relativ schlechte Situation der stationären Altenhilfe auf.
Gewinnung von Personal bleibt weiter schwierig
43 Prozent geben an, dass sich die Personalgewinnung für Mitarbeiter(innen) mit mittlerem Ausbildungsabschluss (zum Beispiel Krankenpfleger(innen), Altenpfleger(innen), Ergotherapeut(inn)en, Mitarbeiter(innen) in der Verwaltung im Gegensatz zum Vorjahr schwieriger dargestellt hat. Dieser Wert ist im Vergleich zu den Vorjahren zum ersten Mal deutlich zurückgegangen. 2012 lag der Anteil noch über zehn Prozentpunkte über diesem Wert. Auch für die Gewinnung von Personal mit Hochschulabschluss ist der Anteil derer, die eine Erschwernis zu den Vorjahren feststellen, gesunken. So waren dies 2013 48 Prozent (2012: 53 Prozent). Leichter wurde die Gewinnung von Personal für beide Personalgruppen jedoch nur minimal. Die Differenz zwischen denen, die eine erschwerte Personalgewinnung beobachten und denen, die von einer Erleichterung ausgehen, zeigt, dass sich seit 2007 die Personalgewinnung deutlich schwieriger gestaltet, mit der leichten "Entspannung" im Jahr 2013 (siehe Abb. 2).
Schwieriger wurde die Gewinnung von Mitarbeitenden mit mittlerem Abschluss vor allem in Berlin (für 59 Prozent) und Bayern (für 53 Prozent). Für Personal mit Hochschulabschluss trifft dies ebenfalls in Berlin (für 69 Prozent), aber auch in Niedersachsen (für 67 Prozent) zu. Die Gewinnung von Personal mit mittlerem, aber auch mit Hochschulabschluss gestaltete sich vor allem in der stationären Jugendhilfe, in der stationären Behindertenhilfe und in der stationären Altenhilfe schwerer. Andere Bereiche wie insbesondere Beratungsstellen, aber auch die Werkstätten für Menschen mit Behinderung waren weniger davon betroffen.
Steigende Energiekosten betreffen die meisten
Die Zusatzfragen in der diesjährigen Erhebung beschäftigen sich mit den Energiekosten und Maßnahmen zur Einsparung von Energie. Auf diese Weise erhält der DCV Anhaltspunkte zum Stand der Betroffenheit und des Umweltmanagements in den Diensten und Einrichtungen der Caritas und damit einen wichtigen Input für die weiteren Planungen hinsichtlich des Themas "Förderung der ökologischen Nachhaltigkeit bei Trägern der Caritas".
Steigende Energiekosten sind für einen Großteil der Einrichtungen und Dienste ein Thema. So sind bei drei Viertel der Teilnehmenden die Energiekosten gestiegen, ein kleiner Anteil von fünf Prozent berichtet von sinkenden Kosten. Letzteres könnte darauf zurückgeführt werden, dass bei diesen Trägern bereits Maßnahmen zur Senkung der Energiekosten greifen. So haben zwei Drittel derjenigen, die von sinkenden Kosten berichten, bereits systematische Energiesparmaßnahmen durchgeführt, während dies bei allen anderen lediglich ein Drittel ist. Dieser Zusammenhang deutet darauf hin, dass Maßnahmen bereits ihre Wirkung gezeigt haben. Da, wo die Energiekosten gestiegen sind, ist es schwierig, diesen Anstieg durch Entgelte zu refinanzieren. Für 38 Prozent war dies gar nicht, für 54 Prozent nur zum Teil möglich.
Energie gespart wird dort, wo auch viel verbraucht wird
40 Prozent der Befragten unternehmen Maßnahmen zur Einsparung von Energie. Dies sind vor allem energieintensive stationäre Einrichtungen und die Werkstätten für Menschen mit Behinderung.
In den meisten dieser Einrichtungen und Dienste werden diese Maßnahmen in Form eines Maßnahmenkataloges (47 Prozent) in der Organisation verankert. Zertifizierungen für Umweltmanagement spielen mit zwei Prozent eine sehr untergeordnete Rolle. Gut ein Fünftel verknüpft das Umweltthema mit dem bestehenden Qualitätsmanagement und praktiziert damit einen systematischen Ansatz.
Bei den konkreten Maßnahmen werden besonders häufig die Heizanlagen optimiert (76 Prozent), aber auch Verbesserungen der Beleuchtungskonzepte (48 Prozent) sowie der Fassaden- und Dachdämmung (38 Prozent) werden relativ häufig vorgenommen. Photovoltaikanlagen und Maßnahmen zur Senkung des Wasserverbrauchs spielen hingegen eine geringere Rolle (s.Abb. 3).
Die ergriffenen Maßnahmen können von knapp der Hälfte der Träger nicht durch Entgelte refinanziert werden, bei 45 Prozent gelingt dies zumindest teilweise, bei sechs Prozent gelingt eine vollständige Refinanzierung.
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